Dienstag, 17. September 2013

Lieblings-Sommerort-Post aus dem Wald am See...

http://abload.de/img/a01hasus.jpg

... es ist September und ich war, nach dem freudigen Öffnen der aus unserer Gruppe (inzwischen 6!) schon eingetroffenen Schachteln, nun selber dran...


Seit Juli schreiben, malen, nähen und bauen 81 Menschen Sommerschachtelpost, macht über 600 Streichholzschachteln mit den in Szene gesetzten Lieblingssommerorten der Absender/innen (sind es eigentlich ausschließlich Frauen???) Nachdem die Mail-Art-Erfinderinnen und -Begleiterinnen Tabea und Michaela mal einen ruhigeren Sommer verdient hatten, hält diesmal Mond die Fäden in der Hand. Danke euch allen für die Freude, die wir haben dürfen... Bei Mond könnt ihr das Fortschreiten der ganzen SommerOrt-PostSchachtelei mitverfolgen und von da aus auf den Seiten der Schöpfer/innen und Empfänger/innen spazieren gehen. In jeder Gruppe baut jeder 9 Schachteln und verschickt sie an die 8 Gruppenmitglieder, eine behält man natürlich für sich ;-). Die entstandene und noch entstehende Vielfalt ist für mich immer wieder Inspirationsquelle. 

Nachdem 8same, hansedeern, greta, maackii und holunder schon so lieb in ihren Blogs über Sommerpost und auch meine Wald-Schachtel geschrieben haben, werfe ich nun mit euch noch einen Blick in den Entstehungsprozess. (Ich mache das gleich als Anleitung, wer weiß, vielleicht wollen nun ganz viele auch mal eine Landschaft in die Streichholzschachtel stecken. Ich stelle mir das als Urlaubs-Mitbringsel zum Beispiel ganz nett vor. Kaum Gewicht, braucht nicht viel Platz und fängt dennoch die Atmosphäre ein.) Nachdem ich mir sicher war, dass trotz aller wunderbaren Sommerferien quer durch Europa es in meinem Alter vielleicht normal ist, dass man den Ort wählt, an dem man die meisten Sommerferien mit Freude verbracht hat, ging's ans Assoziieren und Zubehör sammeln. Hier hatte ich viele Sommer, als Kind, als Studentin, als Mutter, (8 Jahre Bürgermeisterei waren auch dabei...), nun insgesamt schon 50 Jahre, von denen ich seit fast 30 Jahren hier wohne. Vor dem inneren Auge wuchs mit jedem Spaziergang die Miniaturlandschaft aus meinem Wald vor der Tür. Sonst beim Gestalten der Abstraktion gegenüber nicht abgeneigt, wollte ich es diesmal eher "echt natürlich" haben... Nicht alles, was ich in der Hand hatte, passte aber in eine Streichholzschachtel... 



Dann ging es los: Zuerst die Streichholzschachteln entleert und die Seitenwände der Schachtel ausgekleidet mit dem Blau, Grün und Braun der Waldfarben. Die dafür verwendeten Papierstreifen stammten noch von den aus Farbresten entstandenen Abklatschpapieren. Man kann nach dem Maßnehmen und Zuschneiden einer Schablone gleich mehrere Streifen gleichzeitig auf die benötigte Länge schneiden. Da die Vorstellung war, in die Landschaft von der Seite hineinzuschauen, kam Braun auf den Boden, Grün nach rechts und links, Blau an den Himmel. 

 












Am besten streicht man die zu beklebende Fläche mit einem kurzgeschnittenen festen Flachpinsel mit Kleber ein, positioniert das Papierstreifchen und drückt es mit einem Falzbein an, indem man mit behutsamem Druck über den Papierstreifen streicht, von innen nach außen. (Achtung, nicht das allerbeste Falzbein nehmen wegen eventueller Kleberreste..., man kann auch einen geeigneten Tee- oder Eierlöffelstiel verwenden).






















