Mittwoch, 31. August 2016

Muster-Mittwoch - nicht nur dafür #webseidank





Ein paar meiner Karten von gestern aus meinen Sommerpost-Druck-Proben und -Resten habe ich noch vermustert...






Eine rote Stempel-Musterkarte, die beim Stempeln mit dem Buben entstand, habe ich auch noch gefunden, als Foto jedenfalls in meinem "Augustspeicher". Ob ich sie schon an jemanden verschickt habe? Das vom Buben bevorzugte Rot ist übrigens versehentlich auch einmal in die Sommerpost geraten, Eva weiß, wovon ich rede ;-)







Jedenfalls erinnert mich die rote Musterei an eine bestickte Bluse, die meine Mutter lange trug. So vor Jahrzehnten. Aus Bulgarien, Rumänien, Ungarn? Ich weiß es nicht mehr.








Auch ein paar Schnippel aus Abschnitt-Streifen kamen zum Einsatz, mal wieder in einem Papier-Quilt(chen)...










Auch ein Papierquilt gibt ein feines Mosaik-Muster ab. Geklebt habe ich die ca. Quadratzentimter großen Vierecke auf einen fürs Paradies zu dunkel geratenen Gelatinedruck. Resteverwertung.








Und dann gibt es ja diese Moosgummi-Schnippelreste-Sammlung... Ihr wisst ja, ich schmeiß (erst mal) nichts weg...)









Da könnte man doch mal ein Muster in Stempelkissengröße draus machen, dachte ich mir, auf einem der uralten Schulstempel, deren Gummi sich nach Jahrzehnten bröselig aufgelöst hatte... Stempel umgekehrt in eine Tasse gesteckt und
von den Moosgummiresten "intuitiv" und vorsichtig was auf die entstandene waagerechte "Arbeitsfläche" aufgeklebt.






Einmal bunt und digital gemustert.






Nach dem Trocknen der Kleberei richtig losgestempelt. Ich gebe zu, dass ich das Einwalzen mit Linoldruckfarbe irgendwie lieber mag für solche Formate. Beim nächsten Versuch mit Stempelkissen würde ich jedenfalls zumindest mal eine nachgiebige Unterlage unters Papier bringen, Moosgummi oder eine alte Decke?






Wie ich eigentlich dazu komme immer wieder so freudig so herumzumustern? (musste ich mich schon manchmal fragen lassen...) #webseidank, kann ich da nur sagen. Ich bin nicht sicher, ob ich die kreative Beschäftigung mit meinen eigenen Projekten so regelmäßig praktizieren würde, wenn ich nicht hier die Menschen gefunden hätte, die Ähnliches tun, mindestens genauso "verrückt" "verliebt" z. B. in Schnipsel und Muster sind... und so gerne ihre Muster und auch ihre Tipps teilen.




Der Gang zum Briefkasten förderte Feinstes Gemustertes und Musterwürdiges zutage: Post vom Tochterkind und Blumenstrauß von Lucia.



So verlagert sich zz. (und gegen Ende meines Pflicht-Berufslebens) das Unterrichten mehr und mehr in Richtung "Selbertun", mir und anderen zur Freude. Oder einfach so mit anderen zu werkeln, ohne dass dahinter der Druck von "Genug-geld-damit-verdienen-müssen" steht. Entlastend, unglaublich entlastend...




Sonniger Briefumschlag - gefaltet aus einer alten Illustriertenseite. Lustigerweise habe ich dieser Situation, dem Blick von unten in Baumkronen hinein, gerade einen Artikel fürs neue NABU-JahreBuch 2017 gewidmet...


Ich erfahre unter den Kreativen hier in den Blogs Inspiration, Bestätigung und Motivation neue verrückte Sachen zu  probieren. Denn das ist  d i e  Erfahrung im Web: Ich bin nicht allein verrückt, wie ich mir früher manchmal vorgekommen bin, wenn man lustvoll, wild und frei herummatscht und schnippelt und die Wohnung mit trocknenden Papieren, Batiken, Gelli- oder Eco-Prints auslegt und von Überraschungsbesuchern irritierte Blicke erntet... ;-)



Post-Lesepause draußen. Auf dem Gartentisch noch die Dahlie vom Montags-Mandala und der heute morgen geleerte Ecoprint-"Dämpfer".


