Freitag, 31. März 2017

Meine Woche 2017 - Wochen 10-12 - Streifzüge durch Tokio

































































Nach unserer Ankunft nach 11 Stunden Flug waren wir zwar noch ein paar Schritte draußen vor der Tür und einen Happen essen, aber richtig "wach"geworden bin ich erst bei diesem Blick aus dem Hotelfenster aufs nächtliche Tokio... Der wird deshalb auch auf Seite 1 meines Reisetagebuchs erwähnt... "ungewohnt und spannend"... Am nächsten Morgen sind wir dann einfach losgelaufen, Fühlung aufnehmen, ich hatte eine "grobe" Richtung ausgespäht, in der wir uns zu Fuß durch Shinagawa zum "Nationalpark für Naturstudien" aufmachten. Über die große schöne Parkanlage mit historischem Baumbestand werde ich sicher noch gesondert was erzählen. Seit 1949 steht sie als Naturdenkmal und historische Stätte unter Schutz. Aber zunächst verwirrte mich das Leitungsgewirr zwischen den Häusern. Ja klar, Tokio ist erdbebengefährdet, da lässt sich oben leichter und schneller was flicken als in zerborstener Erde.








Irgendwann hatten wir dann doch die richtige Richtung verloren, eine sehr freundliche junge Japanerin brachte uns dann bis fast vors Tor und freute sich an unserem Interesse. Nach dem dreiviertelstündigen Pflasterlaufen und dauerndem Stehenbleiben, um zu versuchen japanische Schriftzeichen zu entziffern, legten wir erst noch eine Pause auf dem Spielplatz ein. Da fiel mir das erste Mal auf: Der Betreuungsschlüssel von 1:3 bis 1:4 bei Kindergruppen im Kleinkind und Vorschulalter. Picknick im Grünen.






Über zwei Stunden gingen wir durch den Park, entzifferten die mit Hiragana-Schriftzeichen bezeichneten Bäume, fragten den einen oder anderen Botanikkursstudenten mit dickem Buch gelegentlich nach den botanischen Namen, die ja weltweit eine eindeutige Zuordnung erlauben... Überraschend viele immergrüne Laubbäume.







Und Menschen, die malen, ehrfürchtig verharrend vor einem schön geformten Baum, der seine Zweige übers Wasser ausbreitet.








Am nächsten Morgen, es ist  schon Mittwoch, ist klare Sicht und wir sehen Fuji in der Ferne...
 















Dann fahren wir zum Jaesu-Book-Center nahe Tokyo Station, das der Gefährte noch von früher kennt, er sucht ein ordentliches japanisches Wörterbuch. Da es für Japaner sehr viel interessanter ist Deutsch zu können als umgekehrt, gibt es in Japan die größere Auswahl... Ich finde auch was, verrate ich aber jetzt nicht ;-)







Dann zurück zu Tokyo Station, wo wir mit einem japanischen Freund verabredet sind.

 







Er führt uns durch den öffentlich zugänglichen Teil des Gartens des Kaiserpalasts, wo mir die vielen fleißigen Menschen auffallen, die Laub beseitigen und Wildkräuter aus den Steinritzen ziehen, alle gleich gekleidet, Freiwillige aus dem ganzen Land, die sich zu Hunderten bewerben, um zu helfen, die Anlage schön in Ordnung zu halten und den Besuchern zu präsentieren.








Auf dem weiteren Weg entdecke ich eine Kirsche, Prunus campanulata, mit glockenförmigen Blüten. Sie blüht offenbar schon sehr früh.







Den Rest des Nachmittags verbringen wir in der "Bücherstadt", einer Straße voller Buchläden und Antiquariate. Solche Schätze, so gut sortiert. Selbst die Körbe mit den preisgünstigsten Angeboten. Ich nehme zwei alte japanische Romanheftchen mit (so à la Reclam-Heftchen) zum Verarbeiten.








Abends Essen in einem japanischen Pub, gut und preiswert. An den Wänden die Angebote. Aber ohne unseren Freund wären wir aufgeschmissen, keine englische Speisekarte, kein englisch sprechendes Personal, ein japanischer Pub eben, in dem nach der Arbeit gegessen und getrunken wird, viel in reinen Männerrunden...








Am nächsten Tag nehmen wir schon den Shinkansen nach Nordwesten, um bei Minakami in der Präfektur Gunma unser Zimmer im Ryokan Takaragawa Onsen zu beziehen. Die Organisation auf dem Bahnhof perfekt. Wir waren viel auf Schienen unterwegs, nie eine Minute Verspätung, kein Gedrängel, alles wie am Schnürchen...