Dann wird die Rückwand aus Stoff (hier ein Batikstück aus leichtem Batist) zurechtgeschnitten. Da wir im wilden Wald sind, brauchen die Kanten nicht versäubert, sondern können im Gegenteil noch etwas ausgezupft werden. Das Probebatikstück enthielt zufälligerweise gerade die Farben, die ich im lichten Kiefernwald im Sommer durch die Bäume hindurch sehe... Auch hier eine Schablone zuschneiden, an der entlang man hurtig die entsprechende Anzahl der Stoffstückchen ausgeschnitten hat. Reste auf die Restehäuflein, nix da mit Papierkorb, wer weiß, wann man die Fäden noch braucht...












































Den Boden der Schachel mit Kleber einstreichen, das Stoffstückchen von oben zuerst in der Mitte festdrücken und behutsam mit dem Finger in alle Richtungen ausstreichen. (Ich verwende Ponal, der beim dünnen Ausstreichen mit dem Pinsel schon soweit antrocknet, dass er nicht durch den Stoff durchschlägt und dennoch fest klebt.)



















Während die Landschaftshüllen nun erst mal trocknen können, kommt das Drumherum der Schachtel dran. Natürlich gehört zum Sommerlieblingsort Sonne. Die war bisher in der Schachtel nur als "Licht" enthalten, nun kommt sie oben drauf, Sonnengelb in Form handgeschöpften Recyclingpapiers mit Blüten- und Pflanzenresten. Da habe ich aus exzessiven Schöpfzeiten noch für einige Sommerschachteln Vorräte... Wieder eine Schablone fertigen, an der man entlangknicken und -reißen kann, nicht schneiden. Das passt zu handgeschöpftem Papier für mich nicht so gut.


Ich arbeite viel auf der Schneidmatte. Um sie beim Kleben zu schützen, kommt eine Zeitung darauf sowie ein Stück alter Folie, hier von einem alten gelben Plastik-Schnellhefter. Davon kann man bei kleinen Malheurs auch mal schnell was abwischen. Auf die außen sichtbaren Unterseiten der Schachteln kommen Kartenausschnitte meiner Gegend, nach Schablone ausgeschnitten aus alten, nicht mehr aktuellen Prospekten unseres Naturparks (ein aktuelles Exemplar des Faltblatts kam dann mit in die Post) 

Die Reibeflächen zum Anzünden der Streichhölzer habe ich frei gelassen. Wer weiß, vielleicht werden sie ja doch gebraucht ;-). In Brandenburg ist der Umgang mit Streichhölzern und jeglichem Feuer im Wald gefährlich und ganzjährig untersagt. Die trockenen Kiefernwälder sind gerade im Sommer oft akut waldbrandgefährdet, und jedes Jahr brennen Waldflächen ab, oft durch Leichtsinn verursacht.


So, was jetzt noch fehlt, ist der Wald. Die aus dem großen Stapel vorsortierten und zurechtgeschnittenen oder -gezupften Naturstückchen (statt brauner Kiefernnadeln habe ich dann doch noch Birkenzweige geholt) werden - nach dem Begutachten eines Probeschächtelchens - vorsortiert und nach und nach eingeklebt. Erst die Bäumchen und die Rinde, dann das Moos, Flechte, Immortelle (Katzenpfötchen) und Heidekraut (Erika). Da Flechten, Immortellen und Heide hier nicht mehr gerade so üppig vorkommen, wie ich das aus der Zeit vor 50 Jahren in Erinnerung habe, schaue ich nach ohnehin schon Umgeknicktem, da kommen einem Wind und Wetter und Tier und (manchmal unaufmerksame oder gedankenlose) Menschen in ihrem Sturm und Drang zu Hilfe.
















Kaum zu glauben, aber irgendwann sind sie fertig..., alle neune...