Es ist erstaunlich, was da duchs Bloggen für Kontakte entstehen, und nicht nur virtuelle... Auch jede "leibhaftige" Begegnung, in den letzten Jahren mit kreativ tätigen Bloggerinnen, z. B. mit Astrid, Mano, Michaela, Lisa, Christine, Katrin, Mila, Jana, Lucia... (ich hoffe, ich habe nun keine von euch vergessen...) lockert neuen kreativen Boden - in Seele und Geist und in den Händen -, auf dem ich Neues pflanzen kann... Und so geht es mir auch mit Lottas und Birgitts scharfem Foto-Blick und Sigruns Gartenkünsten und der der Bloggerwelt zz. irgendwie fast abhanden gekommenen Katja... (fehlt immer noch eine in meiner Aufzählung?) Wow, es sind schon eine ganze Menge, die ich nicht nur gelesen, sondern auch gesehen und gesprochen habe ;-). Gerne wieder...



Denn heute morgen habe ich eine neue Runde Ecoprints ausgepackt. Geliebte Birken und Heuchera.


Apropos pflanzen... Seitdem ich auf Facebook Mitglied in drei Naturgartengruppen bin und auch ihr ja hier so gern in meinen "Hortus tranquillitatis" schaut, in meinen wilden Garten der Gelassenheit, fühle ich mich nicht mehr so einsam mit meiner naturnahen und zugegebenerweise etwas "wilden" Art zu gärtnern, sondern bestärkt auf dem richtigen Weg, der nicht nur mir, sondern auch den Lebewesen mit und um uns gut tut, ob Tier oder Pflanze, und nicht zuletzt unserer geschundenen Mutter Erde.


 
Sag ich doch..., dauernd ist irgendwas zum Trocknen ausgebreitet. Draußen geht nicht. Wind... und zu heftige Sonne für diese UV-Licht-empfindlichen guten Stücke...







Nun -  zu #webseidank fällt mir noch mehr ein, und so bitte ich um Verständnis, dass das alles hier heute übers Musterthema hinausgeht... Aber im Gegensatz zu anderen mag ich ja "mixed posts", dieses assoziative Entwickeln und Vernetzen von Gedanken... Außerdem denke ich gelegentlich auch beim Mustern über große und kleine Politik nach ;-). Meistens zieht sich dabei mein Denken dann aber irgendwann zurück und ich kann mich so richtig erholen im musternden Tun: Denn "... Die Fähigkeit zu leben hat mit der Fähigkeit zu tun, ganz bei mir und in mir zu sein." (Anselm Grün). Ja, auch das Leben darf sein, muss sein, auch mal ganz ohne web...




Statt der gedachten Abendsonne hängt Morgennebel zwischen den herbstlichen Birken (die roten Geranienblüten haben unter Dampf nichts hergegeben von ihrem Rot..., ihr seht, ich bin immer noch in der Testphase...)



Den - wohldosierten - Input und Austausch im Web zu brennenden gesellschaftlichen Fragen allerdings möchte ich nicht missen. Es ist Bereicherung über die landläufig bekannten Medien hinaus, die uns oft nur mit einem Ausschnitt der Weltereignisse bedienen, nach Prioritäten, die ich oft nicht nachvollziehen kann. Bewusst ist mir das schon vor 20 Jahren geworden, als ich zu komplexen Nachhaltigkeitsthemen recherchierte, als Nachhaltigkeit (mit ökologischer, sozial-/soziokultureller, und wirtschaftlicher Dimension) weder als Wort noch als Leitbild allgemein bekannt war... Da gab's einfach kaum was in den alltäglichen Medien und Rio verschwand als Schlagzeile sehr schnell wieder in den hinteren Reihen. Die Bürgerinitiativen, die sich voller Elan ins Agenda 21-Programm stürzten, waren Politik und Wirtschaft oft lästig. Das hat sich - gut! - geändert. Aber an der Spitzenposition der wirtschaftlichen Dimension in der Nachhaltigkeits-Balance leider nichts. Dabei käme es auf diese Balance der drei Dimensionen an. Auf das rechte Maß. Aber noch immer ist die Verführung zum Massenkaufen - verbraucht wird das Gekaufte oft längst nicht mehr - das Maß der Dinge und damit Wachstum entscheidendes Kriterium für wirtschaftliche Entwicklung. Wachstum, das längst an seine Grenzen stößt,  endliche Ressourcen der Erde massenhaft vergeudet, natürliche Lebensräume zerstört und damit nicht nur die Vielfalt tierischer und pflanzlicher Arten und deren Potenzial, sondern längst und schon lange auch Menschen um ihre Existenz bringt.


