Montag, 9. November 2015

Montags-Mandala (63)




Das Wochenende fand bei Licht im Garten und in der Küche statt, die ersten Laubberge versetzen, Keramik auf den Weg ins frostfreie Winterquartier bringen, ein schwergewichtiges Birnenquittengeschenk zu Quittenbrot, Quittenmarmelade und herzhaftem Gelee (hmmm, so lecker auf Käse...) verarbeiten. Nun sind noch 8 große Früchte übrig, ich glaube, die werden noch mal zu Quittenbrot und ich mach mir dann selber Dominosteine ;-). Mein erstes Mandala ist die schon etwas "angetöpperte" handbemalte Schüssel des Gefährten, vor Jahren auf einem Markt in Istanbul gekauft. Nicht mehr "sonntags-tafel-fein", aber zum Obst-und-Gemüse-Putzen doch so sehr viel schöner als diese ollen doofen Plastikschüsseln, die bei mir nur noch streng limitiert vorkommen.

 

 
Die Mandala-Farben draußen auf dem Tisch sind dieselben wie schon vergangene Woche. Gelb und Rot. Zu den Zieräpfelchen gesellen sich diesmal Zierquitten und die nach dem letzten Frost rasant abgefallenen so herbstschönen Blätter der Amerikanischen Traubenkirsche - die Pflanze ist allerdings auch limitiert bei mir, denn ihr raumgreifendes Durchsetzungsvermögen macht heimischer Flora besonders auch hier in lichten Wäldern auf sandigen Standorten arg zu schaffen.




Von der Nachbarin kam ein kleines Schwingel-Gras zu mir, eine der netten Dankeschön-Gesten für gegenseitige kleine Hilfen unter Nachbarn, und wanderte auf den Herbsttisch, zur Keramik-Nuss, die nun darauf wartet, ins warme Winterquartier zu kommen. Aber solange man draußen noch Kaffee trinken kann in diesen warmen Novembertagen, kann sie noch draußen bleiben.




Nach unserem Urlaubs-Abtauchen in die Gardaseeregion haben wir uns über die Wochenendfrühstückszeitung und im Internet wieder eingehender mit Politik und Gesellschaft befasst. Unser Landkreis Dahme-Spreewald wird dieses Jahr 2400 Flüchtlinge aufnehmen. Gerade ist die Prognose von zunächst 1650 Flüchtlingen noch einmal angehoben worden. Unser Landkreis hat 162.000 Einwohner. Da nimmt sich die Zahl von 1650 Flüchtlingen verschwindend aus. Bedauerlich ist, dass trotz großer Anstrengungen nun doch zu den vorhandenen  Gemeinschaftsunterkünften und Wohnungen auch Notunterkünfte für Flüchtlinge eingerichtet werden mussten. Insgesamt fühle ich mich vom Landkreis gut informiert und vertraue seinem pragmatischen Management. Ich beziehe auch seine Pressemitteilungen, die zu diesem Thema zz. mehrmals wöchentlich erscheinen und präzise und sachlich informieren. Der Landkreis hat mit einem Koordinator zur Unterbringung von Flüchtlingen und einer Integrationsmanagerin wichtige Stellen geschaffen, aber ohne andere Leistungen im sozialen und kulturellen Bereich aufzugeben. Es kommt niemand zu kurz. Wenn doch, dann ist nicht nur die Politik, sondern sind wir alle mit gefragt. Auch in unseren Besitzständen. Finde ich. In diesem Spätsommer hat sich etwas verändert, unumkehrbar. Es sei denn, mit Unmenschlichkeit und mit Gewalt. Undenkbar für mich. Und selbst dann wäre nichts wie es vorher war. Diese Veränderung, bei uns in diesen Monaten angekommen, hatte eine lange Vorlaufzeit, die nicht nur die Politik zu lange ignoriert hat.


 
Die Träger der Wohlfahrtsverbände leisten auch in der Region eine Menge und scheuen sich z. B. auch nicht die ursprünglich vor Jahren für Obdachlose in Königs Wusterhausen eingerichtete Tee- und Wärmestube, die sehr schnell ohnehin auch schon Anlaufstelle für weitere Bedürftige geworden war, die nicht obdachlos sind, nun auch pragmatisch mit Flüchtlingshilfe zu verknüpfen. Verhindern, dass Schwächere gegeneinander ausgespielt werden, Hilfe koordinieren, Begegnung ermöglichen, Sachen und Wärme verschenken, mit der Hilfe von Ehrenamtlichen. Inzwischen ist auch der Landkreis dieser Tage - wie schon die kreisangehörige Stadt Königs Wusterhausen - in das vom "Verein Neues Potsdamer Toleranzedikt" betriebenen Flüchtlingshilfe-Portal "Helpto" eingebunden. Möge es sich füllen und genutzt werden. In unserem Ort und auch im Nachbarort sind seit einigen Wochen Flüchtlinge untergebracht. Aufregung hat sich gelegt. Keine der Sorgen wurde bisher real. Und manche Einwohner sind gleich in die Rolle der Hilfbereiten geschlüpft, haben z. B. ihre Fahrräder verschenkt, denn die Orte liegen etwas j. w. d. ... "janz  weit draußen", wie's der Berliner sagt, der aber auch gern hierherkommt... Willkommen.




