Vorbereiteter, entwässernder Rohstoff aus Altpapier zum Schöpfen |
Veränderung ist diesen Monat lang das Papierliebe-Thema bei Susanne vom Blog Nahtlust. Ich verändere Altpapier und schöpfe daraus neues Papier für Briefkarten und Collagen und nehme noch so dies und das dazu. Am letzten Sonntag war ich hier in Prieros zum Papierschöpfen anlässlich des 60. Geburtstagses des Heimatmuseums. Zwischen dem Museum im 250 Jahre alten Fachwerkhaus und der Linde aus der letzen Folge "Mein Freund, der Baum" baute ich meinen Stand auf zum Fest, das der Heimatverein vorbereitet hatte. Am Tag zuvor hatte ich vier Stunden lang Papierbreie und Zubehör eingeweicht, gemixt, zusammengesucht, gepackt... Der Gefährte fuhr mich am Morgen mit Sack und Pack zum Dorfanger, dann musste er weg. Egal, Hauptsache, ich war erst mal da. Alles Weitere würde sich schon finden.
Mir gegenüber baut eine Keramikerin ihren Stand auf, rechts daneben kann man zum Heimathaus hinschauen. |
Hinter mir konnte ich von der Feuerwehr meinen Strom für die Mixer beziehen und rechts daneben die alte Linde sehen. |
Zwei Wannen mit Pulpe (Papierbrei), eine Wanne mit Brettern und Filzen zum Abgautschen, eine Ablage für die frisch geschöpften Papiere und die Schöpfrahmen sind bereit.
Die ersten Probepapiere sind vor Beginn des Festes schon geschöpft und werden auf den Gautschtüchern zum Trocknen aufgehängt. Die Papierpresse habe ich diemal nicht mitgenommen, zu schwer. Die Papiere an der Leine locken Zuschauer an, und Mutige, an diesem Tag vor allem Kinder, die das Schöpfen selbst einmal probieren wollen.
Ein Körbchen mit 50 geschöpften Doppelkarten, ein Ordner mit Beispielen aus fast 20 Jahren Papierschöpfen, meine Lieblingspapiere und die Bücher einer meiner Lehrerinnen liegen für die Besucher bereit zum Anschauen. Von den Karten im Körbchen werde ich am Ende zwei Dutzend verkauft haben, kleiner schöner Nebeneffekt der Mühen. An der Linde neben dem Tisch schauen 100e Feuerkäfer in allen Larvenstadien dem Treiben zu. Es war schönstes Sommerwetter, das unter dem Schatten der Bäume auf der Dorfaue gut auszuhalten war.
Feuerkäferlarven. |
Vor dem Heimathaus hatten die Butterfrauen ihr Quartier bezogen und schlugen unermüdlich frische Butter. Die leckeren Butterstullen gingen nachher weg "wie warme Semmeln".
Neben mir richtete der Grafiker Elmar Huxoll sein Atelier ein. Er zeichnete Schnellporträts, ein begehrtes Souvenir vom Fest.
Herbstliches Lindenblatt in der "Bütt". |
Aufgeschöpft und eingeschöpft: Wespennest-Material |
Meine Leinen füllten sich mit trocknenden Papieren, der Festbetrieb in angenehmster Stimmung ließ mir dann überhaupt keine Zeit mehr zum Fotografieren.... Es wurde geguckt, geplaudert, ausgesucht und von einigen der feste Vorsatz gefasst, in einer meiner Doppelkarten doch auch mal wieder einen richtigen Brief oder mindestens einen persönlichen Gruß zu schreiben, einen zum Anfassen...
Foto: D. T. |
Foto: D. T. |
Unter anderen, zum Teil auch seit Jahren nicht mehr gesehenen Bekannten aus dem Ort, besuchten mich meine überüberübernächsten Nachbarn am Stand und machten ein paar Fotos. Sie waren dann auch so freundlich, mich abends mit dem Auto abzuholen mit all meinem "Pröttel", so dass mir umständliches Zwischenlagern im Heimathausgarten erspart blieb... Ich schicke dann mal noch ein Dankeschön durch den Äther in den blühenden Garten ein paar Zäune weiter... Es ist schön, hilfsbereite Menschen zu kennen.
Eingeschöpftes Mahonienblatt und eingeschöpfte Fäden auf kleinen Klappkarten (A7), noch nicht gepresst. |
Ein Teil der "Festausbeute", sie kommt nun zu Hause noch einmal unter die Presse . |
Von meinen drei Klumpen Papierbrei war noch etwas übrig, so dass ich zu Hause noch weiterschöpfte, als das Wetter es draußen wieder zuließ. Alle möglichen Papier- und Faden-Reste von meinem Werktisch, u. a. vom Schnippeln dieser und dieser Muster kamen in die Pulpenwanne.