 
Gerade reizt es mich mal einen Birkenblatt-Stempel zu schnippeln, aber nicht mehr heute...






Wer mich kennt, weiß, dass ich Veröffentlichungen bevorzuge, die sich gut recherchiert, fundiert und aus verschiedenen Perspektiven mit gesellschaftlichen Themen beschäftigen, auch mal eher leise und Zwischen-Töne anschlagen und nicht unreflektiert (oder absichtlich) Vorurteile und Klischees bedienen oder gar fördern. Vereinseitigungen und Pauschalisierungen in überheblichen und oft Menschen z. T. herabwürdigenden bis abwertenden Formulierungen bleiben mir fremd, jede Art von Hass ohnehin. Eine Schwellenangst solchen nicht nur zu empfinden, sondern auch öffentlich - nicht selten unter Klarnamen - zu äußern ist z. B. auf Facebook in einschlägigen Foren kaum noch auszumachen. Eine gefährliche Dynamik. In Bezug auf
Fragen der Integration von Geflüchteten gewinne ich den Eindruck, dass mancher, der zu Recht gelingende Integration fordert, eher Assimilation oder gar Unterordung von Geflüchteten meint. Erstaunlich auch, wie Menschen, die selbst in ihrem Leben unter Unterdrückung zu leiden hatten, nichts anderes beizusteuern haben als dieselben Muster zu Lösung: Verbote, Repressalien, Ausgrenzung, Ausweisung und Schlimmeres). Die Menge der Artikel, in denen die großen Herausforderungen, die Deutschland z. B. mit der Integration von Geflüchteten meistern muss, journalistisch so tendenziös aufbereitet werden, dass sich unter einem solchen Artikel sofort endlose Kommentar-Ketten von begeisterten Beifallklatschern und Anheizern aus dem Spektrum der Zeitgenossen bilden, die meinen die Lösungen in längst vergangen geglaubten unseligen Zeiten zu finden, ist auf Facebook auffällig. Wie oft so etwas geteilt wird, auch. Es gibt Gegengewicht. Von denen, die sich heutzutage oft genug als Gutmenschen beschimpfen und bedrohen lassen müssen und sich dennoch nicht irritieren lassen. Solche Menschen und Organisationen im Web finden und mich vernetzen zu können, auch dafür sage ich #webseidank.




Die zwei verschiedenen Strukturen der Birkenbäumchen entstehen durch das Auflegen der Blätter mit Vorder- oder mit Rückseite. Merke: Beim nächsten Mal kennzeichnen, welche Seite welche Struktur ergibt. Ich vermute, die stärkere Struktur ist der Abdruck der spaltöffnungsreichen Unterseite der Blätter?



Ob ich bei alldem noch Zeit für den "echten" Aufenthalt in der geliebten Natur habe? Das ist gar nicht die Frage, im Gegenteil, auch dafür bekomme ich wunderbare Inspirationen von Naturerfahrenen, aus dem Web. Und Monat für Monat Bäume, unter denen wirklich zu wandeln ich neugierig bin.




Bereit liegen seit heute auch drei Lagen "Test-Ecoprints" (hatte ich vor der Sommerpost "geprobt"...) und zwei mit Batikmusterpapier bezogene Buchdeckel für einen Versuch in koptischer Bindung, fürs Paradiesbuch, morgen... oder übermorgen...