Von unserem Aufenthalt im Ryokan in den Bergen habe ich schon berichtet, wir verbrachten dort 11 Tage in einem traditionellen japanischen Zimmer, an der frischen Luft im Schnee, im heißen Bad unter freiem Himmel..., den lieben langen Tag im bequemen Yukata, wie dieses kleine Mädchen.










Auf der Rückfahrt mit dem Shinkansen nach Tokio hielt ich mal bei Tempo 300 das Handy ans Fenster, ein paar Fotos sind tatsächlich geworden... An den seltsamen Anblick auf ziemlich chaotisch zusammengewürfelt wirkende Gebäude verschiedenen Aussehens musste ich mich erst gewöhnen.








Zurück in Tokio bezogen wir diesmal ein Ryokan in Asakusa, ein älteres sehr geschäftiges Viertel mit unzähligen Läden und Gaststätten.



 



Hier ist auch das große Gelände des traditionsreichen buddhistischen Senso Ji Tempels zu finden.








Der nächste Tag war ein Regentag, wie geschaffen zum Einkaufen... Wir fuhren nach Ginza und besuchten dort zunächst Kyukyodo, ein Papier- und Schreibwarengeschäft vom Feinsten, eine Empfehlung von Petra. Zwei Bögen von dem kostbaren Washi-Papier in klassichen japanischen Mustern handbedruckt habe ich mitgenommen und mir dafür extra noch eine feste Papprolle gekauft... (Zu Hause habe ich zwei Dutzend im Keller...)




 

Anschließend wanderten wir zu Itoya - dem berühmten Kaufhaus für Kreative... Da habe ich mich dann aber nicht getraut den Fotoapparat zu zücken... Soll man ja nicht... So viel Papier, soviel schönes Papier... Aber ich muss sagen, Kyukyodo hat mir noch besser gefallen. Klein, aber fein.






Abends dann Essen gehen in Asakusa. Okonomyaki, japanische "Pizza", am Tisch zubereitet, von Japanern wegen der (relativen...) Preisgünstigkeit auch "Economyaki" genannt...








Heißes Bad, Nachtruhe, Erholung für Füße und Rücken, Frühstück auf dem Zimmer mit Ausblick auf den Sky Tree, ein Tokioter Wahrzeichen.














Dann entdeckten wir auf dem Weg zum Bahnhof zufällig einen kleinen Shinto-Schrein. Der Shintoismus ist neben dem Buddhismus die andere der großen Religionen in Japan, im Alltag oft "vermixt", so wie man es eben braucht... Der nette ältere Herr, der sich um die Gottheit kümmerte und ihr frische Blumen brachte, versuchte uns mit allen Mitteln zu erklären... Soweit wir verstanden, soll sie Schwangeren zur Seite stehen, weshalb diese kommen und sie um eine gute Geburt bitten.










Heute ging die Fahrt nach Shibuya, wo wir zunächst - nach einer Taxifahrt in immer engere Gassen - das Japan Folk Crafts Museum besuchten... Keramik und Textilien (Ikatweberei, Shibori-Färbung, Textildruck...), Kalligraphie und Buchkunst... Mir gingen die Augen über, ein Jammer, dass man nicht fotografieren konnte...








Gegenüber das Haus des Museums-Gründers und Lehrers der sogenannten Minjei-Bewegung "Die Schönheit der einfachen Dinge" Sôetsu Yanagi (1889 - 1961), deren Zeugnisse im Museum ihren Platz fanden, ergänzt von aktuellen Ausstellungen.







Ich war noch ganz unter dem Eindruck der wundervollen Ausstellungsstücke und des Konzepts (ganz entfernt erinnerte es mich an Bauhaus), dass ich mich anschließend nur schwer auf Tokyo Hands einlassen konnte. Keine Frage ein tolles Kaufhaus, aber mein Zurückschrecken und Entsetzen vor zuviel Auswahl und Überfluss ist mir auch in Japan erhalten geblieben und ich habe nicht die Hälfte geschafft und bin im Hands Café gelandet... Der Gefährte geht da gezielter los...








Wir gingen zur rush hour Richtung Bahnhof Shibuya zurück... Keine Demo, nur Menschen, die nach Hause wollen..., viele...










Abends Asakusa-Bummel. Wir gehen auf "Nr. Sicher" wegen meiner Fischallergie und beim Italiener "Pronto" essen und nicht in eins der zahlreichen kleinen japanischen Restaurants, die immer gut besucht sind, wo man aber ohne landessprachliche Kenntnis schwer beeinflussen kann, was man zu essen bekommt...












