Feuer, ein faszinierendes Element, ohne Frage. Schon der Blick ins Feuer - mir wird er nie langweilig... Was gibt es von mir zum Feuer zu sagen, fragt Astrid... Ich lasse ein paar Erinnerungen an mir vorbei ziehen und sammle Gedanken..., bevor der November vorbei ist..., ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Und illustriere mit "feurigen" Fotos der letzten Wochen.
Bei mir zu Haus... Leihgabe des Gefährten. |
Ich erinnere mich, wie alle meine kleinen Kinder staunend in respektvollem Abstand zum offenen Kamin ihrer Großeltern standen und voller Ehrfurcht "Feuer" flüsterten. Der Jüngste durfte dann einmal in der Woche dort "unter Aufsicht" abbrennen, was sich die Woche über an nicht weiter verwendeter Pappe angesammelt hatte.
Sonnenuntergangs-Himmel überm Albertpark in Freiberg. |
Im Sommer brannte am Wochenende im Garten meiner Jugend am See abends immer ein offenes Feuer. Wir saßen dort und redeten und auch mancher Kanon machte die Runde. Mein damaliger Freund (und späterer Vater meiner Kinder) und ich saßen besonders lange dort, eng umschlungen, bis in die tiefe Nacht, und schauten in die Flammen.
Ecoprint auf Wolle mit Eukalyptusblättern. |
Mein Vater baute die offenen Kamine selber. Sie waren der Mittelpunkt abendlicher Gesprächsrunden, und im "Katastrophenwinter" 1978/1979 rettete der damalige Kamin unser Silvester, wir hatten es kuschlig warm, denn die knappen Kohlenlieferungen reichten nicht oder kamen zu unpünktlich, um die Tage und Nächte durchzuheizen, wie es erforderlich gewesen wäre.
Sonne strahlt unseren "Petri-Blick" an. |
Vier Jahre lang kochte meine Mutter während der vierjährigen Bauzeit unseres Hauses für die 6-köpfige und an Wochenenden auch noch größere Familie auf einem zweiflammigen Spiritus-Campingkocher. Es gab keinen Strom, das Licht gaben Kerzen und manchmal eine Petroleumlampe. Den Teer für den Fundamentanstrich und später das Dach kochten wir auf einer aus Mauersteinen selbstgebauten offenen Feuerstelle. Ohne Feuer wären wir diese Jahre nicht weit gekommen...
Farbstreifenexperimente - Ölpastellkreiden und Aquarellfarben. |
Am Weihnachtsbaum meiner Elternfamilie, meist einer Kiefer aus den Wäldern vor der Haustür, brannten immer Kerzen. Wenn eine Wachs in die Zweige vertropfte und diese Feuer fingen, beruhigte uns der Vater "Das geht wieder aus". Es stimmte, frische winterfeuchte Kiefern entzünden sich nicht so leicht. Im dürren heißen Hochsommer geht das schneller. Trotzdem hat es mich geängstigt und ich habe später in der eigenen Familie immer Lichterketten am Baum benutzt, aber dennoch mindestens drei Adventkränze in Brand gesetzt... Meine Töchter zünden übrigens wieder Kerzen am Baum an... Kerzenlicht liebe ich auch und will nächstes Jahr endlich mal wieder selber Kerzen gießen, ich habe mindestens drei Eimer gesammelter Kerzenreste (nicht nur von mir) im Keller stehen.
"Rosenfeuer" im Kerzenständer. |
In meiner unmittelbaren Umgebung zwischen 150 und 500 m Luftlinie habe ich zweimal Hausbrände und zweimal Waldbrände erlebt. Jedes Mal im trockenen Brandenburger Hochsommer. Das prägt und erhöht den Respekt, bei aller Faszination fürs Element Feuer ;-). Und man schätzt die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehren bei uns auf den Dörfern.