Danke, Astrid, dass ich durch deinen Post auf die Aktion #webseidank von Unser Leben. Digital aufmerksam wurde... Ja, das Web ist eine große Bereicherung. Sich nicht zum Web-Junkie verführen zu lassen und sich etwa überwiegend nur noch "online" zu bewegen, Handy, Pad und Notebook auch nicht mal mehr stundenweise "loslassen" zu können, das hat jede/r in der eigenen Hand. Finde ich. Sonst braucht sie/er Hilfe. Wenn Bloggen mir nichts mehr geben, sondern nur noch (Zeit) nehmen würde, gäbe ich es auf. Aber es ist nicht so.






So war das heute mehr als "nur" ein "Muster-Mittwochs-Post". Es hat sich so ergeben. Wieso ich so spät dran bin? Ich war nach Korrekturlesephase und meinen kreativen Handgriffen noch Rad fahren, über den Fluss und um die Ecke, ein paar Stunden (!) Kaffee (und Zitronenverbenentee) trinken, bei einer langjährigen Lieblings-Freundin, draußen auf der Terrasse, ohne Web... Herrlich... Solche aus verschiedenen Gründen leider seltenen Termine live und miteinander von Angesicht zu Angesicht mag ich nämlich auch nicht missen. Und ewig werden sich die schönen Sommertage ja auch nicht mehr halten. Da musste der Musterpost bis zum Abend warten... Und nun trudele ich einfach aus und schaue mir nur noch ein paar andere Muster an!


Muster-Mittwoch
Papierliebe
Upcycling
#webseidank
ANL - Achtsamkeit, Nachhaltigkeit, Lebensqualität
MMI
 

Dienstag, 30. August 2016

Blaues und Rotes...






Ich wiederhole mich..., der Sommer neigt sich... Aber ein paar Früchtchen sind noch da zum Verteilen, blaue Post und rote Fotos. Heute morgen war - nach der Sommerpost - wieder mal Post dran, einfach so, aus Freude am Mitteilen und am Versenden lieber Grüße. Mit dem Blick in den frischen Morgen hinaus auf klaren blauen Himmel, unter dem nun statt grünender eher schon gilbende Baumfreunde stehen.... Mein Werktisch liegt noch voller Rest- und Probedrucke... Also die auf Kartengröße geschnippelt, beschrieben und ab damit in die weite Welt, was jetzt übertrieben ist, aber immerhin schon mal in drei Länder Europas ;-).












 
Die Karten schicke ich ein letztes Mal in die sommerliche blaue Kreativrunde bei Susanne... Dieses offene Papierliebe-Thema hat mir besonders viel Freude gemacht und die "blaue Phase" könnte von mir aus noch länger dauern... Außerdem habe ich noch rote Souvenirs mitgebracht.... Ich war ja nicht im landläufigen Sinne im Urlaub in diesem Sommer, aber doch ab und zu unterwegs... Schon lange wollte ich diese roten Funde bei Jutta verlinken, heute soll's nun endlich sein... Soviel Rot ist mir auf meinen Spaziergängen rund ums Kloster Rehna, innen drin und beim Kaffeetrinken begegnet... Wo genau? Hier hatte ich davon erzählt.




Lichtobjekt von Kerstin Schneggenburger



So, nun geht es wieder ans Korrekturlesen, irgendwann gibt es einen Zwischendurchimbiss, dann mache ich vor der Tagesleerung zur Kaffeezeit noch eine kleine Radfahrt ins Dorf zum Briefkasten, und vielleicht bleibt gar noch ein bisschen Zeit für eine weitere Kreativrunde am Werktisch... Und ihr so?

Creadienstag
Handmade on Tuesday
Dienstagsdinge

Blaue Papierliebe
Rotgesehenes


Montag, 29. August 2016

Montags-Mandala (102)








Seit Freitag gehe ich morgens zuerst mit Gartenschere in einen blumenreichen Garten. Die Katzen der Urlaubsreisenden füttern. Natürlich nicht mit der Schere. Damit schneide ich verblühte Dahlien ab, damit die so reich vorhandenen Knospen umso schöner nachreifen und aufgehen... Heute konnte ich nicht anders als mir eine solche kleine Sonne mitzunehmen, fürs Montags-Mandala...






Hier ist nach Abschluss der Sommerpost-Druckwerkstatt, den Tagen mit dem kleinen Enkel und der Abreise des Gefährten in seine Arbeitswoche wieder Ruhe eingekehrt, die ich sehr genieße. Noch ein paar Tage Ferien so ganz für mich. Die Woche mit einem Mandala "rund" anfangen... 








