Im heißen Sommern wie diesen ist der Spitzahorn, der vor 30 Jahren erst armdick war und nur knapp dem Abrutschen in die Baugrube entkam, unschlagbar - als Schattenspender. Inzwischen Jahr um Jahr mindestens einen Meter Durchmesser an Kronenumfang zulegend, schützt er die Terrasse perfekt vor der mittäglichen Hochsommerhitze. Inzwischen überragt er das Haus und versucht sich mit der aus Nachbars Garten schräg ins Licht hineinwachsenden Kiefer zu arrangieren.
Er ist Teil des Eichhörnchen-Pfads übers Grundstück, Anflugstelle für die Vögel auf dem Weg ins fröhliche Bad, Nahrungsspender für Mengen von Käfern und Raupen und selber überaus fruchtbar - aus seinen Flügelfrüchtchen, die Frau Käthe neulich so wunderbar in Szene gesetzt hat, wachsen mir jährlich Hunderte von Sämlingen in den Garten, die alle auszuziehen mir mehr meditative Übungszeit abverlangen würde als ich erübrigen kann. So habe ich mich ein bisschen geschlagen gegeben, und so gibt es im Garten in allen möglichen und unmöglichen Ecken und Töpfen kleinere oder größere Ahorn-Kinder und -Teenies.
Eins davon hat sich mir ganz züchtig vors Badezimmerfenster gedrängt, als innen das Rollo seinen Dienst versagte, ein anderes hilft der Hundsrose beim Abstützen und dem Wilden Wein beim Klettern, ein weiteres misst seine Kräfte mit dem Gartenzaun, Dutzende Kleine stecken ihre vorwitzigen Blättchen zwischen den Bodendeckern hervor. Und Enkelmädchen Waldkind 1.1 will sie alle retten und hat die ersten schon eingetopft und in andere Gärten entführt...
Meinen Spitzahorn mag ich sehr, zu jeder Jahreszeit bringt er mir andere Bilder. Jetzt abends im Sommer, wenn's die Mücken erlauben, sitzen wir draußen und hören sein Konzert - sanftes Blätterrauschen, begleitet vom Zirpen der Grillen, umflogen von Fledermäusen und Libellen. Im Abendsonnenschein leuchten die Blätter grüngolden. Und nach einem Sommerregen (ja, hatten wir, endlich!!!) tropft es noch lange von seinen Blättern dicke langsame Tropfen.Übrigens, der Baum vom letzten Post - er ist weg.