"Alles neu" heißt es heute bei Nics Fotoprojekt Beauty is where you find it. (Und ich halte mich auch heute an die Januar-Farb-Palette "Grau".) Bei Bines und Andreas Jahresprojekt Short Stories sind zuerst "Gute Vorsätze" dran. Beides trifft es nicht genau für mein Vorhaben, aber irgendwie schon. Bei mir ist nicht "alles neu" und doch gibt es Neues bei mir, handgreiflich, im Herzen und im Kopf. "Guten Vorsätzen" sagt man nach, dass man sie eh nicht einhält. Es ist nichts Neues und kein Vorsatz, doch für mich ist etwas gut in Fluss gekommen, das ich in diesem Jahr besonders mit Leben erfüllen möchte - neben anderem, das mir lieb und teuer ist und das ich mag und nicht bleiben lassen möchte. 2014 wird für mich ein Jahr ohne Zeug werden, das heißt (wie ohnehin schon eine ganze Weile lang) nicht mehr "alles neu", im Gegenteil, ich kaufe nichts mehr, außer Lebensmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs: keine Kleidung, keine Bücher, keine "Konsum"-Gegenstände, keine brummenden Küchenmaschinen, keinen Schnickschnack... "Kannst du noch leben ohne zu kaufen?" lautet die ernst gemeinte und von mir ernst genommene Frage, auch wenn's ein Spiel ist. Ich glaub, ich kann noch leben, ohne zu kaufen. (Der Button und Link zum "Gesellschaftsspiel" steht schon eine Weile rechts in meiner "Werbeleiste".) Sollte mir was fehlen, wird es selbst gemacht (Recycling, Upcycling, Reparatur...), eingetauscht (gegen was, was ich hab oder kann) oder ausgeliehen (in der Familie, von Nachbarn, von Freunden, von welchen, die mitmachen), jenachdem. Ich bin gespannt wie weit ich komme. Als ich mich dafür entschieden habe, war es zeitig im Dezember, ich wollte schon mal testen, vor dem offiziellen Start der Aktion. Ich habe schnell gemerkt: Ich brauche - eigentlich - nichts. Ich habe alles, was ich brauche. In einem wie bei mir nun bald 6 Jahrzehnte währenden Leben kommt einiges zusammen... Manches davon nutze ich gar nicht oder selten. Viele andere könnten mitnutzen... Nun, es gab keine "Angstkäufe" im Dezember... "Nutzen statt besitzen" heißt eine aktuelle Studie der Heinrich-Böll-Stiftung zu einer ressourcenschonenden Konsumkultur. Und "nicht kaufen" heißt noch lange nicht, dass eine nicht gut leben kann ;-). Deshalb zeigen die Fotos für BIWYFI von heute Ausschnitte meiner Lebens-Art.
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Meine zuletzt "gekauften" Dinge: ein grauer Loop für mich und dieses schöne Buch (das ich verschenkt habe, aber auch selber lese). "Genutzt" - eine handgewebte Decke als Dauerleihgabe meines weit weg lebenden Bruders. "Geschenkt bekommen": den Kalender mit Fotos des kleinen Enkelmädchens und umzugshalber zuviel gewordene alte Keramik aus dem Norden, graublau und mit Libellen, wie gemacht für mich und nun auf Umwegen zu mir gefunden ;-) |
Schon lange habe ich keine Lust mehr, meine Zeit mit dem Auswählen und Vergleichen so vieler und oft überflüssiger Möglichkeiten beim Kaufen zu vertun. Auch keine Lust die Ressourcen der Erde mit nicht notwendigen Käufen zu belasten und fleißig daran mitzuwirken, die unendlichen Abfallberge und Plastikmeeresstrudel, die nun einmal vor allem "westlicher Lebensstil" verursacht, weiter zu vergrößern. Abgesehen davon, unter welch unmenschlichen Bedingungen in anderen Ländern produziert wird, damit wir viel und preisgünstig kaufen können. Eine Wirtschaft, die nur funktioniert, wenn viel konsumiert wird, liegt schief. Sehr schief. Die oft so ganz selbstverständlich in Anspruch genommene individuelle Freiheit zu konsumieren, wann, was und soviel man will, hat meiner Meinung nach Grenzen, in der Verantwortung, die jede/r für das Gemeinwesen trägt, und das auch global gesehen. Ich möchte nichts mehr kaufen, dessen Herstellung, Betrieb und Entsorgung nicht Prinzipien der Ressourcenschonung, ökologischer Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit entspricht. Mir ist völlig klar, das ist schwierig, aber ich will einfach anfangen das zu tun, was ich mit meinen Möglichkeiten kann. Auch weil ich versuche, junge Menschen für nachhaltige Lebensstile zu interessieren und auf der Suche nach nachhaltigen Lebensstilen zu begleiten. Da lebt meine "Lehre" auch davon, dass sie echt und an mir nachprüfbar ist, noch mehr als bisher schon. Das klingt nach Verweigerung und Widerstand, ist es auch irgendwie, zumindest dieses Jahr lang, vielleicht auch länger. Ich will auch nicht Geld verdienen müssen, um kaufen zu können, von dem andere meinen, dass man es braucht und haben muss. Dieses Jahr ist also auch eine Suche, die Suche nach "gesunden" Optionen, wenn ich dann doch irgendwann wieder etwas Neues brauchen sollte. Und seit ich einen sehr gut bezahlten Job vor nun schon 4 Jahren freiwillig aufgegeben habe, merke ich, dass ich mit sehr, sehr viel weniger Geld sehr sehr viel zufriedener und freier lebe...