Es ist sichtbar Spätsommer, Frühherbst. Nur einen Hauch Regen hat das nächtliche Gewitter gebracht... Und anhaltenden Wind, so dass ich die eingesammelten Blätter nach den ersten Versuchen, die Blätter zusammenzuhalten, doch lieber auf dem Esstisch im Haus ausgebreitet habe...








Seit Ende Januar, heute zum 29. Mal, verbinde ich mit jedem meiner Montags-Mandalas eine "Spur des Gelingens" im Zusammenleben mit Geflüchteten und bei ihrer Integration, einen Schimmer Zuversicht... Die heutige Spur habe ich vor einigen Tagen bei Gitta auf ihrem Blog Miesi gefunden. Danke, Gitta, dass ich hier davon erzählen darf. Gitta redet und urteilt nicht pauschal - wie so viele andere hier in diesem Land - über Geflüchtete, sondern begegnet ihnen von Angesicht zu Angesicht und kümmert sich um eine syrische Familie. Sie beschreibt in ihrem Blogpost anschaulich diesen nun schon übers Jahr währenden Prozess des beiderseitigen Lernens und verschweigt auch ihre zwischenzeitlichen Frustrationen nicht. 






Obwohl Gitta es in ihrer Situation natürlich sehr viel intensiver erlebt und es bei mir viel langsamer geht - empfinde auch ich ähnlich wie sie bei meinen Begegnungen mit Geflüchteten, zumeist mit den kleinen Kindern hier in der Grundschule, manchmal auch mit deren Eltern im Bus, auf der Straße: "Und Stück für Stück haben wir uns kennengelernt. Uns angeschaut und gemerkt, da gibt es noch etwas anderes außer Sprache, Regeln, Gesetzen. Das heisst Intuition, Einfühlung und gemeinsame Freude. Das heisst beiderseitige Toleranz, Sympathie und guter Wille." (Quelle) Das setzt eine Haltung des gegenseitigen Interesses, des Aufeinanderzugehen-Wollens voraus. 







Gittas syrische Familie hat - nach eineinhalb Jahren - nun die Anerkennung ihres Flüchtlingsstatus und drei Jahre Bleiberecht. Gitta wird sie auf ihrem weiteren Weg begleiten:  "Und ich gehe gerne mit. Als Freundin!" (Quelle) In einem Kommentar zu Gittas (Post) äußert Christiane, die selbst ein halbes Jahr lang in Flüchtlingsklassen unterrichtete: "Ich glaube, die größte Hilfe am Anfang ist Freundlichkeit und Lächeln."

Ich wünsche euch eine gute Woche. 


Montagsfreuden.



Sonntag, 28. August 2016

Mein Freund, der Baum (42) - Baum und Zeit (1)



Alte Chirurgie, ein symmetrisch angelegter Bau, mit ebensolcher Baumbepflanzung davor. Der Hubschrauberlandeplatz wurde zu Zeiten des Militärhospitals durch die Sowjetarmee angelegt. Inzwischen nimmt die Heide davon mehr und mehr Besitz.




 

Es ist spannend zu beobachten, wie die Natur sich nach und nach Terrain zurückerobert, das der Mensch verlässt, liegen lässt oder vernachlässigt. Wie sich dort Spontanbewuchs und alte Anpflanzungen mischen, man alte Strukturen bei genauem Hinschauen noch erahnen kann. Wir haben da einen historisch, kulturgeschichtlich, ästhetisch sowie naturkundlich überaus interessanten Platz in Brandenburg besucht.



Zwei imposante Fichten stehen vor dem Gebäude, auf dessen Dächern sich junge Bäume recken. Darunter befanden sich einst lichtdurchflutete Operations-Säle.



Vor zwei Wochen war ich ich mit dem Sohn auf dem Gelände der alten Beelitzer Heilstätten, die zusammen mit vielen andereren Lungenheilstätten um 1900 ff. gebaut wurden, um die in Deutschland wegen der schlechten Wohnverhältnisse insbesondere in den dunklen Höfen von Mietshaus"kasernen" der Arbeiterviertel grassierende Lungentuberlose einzudämmen.