Birkenblattsonnenflimmern. |
Einen Kohleofen oder eine mit Kohle gefeuerte Zentralheizung anzuzünden und in Gang zu halten, haben wir und meine beiden älteren Kinder noch von Kindheit auf gelernt. Kohlen schippen und glühende Asche durchs Haus und hinaus auf den Müll tragen, gehörte zum Alltag. Auch das Wissen, dass ein Ofen "ziehen" können muss, immer mal "gestocht" werden muss und dass er erst verschlossen wird, wenn alles durchglüht ist. Und dass im Haus immer gut gelüftet wurde. Wir wussten schon vor dem Chemieunterricht um Kohlenmonoxid-Gefahren und achteten sehr darauf.
Farbstreifen. Aquarellfarben. |
Während des Studiums halfen wir im Herbst auf einer der LPGn bei der Kartoffelernte. Den Duft der abendlichen Kartoffelkrautfeuer habe ich noch in der Nase, wir schön war es, die Finger wärmen zu können und wie gut schmeckten die heißen "Aschkartoffeln" nach einem feuchtkalten Tag auf dem Acker.
Noch einmal flackern sie auf, die Herbstfarben. Heute in Freiberg. Berberitze. |
Oft saßen wir während der naturpädagogischen Weiterbildungen abends noch ums Feuer und sangen. Eine Runde ums Feuer hat eine unvergleichliche Wirkung...
Mehrere Jahre lang hatten wir zum "Familienostern" die Gelegenheit die Osterfeuer in der Osternacht auf den Bergen im Harz zu beobachten. Wir mussten gar nicht dabei sein. Das Aufleuchten an mehreren Stellen zu sehen und zu wissen, dass dort Menschen am Feuer beieinander sind, genügten mir vollkommen zum stillen Fühlen von Gemeinschaft und Hoffnung.
Berberitzen-"Feuer". Heute in Freiberg. |
Einmal brannte am gegenüberliegenden Seeufer abends ein Ferienhäuschen ab. Glücklicherweise kam kein Mensch zu Schaden. Das Riesenfeuer als ebensogroßes Spiegelbild auch noch auf dem dunklen See zu sehen, war ein einprägsamer Anblick, faszinierend schön sogar. Wir standen stumm und schauten... Ein paar Jahre später brannte dort im Ort ein Haus, in das am nächsten Flüchtlinge einziehen sollten. Ein furchtbares Ereignis. Und noch immer sind solche Ereignisse in Deutschland möglich...
Feuer. Aus der Reihe "Elemente". Wachsbatik. |
Da gibt es noch mehr Brände, die ich mit Trauer und Zorn sehe, Brände, die unsere Ressourcen verschleudern, unsere Erde vergiften und (noch nur) in Teilen letztlich unbewohnbar machen. Weil der Drang nach Wirtschaftswachstum und hohen Profiten ökologische und soziale Belange am liebsten nicht oder nur (gezwungenermaßen) ein bisschen berücksichtigen mag. Sei es die Vergiftung von Gewässern wie in Indien oder das Abfackeln bei der Gewinnung von Erdöl, seien es die Brandrodungen von Wäldern oder die Brände in der Billig-Klamotten-Textilindustrie. Und jede*r von uns hängt irgendwie mit drin, und sei es nur durch Unkenntnis, Desinteresse oder Gleichgültigkeit.
15fünfzehn-Collage Nr. 54 - Es brennt. (Paperswap- und Batikpapiere, Goldgelstift) |
Zur Hochzeit neulich bekamen wir auch das Buch "Wut ist ein Geschenk" von Arun Gandhi geschenkt, einem Enkel von Mahatma Gandhi. Dieser Tage habe ich angefangen es zu lesen. Es bewegt mich sehr. Arun Gandhi schreibt über seinen Großvater: "Mein Großvater wäre traurig über das Ausmaß von Wut in der heutigen Welt. Aber verzweifeln würde er nicht." So versuche ich das auch.
Ach, die Kunst habe ich ganz außer acht gelassen... Spontan denke ich jetzt an den Feuervogel, das Ballett nach russischen Märchenmotiven mit Musik von Igor Strawinsky, und daran, wie William Turner Feuer malen konnte... Magisch...
Astrids Blogaktion: Feuer
Adventspost: Farbstreifen
Papierliebe: Gold
15fünfzehn - Collagen