Nun noch die hier schon einmal vorgestellte Karte schreiben, die Briefumschläge bekleben und adressieren, alles hineinstecken... Aus dem Nachmittagsspaziergang wird an diesem Tag ein Abendspaziergang. Wohin? Na genau dahin, in meinen Wald, von dem ihr jetzt ein Stückchen kennt oder gar bei euch zu Hause habt ;-)


Aus einer leeren Streichholzschachtel eine ganze Landschaft werden lassen - das ist Upcycling in meinem Sinne, wenn der Wald auch noch wachsen würde, einfach so, aus der Schachtel... Die Sommerpost hat mich meinen Wald noch einmal anders sehen und fühlen lassen. Ich habe intensiv spüren können, wie nah er mir ist, wie er für mich da ist, wie er mich aufnimmt und erdet. So gesehen auch ein Alltagsheld für mich. Sollte er auch sein, für alle. Eine Erde ohne Wald - nicht vorstellbar. Ich vermute, das war nicht die letzte Streichholzschachtel, in die ich eine Landschaft hineinversteckt habe...

Mehr Upcycling. Mehr Kreatives. Mehr Zeug. Mehr Helden des Alltags. Mehr Lieblingssommerorte in der Schachtel.

26 Kommentare:

  1. So wunderbar Deine Sommergeschichte in der Schachtel und das Ergebnis ist einfach schön :-)

    AntwortenLöschen
  2. So schön, liebe Mama, so schön! Ich habe gleich große Sehnsucht bekommen... Und denke immer wieder an H.s Ausspruch, wann immer sie Kiefern sieht: schau mal, Oma Ghissis Bäume!... Liebste Grüße, Marja

    AntwortenLöschen
  3. schon andernorts bewundernd entdeckt. nun hier genauer. so fein deinen wald verpackt!
    liebe grüße
    dania

    AntwortenLöschen
  4. Liebe Ghislana,
    wie wunderbar Deine Schachteln sind. Man ist gleich ganz nah an "Deinen" Wäldern, hat den Geruch in der Nase und den ganz leicht nachgebenden Boden unter den Füßen.
    Sei herzlich gegrüßt von Nina

    AntwortenLöschen
  5. Das ist ja so schön - Wahnsinn! Ein kleines Stückchen Wald zum In-die-Tasche-Stecken - traumhaft!
    Liebe Grüße
    Christiane

    AntwortenLöschen
  6. Wunderschön. Diese Idee ist sowas von grandios - so könnte sich jeder seinen Lieblingsplatz zum Mitnehmen basteln, die Schachtel einfach aufmachen und träumen. Danke für die Anleitung mit den tollen Fotos, Ghislana. Es ist eigentlich alles ganz leicht, aber es hilft doch, wenn man ein paar Fotos sieht. Mir jedenfalls. ;-)

    Liebe Grüße,
    Doris

    AntwortenLöschen
  7. hallo *Ghislana*,
    präzise romantik!
    für ein bord oder setzkasten die ideale füllung um sich an bestimmte dinge/zeiten zu erinnern.
    hab dank für deinen kommentar bei mir, von einem buchcover lasse ich mich nicht unbedingt leiten, jedoch ein liebevoll gestaltetes angebot verführt.
    liebe grüsse von der kelly

    AntwortenLöschen
  8. Wie schön, dass du uns nochmal miterleben lässt, wie die Schachteln entstanden sind. Ich finde sie ganz zauberhaft und fühle mich gleich sehr angesprochen. Denn neben dem Seeufer liebe ich die langen Spaziergänge mit den Hunden im Wald (zu jeder Jahreszeit, nicht nur im Sommer).
    Liebe Grüße
    ANdrea

    AntwortenLöschen
  9. So schön! Da bekomme ich glatt Lust in den Wald zu fahren. LG Mila

    AntwortenLöschen
  10. Ach wie schön...so ganz nach Ghislana-Art...LG Lotta.