Zum Ende des 2. Weltkrieges hin besetzte die Rote Armee das Gelände und blieb dort mit ihrem größten und modernsten Militärhospital außerhalb des eigenen Landes bis in die 90er. Seitdem war das Gelände lange sich selbst überlassen. 







Diebstahl und Vandalismus zerstörten viel von der beeindruckenden Architektur und dem Innenleben, erste geplante Investionen wurden aufgegeben. 







Doch nun ist mit "Baum und Zeit" neues (ausschließlich privates) Investoren-Engagement und damit neue Lebendigkeit auf das riesengroße Terrain gezogen, wo mit einem Konzept versucht wird Altes zu erhalten, dauerhaft zu sichern, zum Teil behutsam zu rekonstruieren und neu zugänglich zu machen, attraktiv genug, um zahlende Besucher hierherzulocken und alles ohne "Rummel" zu produzieren. Das scheint viele Gäste anzusprechen. Uns auch.




Das Kuppeldach des Bades der Alten Chirurgie.


Wir haben mehrere Stunden lang geschaut, sind über den Baumkronenpfad gegangen und haben eine Führung miterlebt.







Als deren Schlusspunkt durften wir auch in die "Alte Chirurgie" hinein, die uns schon beeindruckte, als wie ankamen. Aus ihr stammten die Bilder, die euch neulich schon so neugierig gemacht hatten. Und in meinem heutigen Post habe ich mich erst einmal ausschließlich auf dieses Gebäude und die Bäume drumrum und obendrauf beschränkt...




Im gefliesten Badesaal der Alten Chirurgie.



Das Gebäude entstand als eines der letzten, nicht mehr mit Anklängen an den englischen Landhausstil wie die ersten zu Anfang des 20. Jh.s. Unser Begleiter nannte den Stil "impressionistisch", verifizieren konnte ich das für Architektur noch nicht so recht. Vielleicht hat da ja jemand von euch mehr Ahnung als ich...?


 
Alle Patienten-Zimmer lagen nach Süden und waren mit einem Freiliegebalkon ausgestattet, denn der Aufenthalt an frischer Luft brachte neben guter Ernährung - wenn schon nicht Heilung, für die es damals noch keine wirksamen Mittel gab - so doch Kräftigung für Leib und Seele und damit auch Linderung der Lungenerkrankung.



Überall sprießen Bäumchen aus dem Haus, Herr Hundertwasser hätte seine Freude.






Das Heilstättengelände wurde wegen der guten Luft, der guten Anbindung nach Berlin (Bahn) und doch in sicherer respektabler Entfernung, um Ansteckungsgefahr zu mindern, mitten in ein Waldgebiet gebaut. So mögen auch noch alte Bäume aus der Zeit dort stehen, andere wurden zur Gestaltung des weitläufigen parkartigen Geländes gepflanzt.








Die Attraktion des Geländes ist natürlich der Baumkronenpfad, der u. a. über das "Alpenhaus", eines der alten riesigen Gebäude der Heilstätte, führt und einen Ausblick auf den größten Wald auf dem Dach eines Hauses in Europa erlaubt. Diese Bilder zeige ich euch später... Für heute soll's genug sein.







Für mich war es eine besondere Freude gemeinsam mit dem erwachsenen Sohn einen solchen Erkundungstag zu erleben. Da wir das Auto der Tochter zur Verfügung hatten, kamen wir leicht von hier aus hin und konnten uns alle Zeit der Welt nehmen... Entsprechend voll wurden unsere Fotospeicherkarten...






Aber wir wollen wohl noch mal hin, es gibt verführerische Tourenangebote übers Gelände und auch in die alten Gemäuer hinein und auch Extratouren für Fotofreaks wie meinen Sohn... Und für mich ist unter den Bäumen zu wandeln ohnehin immer ein Vergnügen, das hier wäre ein Platz, der mich auch mal durch alle Jahreszeiten hindurch interressieren würde.







Mein Freund, der Baum - hier könnt ihr für die nächsten Wochen eure Baumfreunde verlinken:





Lost Places
Sonntagsfreude 
Sonntagsglück 
Bunt ist die Welt