Samstag, 9. November 2013

Frapalymo (III)

Der Lyrikmonat bei Sophie geht in einen neuen Tag, ab heute sammle ich bis zum nächsten Samstagskaffee hier die einen November lang täglich entstehenden Texte, für die Sophie Tag für Tag einen Impuls bereitstellt, eine Spielwiese fürs TextenÜben... (meine vorangegangenen acht sind hier und hier zu finden.)

15.11.2013

Der Impuls für heute lautete: "paris. die metro. türen schließen sich. Nehmt dieses tolle Foto von @bormaennchen als Inspiration und lasst Geschichten in eure Gedichte fließen."
Alle gedichteten Geschichten hier. Und meine:


I

Die Türen schließen.
Du schaust mich nicht mal an.
Kein Winken, kein Lächeln.
Fährst weg von mir.

Ich steh hier und
niemand spürt mein Weh.

Dunkellicht, Dunkelheit,
ich finde nicht hinaus.
Ich bin allein, allein.

II

Ein Abend, spät
die Farben ergrauen
die Lichter verblassen
ein anderes Schauen.

Im Glasscheibenspiegel
Gesichter erscheinen
sie lesen und schlafen
doch eins scheint zu weinen.

Die Fahrt lang nach Haus
ist Zeit zu verstehen
das Märchen ist aus
wie wird's weitergehen


14.11.2013

Sophies Impuls für 14. November: "stürzt euch ins formvergnügen und schreibt ein pantun." Huch, was ist das? Was (für mich) ganz Neues, macht Spaß, ich glaube, ich hab's kapiert und das war heute mein Vergnügen nach einem Tag, an dem ziemlich viel daneben ging... Hier alle Pantuns? Pantune? Und meins:


Sag wo bist du hingegangen

Hab dich gestern doch geseh’n

Heute im Büro gefangen
Muss ich dieses dir gesteh’n

Hab dich gestern doch geseh’n
Warst ein Tag so hell und rund
Muss ich dieses dir gesteh’n
´s gibt heut’ ärgerliche Stund’

Warst ein Tag so hell und rund
Doch so blieb’s nicht, leider
´s gibt heut’ ärgerliche Stund’
Ich rauf mir Haar und Kleider.

Doch so blieb’s nicht, leider
Ich möcht’ nur noch ins Bett geh’n
Ich rauf mir Haar und Kleider
Und will ganz einfach weg sehn

Ich möcht’ nur noch ins Bett geh’n
Und wieder Frieden finden
Ich will ganz einfach weg sehn
Zur Eiche alter Rinden

Und wieder Frieden finden
In einem neuen Tag
Zur Eiche alter Rinden
Geh’n, wann ich es mag

In einem neuen Tag aufwachen
Heute im Büro gefangen
Ganz verrückte Sachen machen
Sag wo bist du hingegangen

 


13.11.2013





Sophies Impuls kam über einen Text von @HKemet :  
"dem schwan fallen so viele lieder ein. die teiche sind voll davon."
Wie immer findet ihr bei Sophie heute im Laufe des Tages alle "herausgefischten" Texte. Und, ja, ich war an meinem See, übers jahr...


übers jahr
(see sinnliches)
alles vertraut
alles anders
tagaus tagein

blanker spiegel
seidiges kräuseln
sanfte wellen
gischtendes wogen
mal nach west
mal nach ost


kleiner vogellaut
im streichenden schilf
mövenschrei
entenschnattern
heiserer reiherruf
aus der eiche
fisches kringeln
teichläufer wispern
der schwäne fluggesang

stille zeit
stille leere zeit
mit stille gefüllte zeit

leises gespräch
dicht bei dicht
ferien lachen
paddel klatschen
motoren geräusch

morgendunst
mittagsglut
himmelsblau
wolkentheater
abendschein
dunkelheit
sternenzelt

im wasser 
sein
seidig
im wind
streicheln
kühle
wasserblau
kiefernduft
tropfen
kitzeln
wasserlippen
süß

frühling licht
sommer heiß
regen sanft
hagel scharf
blitzend licht
herbst gold
flockentanz
eis starr

alles vertraut
alles anders
wunder
tagaus tagein

12.11.2013

Wieder "nur" kurz und knapp ohne bild und etwas sarkastisch hingeworfen... wegen: 

bauch
tut weh
iss das nicht
tee in den krug
trink

(aber auf die tägliche übung nicht verzichten wollend...)
Sophies Impuls für den 12. November: „schreibt ein gedicht, das nur aus einsilbigen wörtern besteht“. Die Sammlung. Meins:

eins und zwei
und drei und vier
hör ja gar nichts mehr von dir
 
eins und zwei und drei
wir war'n doch mal zwei
wollt' ich jetzt noch sein
doch bist nicht mehr mein
 
eins und zwei
ich bin bei
mir ohn' dich
nur noch ich

eins
meins
(nichts aktuell biografisches ;-), "vorfall" liegt ein paar jahre zurück)


11.11.2013

Heute nur kurz und knapp und ohne Bild. Arbeitstag + Alphabet (der Film), jetzt bin ich platt und lasse die angedachten im Speicher. Auf Sophies Impuls für heute: „alaaf: ich gehe mit meiner laterne… oder: was euch sonst noch zu St. Martin oder dem 11.11. einfällt" steht hier, was dazu gedichtet wurde. Mir fiel heute Abend meine erste Mondlaterne ein, die ich lange hatte (ich glaube, es war auch die einzige meiner Kindheit). Bei der nächtlichen Rückfahrt hatte ich den Mond über mir.