    AntwortenLöschen
  11. Wunderwunderschön, deine Landschaftsschachtel, in jedem Detail gibts so viel zu entdecken!
    Liebe Grüße
    Christine

    AntwortenLöschen
  12. Oh du Liebe,
    wie wunderbar hat mich dein Schächtelchen an deinen Sommerort entführt, hab vielen Dank dafür!
    Grüße vom Frollein

    AntwortenLöschen
  13. Das ist eine wirklich schöne Idee und deine Schächtelchen sind super toll geworden!
    Liebe Grüsse
    Nadia

    AntwortenLöschen
  14. Es macht so viel Spaß, den Anderen über die Schulter zu gucken, wie sie ihren Sommerort gebastelt haben. Danke für diese Bilder des Entstehungsprozesses! Und wie schön Deins Schachtel geworden ist - gefüllt mit einem Stück Zauberwald (von dem erzähle ich abends oft meinen Kindern...). Besonders gefallen mir die kleinen gelben Fabtupfer...

    Liebe Grüße aus der Stadt!
    Mond

    AntwortenLöschen
  15. Was für eine liebevolle Idee! So schön!
    Liebste Grüße von Steffi

    AntwortenLöschen
  16. ein tolles Projekt, liebe Ghislana , ich sitze hier und staune !!!
    Viele herzliche Grüsse, Helga
    P.S. wegen des Glashafens: ich bin auch der absolute Konsumverweigerer, aber
    manchmal muss ich halt doch etwas kaufen :-) So einen ähnlichen gibt es jetzt bei DEPOT ...

    AntwortenLöschen
  17. Was für eine Arbeit!!!
    Sie sehen aber wirklich wunderschön aus, Deine Schachteln, mit Liebe und viel Gefühl!
    LG Susan

    AntwortenLöschen
  18. Was für eine Fleißarbeit! So wunderschön.
    LG Janine

    AntwortenLöschen
  19. Was für eine nette Idee - so wunderbar umgesetzt von dir! Danke fürs Zeigen, wie die fertige Schachtel entstanden ist. Das erinnert mich wieder daran, dass ich schon seit einiger Zeit kleine flache Dosen gesammelt habe, um für meine Enkelkinder Puppenbettchen zu basteln - vielleicht schaffe ich es doch noch für Weihnachten.

    AntwortenLöschen
  20. Auf einem Foto habe ich mehr als 9 Schachteln gezählt... :) Bist du da in Serie gegangen?
    Auf jeden Fall sind es sehr hübsche Schachteln geworden, vielen Dank für den Einblick in ihre Entstehung!
    LG, Gerdi

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich dachte mir, dass hier einer zählt... ;-)

      Löschen
    2. Dazu muss man noch nicht einmal zählen, um auf den ersten Blick zu erkennen, dass es mehr als 9 sind.... :)
      Auf jeden Fall eine schöne Idee, noch mehr Menschen damit zu beglücken! Ich hoffe, sie werden sich freuen.
      LG, Gerdi

      Löschen
    3. Danke noch für den netten Kommentar zu den Büchern! Freut mich, wenn du öfter mal vorbeischaust - auch wenn ich in letzter Zeit weniger Bücher gezeigt habe. Im Sommer sitze ich dann doch lieber draußen, um das Wetter zu genießen, anstatt drinnen an Büchern zu werkeln. :)

      Löschen
  21. wie schön du deine sommerheimat eingeschachtelt hast!
    liebe grüße von mano

    AntwortenLöschen
  22. Liebe ghislana, wenn ich die lange reihe vorbereiteter schächtelchen auf deiner schneidematte sehe......durften sich sehrsehrsehr viele Empfänger/innen über deinen klitzekleinen Wald in der Schachtel freuen.l
    Lg Mickey

    AntwortenLöschen
  23. Schöne Gegend - ich hab mich gleich mal per Internet umgesehen! Da werde ich mal dran denken, wenn wir wieder auf Motorradtour sind!
    Ist doch super, daß man so mit kleinen Schachten so viele schöne Ecken der Welt kennenlernt!
    LG
    Cynthia

    AntwortenLöschen

Ich freue mich sehr über eure Gedanken.
Bitte aber keine anonymen Kommentare.