Donnerstag der letzten Woche schon..., wir sind in Asakusa auf dem Weg zur Kappabashi, der Straße mit ihren 200 Läden für alles rund um die Küche, Wahnsinn... Doch zunächst sehen wir diese junge Frau mit ihren drei Kindern auf dem Fahrrad... Ein Auto zu haben, ist teuer, die Parkplätze sind knapp. Wer ein Auto kaufen will, muss erst einen Parkplatz nachweisen. So passiert viel mit dem Rad und öffentlichen Verkehrsmitteln. Die sind günstig und verlässlich.









Ich kann ja allem widerstehen, aber Keramik nur schwer. Dabei hatte ich schon was gekauft... Der Gefährte wird regelmäßig bei japanischen Messern schwach... Läden über Läden. Nach zwei Stunden haben wir nicht mal die Hälfte der Straße geschafft...






Wir ziehen weiter, zuerst ins Idemitsu-Museum of Arts. Auf Privatinitiative des gleichnamigen Unternehmers entstanden, besteht es seit 50 Jahren, im 9. Stock der Firmenzentrale, mit Blick auf den kaiserlichen Palastgarten. Die aktuelle Ausstellung zeigte Keramik des 16./17. Jahrhunderts. So zeitlos schöne Formen und faszinierend rätselhaft wirkende Glasuren. Am Fenster gibt es eine Sitzgalerie mit Blick. Alles leider ohne Fotos... Die sind auch im berühmten Buchkaufhaus Marouzen nicht erlaubt, seit 1869 gegenüber von Tokio Station ansässig auf 6 riesenhaft wirkenden Etagen... Bücher zu japanischer Geschichte und japanischen Mustern werden mit Blick aus dem Fenster in Ruhe begutachtet und dann erstanden und - wie eigentlich immer - gibt es ein nettes Café, wo wir eine heiße Waffel mit Eis, Sahnecreme, süßen roten Bohnen und Sauce aus grünem Tee vernaschen. Ungewohnt, aber lecker. Überhaupt gibt es in größeren Buchhandlungen auch immer Leseplätze zum Sitzen und Blättern.







Abends Abschiedsessen mit japanischen Freunden und Kollegen in einem süßen winzigen Restaurant, in der man der jungen Frau des neu eröffneten Hauses beim Kochen zuschauen kann und ins Schwatzen gerät... Dabei landete auch eine Fischsuppe unter meiner Nase, aber die weiß inzwischen Bescheid, und so konnte ich auch diese Fischallergie-Klippe umschiffen... Nachdem ich das Essen mit Stäbchen weniger kontrolliert als intuitiv anging, hat es phantastisch geklappt...









Der letzte Tag in Tokio gehört - wie der erste - einem Garten, dem Ueno-Park im gleichnamigen Stadtteil. Wir können erahnen, wie närrisch die Japaner werden, wenn die Kirschen erst mal richtig blühen, noch fangen sie ja nur an... Sakuranohana und Hanami. 








Wie schon am Tag vorher im Maruzen an einem der Lesetische, sahen wir sie hier auch, die "Unsichtbaren", deren ganze Habe in einen Beutel passt und deren größter Reichtum ein Fahrrad ist. Still sitzen neben den Parkbesuchern die, die hier tagsüber leben, Obdachlose in Tokio. Nachts in ihren morgens schnell zusammengefalteten und in dunklen Ecken versteckten Pappkartons.







Wir trödeln und bummeln, trinken Tee und fotografieren...









Zurück in Asakusa machen wir noch einen Abstecher zum Sumida-Park am gleichnamigen Fluss. Ein nettes Abschiedsfoto.








Am Samstagmorgen rollen wir unsere Koffer zum Taxistand am Bahnhof, vorbei am noch stillen fast menschenleeren Tempelbezirk von Senso Ji im Morgenlicht. Es geht nun mit dem Skyliner zum Flughafen Narita und zurück nach Haus. Aber es stimmt schon. Die Seele ist Fußgänger, sie ist noch nicht wieder hier.








Habt ein schönes Wochenende.