Man glaubt es kaum, aber auch das Trocknen dauert noch einmal seine Zeit, je nach Wetterlage und Raumklima bis zu einigen Tagen. Bei Sonnenschein auf die Leine gehängt geht es flott. Doch ohne Sonne und mit Regen von oben, bleibt nur dies: Die Papierblätter werden nach dem Antrocknen von den Gautschtüchern gezogen und auf Zeitungspapier gelegt, das langsam die Nässe aufnimmt und immer wieder gegen trockenes Papier ausgetauscht werden sollte. Da ist's gut, dass wir ausführlich eine Sonntagszeitung lesen... und z.z. noch länger frühstücken als sonst, weil miteinander reden hilft und die Gedankendschungelwege erhellen kann. Es gibt kein Ignorieren und Vorbeimogeln an brennenden Themen. Zumal sie nun sehr viel unmittelbar da sind als sonst so in der Ferne, hier unter uns angekommen sind, als Menschen, die unsere Hilfe brauchen, und nicht nur hier. - Da diesmal auch rundes Papier entstand, habe ich daraus heute das Montags-Mandala gelegt.
Die zarten, federleichten Nigella-Samenstände behutsam in den Händen zu halten ohne ihre feinen meine Finger kitzelnden Borsten abzubrechen..., in den Hüllen die reifen Samen leise klappern zu hören..., die Erinnerung an die blauen Blüten in der Obstkiste, Freude aufs Aussäen im kommenden Frühjahr, Kreislauf des Lebens. Achtsamkeit, die ich gerne in diese Woche mitnehmen möchte, in mein Empfinden, Denken und Tun.
Und ganz unvermutet habe ich heute morgen auch bei Tabea Mandalas gefunden, wunderschöne Blumenmandalas.
Bei Susanne heißt diesen Monat die Papierliebe: Veränderung.
Ich habe Fotos für eine Anleitung zum Papierschöpfen gemacht. Von fast allen Schritten (denn manchmal habe ich es blöderweise dann doch vergessen, so in der Schöpf-Trance...) Einige unter euch haben sich mal eine Anleitung von mir gewünscht, die gibt es dann morgen hier.
...wie schön, liebe Ghislana,
AntwortenLöschendass ich so ein Stück Papier von dir hier liegen habe und immer wieder mal mit den Fingern den eingeschöpften Blütenblättern nachspüre...ich bin auf die Anleitung gespannt, denn selber habe ich das noch nicht gemacht...mit gefällt es, dass auf so einem Fest sichtbar wird, wie kostbar solche handhergestellten Produkte doch sind,
wünsche dir einen guten Tag,
lieber Gruß Birgitt
Das war für die Besucher doch ein wirklich gelungener kreativer Markt! Dein Mandala gefällt mir ausnehmend gut. Ich mag diese getrockneten Samenstände sehr. Da sind immer kleine feine natürliche Kunstwerke zu entdecken.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
Schön, DICH & deine Aktivitäten einmal zu sehen & so mitverfolgen zu können!
AntwortenLöschenGLG
Astrid
Wunderschöne Papiere! Und ja bitte unbedingt eine Anleitung. Vielleicht kann ich das ja auch mal angehen - reizen würde es mich bei diesen hübschen Ergebnissen! Danke auch für den schönen Bericht über deine Begegnungen auf der Veranstaltung. Ist doch herrlich, was und wen man alles so trifft und kennenlernt. LG. susanne
AntwortenLöschenDa sieht man mal wieder : "Papier ist nicht gleich Papier !" - Man möchte gleich selber die Ärmel hoch krempeln.
AntwortenLöschenNoch viele schöne Papier - "Schöpfungen",
Luis
so schönes und wertvolles papier! fein hier die entstehung und auch die" schöpferin" zu sehen, liebe ghislana :-)
AntwortenLöschenviele liebe grüße
mickey
Wenn du Menschen es direkt selbst ausprobieren konnten, wie viel Arbeit und Zeit so ein selbstgemachtes Papier braucht, werden sie deine Karten sicher noch mal ganz anders wertgeschätzt haben. Es hat sicher allen großen Spaß gemacht mit der Pulpe an den Händen zu arbeiten... LG mila
AntwortenLöschenLiebe Ghislana, das ist schön, so ein Fest, mit Menschen die sich einbringen und zeigen was sie können und alle anderen begeistern, mit ihrem Handwerk und ihrer Kunst!
AntwortenLöschenIch habe letztens noch stolz, Dein Heftchen gezeigt, aus der Sommerpost, und mich gefreut :) Es wurde zu Recht sehr bewundert!
Ganz liebe Grüße, von Annette
es freut mich, dass ihr ein so lebendiges fest hattet (mit so gutem wetter!!) und so viele menschen zum ausprobieren, schauen und kaufen gekommen sind. dein mandala ist wunderbar und deine neue frisur steht dir prima!!
AntwortenLöschenherzliche grüße von mano
Liebe Ghislana,
AntwortenLöschenwas für ein toller Tag, kann mir denken, dass Du abends müde und glücklich warst.
herzlich Judika
Das sieht nach einem sehr bereichernden Fest aus. Ich habe mir am Wochenende einen neuen Keramikbecher mit einem sehr hübschen Muster gekauft, den muss ich mal zeigen. Es ist schön, dass Du so ein traditionsreiches Handwerk wie das Papierschöpfen so freigiebig weitergibst und Dein Wissen teilst.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße,
Doris