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Lebensart - Schönheit um mich herum, Kalender-Kleinode von MüllerinArt und mmeulma. Nützliches wiedergefunden - Kalender mit einfachen Übungen, wenn man doch mal zu lange am Schreibtisch sitzen muss. Nützliches gewonnen - bei Mond ein (gleich gefülltes) Taschentuchtäschchen, das einen feinen Farbklecks in die Januar-Farbpalette bringt. |
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Lebensart - Kalender von MüllerinArt und mmeulma und der liebevoll von der größeren Enkelin gemalte und beschriftete "Beipackzettel" zum von Tochter "groß" selbst fabrizierten Feigensenf: "passt gut zu Käse"... und schmeckt hervorragend!
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Bei Kerki und auf Nunus Blog Ich kaufe nix habe ich ähnliche Gedanken zu Widerstand gegen unsere westliche Konsumwelt gefunden, die längst überwiegend eine Kaufwelt geworden ist. Es wird viel gekauft und dann gar nicht oder - verglichen mit der möglichen Lebensdauer von Produkten - zu wenig benutzt. Die nach seltsamem "Mode"diktat jährlich neu angeschaffte (Marken-)Kleidung ist nur ein Beispiel. Ich habe größten Respekt vor Menschen, die bewusst ein Selbstversorgerleben führen oder ohne Geld oder in Gemeinschaften leben und sich dort mit ihren Gaben und Fähigkeiten einbringen. Ich fürchte, das kann (noch) nicht die Lösung für alle Menschen sein, aber es gibt die, zu denen es passt und es setzt so wichtige Zeichen: dass anderes Leben möglich ist. Dass es Alternativen gibt zu "Das ist eben so." "Da kann man nichts machen." "Man kann doch eh nichts tun." Doch. Und wenn es erst mal nur der veränderte Blick ist auf etwas, das angeblich normal ist. Oder alt. Oder scheinbar nutzlos. Wahrnehmend. Wertschätzend. Liebevoll.
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Lebensart - Gefunden: Zweigspiralen in leeren Flaschen. Vom Lieblingssohn gefunden und fotografiert und in einen Fotokalender integriert und mir geschenkt: "nur" eine alte Bahnschwelle. Ich liebe das Bild. Wabi-Sabi... |
Während meinem Konsumverweigerungs-"Test" im Dezember habe ich habe auch gemerkt: Es gibt Dinge, bei denen ich "schwach" werde/n kann - Bücher, Kleinkunst (nicht zuletzt bei den Schöpfungen so vieler lieber kreativer künstlerisch oder kunsthandwerklich arbeitender Blogger/innen...), überhaupt "Schönes", "Ästhetisches" habe ich gern um mich, nicht nur das, was ich mache, auch gern von anderen. Da gäbe es im Projekt zwei Joker... Oder ich mach ein Tauschangebot? Bei Büchern gibt es ja auch die Option Bibliotheken und Fernleihen mal fester auf den Zahn zu fühlen oder mal nachzufragen, wer das Wunschbuch vielleicht schon hat und es ausleiht. Dennoch wird es Bücher geben, die ich nicht nur lesen, sondern auch bei mir haben möchte, um sie aufzuschlagen, wenn mir danach ist... Auf der anderen Seite habe ich hier viele Bücher stehen, die ich in einer bestimmten Lebensphase gebraucht habe, aber nun nicht mehr. Und manches andere auch. Also werde ich mich in diesem Jahr von einigen Dingen einfach trennen, tauschen, verschenken, spenden, manches auch verkaufen, an jemanden, der es braucht oder anders verwerten kann als ich. Das ist schon jetzt entlastend für mich, da ich z. B. meine Buchwunschliste ausgedünnt bzw. z. T. in eine Lesewunschliste verwandelt habe und angefangen habe ungenutzte Sachbücher wegzugeben. Auf einmal ist wieder Platz an Stellen, wo sich die Bücher nur so türmten und ich manchmal schlicht den Überblick verloren hatte. (Damit überraschenderweise auch verbundene Einnahmen schenken mir gerade Zeit für manche mir auch noch wichtige Dinge in meinem Leben, die sich in der Broterwerbsarbeit nicht oder zu wenig ereignen und die ganz ohne "Kaufkonsum" zu haben sind.)
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Lebensart: Ein Geschenk für mich von B. ohne Blog - ein Wolkenkalender mit ihren Fotos. Und Aussicht - trotz aller von Menschen gebauten Sperrriegel - auf der Karte von Mond. |
Ich bin gespannt auf das Jahr, auf meine Erfahrungen, auf den Austausch, auf Veränderungen, auf den Fluss...
Schon einmal hier zitiert, möchte ich auch heute noch einmal mit einem meiner Lieblingszitate schließen, einem des Lehrers und Naturpädagogen Armin Held, den ich inzwischen bei einem 10tägigen Intensivseminar kennenlernen durfte: "Hoffnung ist eine Haltung, die durch die Fähigkeit charakterisiert ist,
die bestehenden Probleme wahrzunehmen und sich trotzdem eine gelingende
Zukunft vorzustellen und dahingehende (Handlungs-)Möglichkeiten
wahrzunehmen und zu nutzen... Gewiss ist es schwer, auf die Wirkung der
eigenen sich meist bescheiden ausnehmenden Taten zu vertrauen, aber
genau damit hat das Prinzip Hoffnung zu tun." (Armin Held: Die Beziehung
von Mensch und Natur als Thema der Lehrerfortbildung. 2000, S. 205,
211).