Freutag
Fisch am Freitag - nicht gesehen? 6. Bild von unten!
In heaven
Weekend reflections

Samstagsplausch
Bunt ist die Welt - Bücher



Donnerstag, 30. März 2017

Monats-Collage - März 2017

Diesmal hätte ich einen Globus gebraucht für meine "Bewegungen", die ich - neben Büchern, Kreativem und Jahreszeitenaspekten, dieses Jahr besonders in den Fokus nehmen möchte, damit sie sich nicht mit der Reihe "Meine Woche" überschneiden... Der Monat stand und steht ganz im Zeichen unserer drei Wochen langen Japanreise. (Faszinierend, spannend, entspannend, über die Maßen anregend und interessant...) Am 3. März ging es über Cottbus nach Freiberg, am 5. März von dort aus mit dem Zug über Dresden nach Frankfurt zum Flughafen und von dort - nonstop 11 Stunden in der Luft - über die Ostsee, Estland, St. Petersburg, Ural, Sibirien nach Tokio (Flughafen Narita), wo wir drei Tage im 24. Stock des Shinagawa Prince Hotels wohnten, mit herrlicher Aussicht.










Dann ging es mit dem Shinkansen in den Nordwesten in die Berge bei Minakami, elf Tage lang in das Ryokan Takaragawa Onsen. Hier habe ich schon davon erzählt. 

Meine Bücher waren vor allem mein Tagebuch, das Sketchbook, mein Japanisch-Notizbuch (das mir - selbstgemacht - von hier zugeflogen kam und sich nun mit Hiragana, Katakana und Kanyi gefüllt hat, nur wenige Seiten sind noch frei), Florian Coulmas' Kultur Japans - sehr erhellend, besonders, wenn man dann vor Ort ist -, Jan Willem van de Weterings "Der leere Spiegel" (nun will ich auch seine anderen Bücher zu seiner von seiner Jugend bis ins Alter währenden, aber nicht konfliktfreien Erfahrung und Auseinandersetzung mit dem Zen-Buddhismus noch lesen...), ein japanisches Muster-Buch mit typischen in Japan immer wiederkehrenden Mustern, wie z. B. das Muschelmuster, und ein japanisch-englisches Origami-Büchlein, vielleicht platzt ja doch noch mal mein Faltknoten... Die Landkarte unten ist in einem toll bebilderten Buch über Japan (Landschaften, Städte und Kultur) zu finden. Die obere Flugroutenkarte entstammt einem JAL-Magazin.

Als ich nach Hause kam, fand ich in meinem Postsack jede Menge lieber Post - passend zu meiner Reise und passend zum Frühling. Dankeschön, Mano, Magdalena und Mila und ihr anderen alle. Ich sehe gerade, es fehlt hier ja Kirschblütenrosa in der Collage... Hier und hier... Und es bekommt hier im Blog bestimmt noch seinen Auftritt.

Zurück kamen wir am vergangenen Wochenende auf exakt demselben Weg wie hin: Tokio, Frankfurt, Dresden, Freiberg, Cottbus... Nun bin ich wieder hier in Prieros, und doch nicht...


Monats-Collagen sammelt die liebe Birgitt wieder - danke!
jahreszeitenbriefeinjapan - Nachlese auf Instagram

Mittwoch, 29. März 2017

Muster-Mittwoch - Frühblüher













Zurück aus Japan... - die ersten Frühblüher auch bei mir im Garten..., u. a. Scilla. Auch in Japan habe ich Blühendes fotografiert, aber die Bilder sind noch nicht sortiert... Zum Schluss des schönen Mustermonats von mir wenigstens ein paar in Japan entstandene Sketchbookseiten, japanisch angehaucht sozusagen... Collagen aus dem Papier, das ich mit mir hatte, ergänzt mit dem aus passendem Prospektmaterial aus Infostellen, Hotels, Museen und einem antiquarisch gekauften Büchlein mit einem so hundert Jahre alten Roman...






Schneeglöckchen im Wald - yuki heißt Schnee. Wir hatten viel davon!
Wald - mori - mit Blüten - hana

Kirschblüten - sakuranohana























Löwenzahn, ein ähnliches Pflänzchen begegnete uns am ersten Tag in Tokio in einem Landschaftspark.





























Nochmal Kirschblüten... - die Japaner sind geradezu närrisch danach ;-) - hanami heißen die Feste zum Kirschblütenschauen...
 


Leberblümchen werden in Japan in vielen Arten gezüchtet, es soll auch Wälder geben, wo sie wild wie Blütenmeere wachsen..., jedenfalls hab ich ein Bild davon aus einem Kalender... Klebt im Tagebuch, gerade nicht zur Hand...




So, nun komme ich weiter - langsam - an und freue mich aufs Mustern im April und auf die Frühlingspost!

Mustermittwoch
MMI - mein "japanisches" Sketchbook