Am Nachthimmel stiller heller Glanz.
Freund Mond in den Zweigen der Bäume
leuchtet mir das Dunkel aus.


10.11.2013



Sophies Impuls für heute: Taschenfund
Die Taschenfund-Textfunde versammeln sich: hier

Und über (m)einen Taschenfund schrieb ich: 

die finger
kommen staubig
aus der jackentasche

samen hängen dran
ach ja!

wärmende
herbstgolderinnerung

wandern
mit dem gefährten

im tal
der wilden blumen
samen gesammelt
in die jackentasche

heute
ausgeschüttelt
in den garten

freude aufs
keimen der wilden
im frühling

und wieder die
wärmende
erinnerung

 




Mit dem Samstagskaffee, der ein heißer Kakao war, mit Blumen, die die alten sind, ergänzt um ein Sträußlein neuer "Studenten" aus eines Besuchers Garten, mit lieber Bloggerinnen Überraschungen, einem der prägenden Bücher aus meinem Leben mit Büchern, mit "erinnerungsgefüllten" Kerzen und Kerzenhaltern finde ich mich am Tisch ein. Er bringt noch mal goldenfeurigfarbigen Herbst zum Klingen...

9.11.2013



Sophie empfiehlt uns heute: "schlagt ein buch eurer wahl auf, schaut auf seite 36 und nehmt daraus den ersten vollständigen satz als impuls".

Aufgeschlagen (Alexander Jeanmaire: Der kreative Funke. Handbuch für Kreativität und Lebenskunst. Witten 2004) auf Seite 36 las ich Folgendes:

"Sicher ist man sich lediglich darüber, dass Erfinder meist ziemlich eigensinnig sind." 
Daraus wurde dieser Text:
Eigensinn
Manche lassen
den ihren
verkümmern.
Nachjagend dem,
was alle haben,
wollen sie
das: Haben.
Es verwechselnd
mit Sein.

Hetzend
durch die Tage.

Nicht bemerkend,
was verloren.
Etwas vermissend,
nicht fühlend, was.
Ignoriert,
gezähmt,
ab-er-zogen,
blockiert -
 Eigen-Sinn.
Was zu diesem Impuls noch geschrieben wurde, versammelt sich unter diesem Link.


Mehr Lyrikmonat frapalymo
Mehr Leben mit Büchern
Mehr Samstagskaffee
Mehr Blumen

12 Kommentare:

  1. schön, dass es sich ergeben hat.
    tolle tafel.
    liebe samstagskaffeegrüße sendet dir Ninja

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  2. Genial! Gibt es eigentlich etwas Kreatives, was du nicht kannst...;-) ? LG Lotta.

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  3. Oh sieht das schön aus bei Dir!
    Ich mag total Deine Blumen, Deinen Samstagskaffeetisch und überhaupt: DIE FARBEN Deiner Fotos!
    Dein #frapalymo sowieso und die "Mehr"... links sind so toll untergebracht - sehr kreativ ist das!
    Einfach zum Wohlfühlen!
    Gruß, Britta

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  4. Das ist ein guter Impuls. Da werde ich mich kurz besinnen und schauen ob ich noch eigensinnig bin. Es lohnt sich tatsächlich darüber zu sinnieren, einen Schritt zurücktreten um sich nicht im Strom zu verlieren. Sehr schön, Danke dafür!
    Ich wünsche Dir einen schönen Abend, Cora

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  5. liebe ghislana, das bist so du, diese verse, schön ist das. und jetzt hast du mir gerade kakaogusto gezaubert :)

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  6. Eine wirklich passende Zeile hast Du getroffen und sehr schön "vertont". Zufälle gibt es wohl nicht.
    Und Eigen-Sinn gefällt mir ja sowieso besonders gut. :-)

    Herzlich, Katja

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  7. Beautiful flowers photos!
    Have a nice day, RW & SK

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  8. Jetzt noch Studentenblumen , toll !!! Ich hänge immer zu sehr dem Sommer nach, anstatt mich am Herbst zu erfreuen....
    Schön, deine Zeilen zum "Eigensinn", liebe Ghislana ,interessantes Projekt !!!
    Also, eigensinnig, das bin ich ...zum Glück :-))
    Viele herzliche Grüsse und einen schönen Sonntag, helga

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  9. ein schöner ort zum schreiben! und wunderbare zeilen! wie recht du hast mit dem hinterherjagen, der hetzerei..
    liebe grüße von mano

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  10. Liebe Ghislana, was für ein TRAUMFOTO auch heute wieder! Und eine wunderschönes Gedicht zu (d)einem Taschenfund ;-) Ich hoffe, dass die wilden Herbstgolderinnerungssamen im nächsten Frühling keimen... und sei es dann in einem Frühlingsgedicht!
    Grüßli, Britta (die vier war, als ihre Mama ihr zum erstenmal Pippi vorgelesen hat und die Bücher, aus denen damals gelesen wurde, stehen heute hier auf der Fensterbank. DAS ist Glück! :-) )

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  11. Deine Finger kommen staubig aus der Tasche, meine sandig ... ein feiner Text ist Dir gelungen, und an Deinem kreativen Tisch würde ich zuuu gerne Platz nehmen.
    Liebe Grüße, Gabi

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  12. Das Bild von deinem See habe ich mir geklaut und ausgedruckt - es ist zu schön ...
    "alles vertraut - alles ganz anders"
    das kenne ich auch von der Landschaft um mich herum, aber so einen See hätte ich trotzdem gern vor der Haustür.
    Liebe Grüße von Lucia

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Ich freue mich sehr über eure Gedanken.
Bitte aber keine anonymen Kommentare.