Diese Woche stehen bei mir vor allem Büro- und Onlinearbeit (Weiterbildung) an, Pflicht und Kür. Mal sehen, wieviel ich schaffe. Damit's rund läuft, tat der Gang durch den nachtregenfeuchten Garten wieder so gut. Mandala legen, sich für die Woche zentrieren, Kreise ziehen. Draußen sein. Sein. Und aus dem Sein ins Tun finden. Habt eine gute Woche.




 

16 Kommentare:

  1. Hallo Ghislana,

    ich mag deine spontanen Mandalas so. Sie sind so ungekünstelt und einfach schön. Die Keramiknuss sieht faszinierend aus!

    Liebe Grüße,
    Veronika

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  2. Liebe Ghislana,
    es tut immer gut, ein wenig bei dir zu verweilen. Unser Landkreis (Görlitz) nimmt in etwa die gleich Anzahl Flüchtlinge auf, ich muss mich jetzt gleich mal informieren, ob es auch hier Pressemitteilungen dazu gibt.
    Dir eine gute Woche bei Pflicht und Kür. Herzliche Grüße von Lucia

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  3. Liebe Ghislana, schön, wenn überall mit Unaufgeregtheit und angemessenem Pragmatismus reagiert wird auf die derzeitigen Herausforderungen. Und ich finde auch, die, die es können, sollen abgeben. Wir sind doch so viele und so viele Übersatte....
    Dein Quittenmandala duftet. Ich wünsche Dir eine gute Woche!
    Lisa

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  4. Ein tolles Mandala hast du gelegt! Plastikschüsseln mag ich auch nicht besonders, aber wenn man Kinder hat, sind sie doch manchmal praktischer...;-). Ich glaube, das Wichtigste in der Bewältigung der Flüchtlingskrise ist eine ehrliche und vernünftige Informationspolitik, dann wird man auch auf mehr Verständnis auf BEIDEN Seiten hoffen dürfen, leider wurde das in der Vergangenheit zu oft versäumt. Eine aus meiner Sicht sehr ehrliche Berichterstattung bietet der Film von Stefan Aust HIER. Er zeigt einerseits die Not der Flüchtlinge, andererseits aber auch die Probleme, die mit der Flüchtlingskrise verbunden sind...In meinem Ort sind die Flüchtlinge derzeit dezentral aufgeteilt...also in privaten Unterkünften. Das klappt gut, allerdings ist so eine Praxis natürlich ab einer bestimmten Anzahl nicht mehr möglich...Letztendlich kann aus meiner Sicht nur die Lösung sein, die Zustände in den Ländern vor Ort zu ändern, damit dort ein menschenwürdiges Leben möglich ist. Und es muss klar artikuliert werden, dass Deutschland kein Schlaraffenland ist, sondern einen hier die Realität schnell einholt. Für mich persönlich haben Frauen und Kinder sowie Kriegsflüchtlinge Priorität. Liebe Grüße, Lotta.

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  5. Lieben Dank für den Plastikschüssellink. Ich habe mir gleich die Schulmaterialien heruntergeladen, denn das Thema "Müll" ist gerade dran und wird erstaunlich interessiert von meinen 7.Klässlern bearbeitet. Dein Quittenmandala ist super, deine Berichte aus euren Initiativen auch. Mach es gut und bleib gesund und munter, liebe Grüße
    Christine

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  6. Das war ja ein sehr umfassender Post, in dem du viele Dinge ansprichst & zeigst!
    Interessant, was du über deinen Kreis in puncto Flüchtlinge berichtest. In einer Millionenstadt bekommt man eher wenig mit, wenn man nicht unmittelbar neben Unterkünften wohnt. Die große Zeltstadt ist weit draußen und total abgeschirmt. Inzwischen werden allerdings Turnhallen belegt, unter anderem auch die von Ds alter Schule.
    Ich würde mir nur wünschen, dass die Politiker sich nicht nur dauernd mit sich selbst beschäftigen würden und endlich auch mal gesamteuropäisch gedacht & gehandelt wird.
    LG
    Astrid

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  7. Danke für diese schönen Bilder. Gerade das Blatt im Wasser spricht mich sehr an. Ruht so wunderbar in sich und steht doch für Vergänglichkeit pur... Lieben Dank dafür.
    LG. sUsanne

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  8. üpiger mandala - mit sonnige zierfrüchte - es sollte jeder genug haben und friedlich leben können. aber es sind nicht immer die besten tage für jeden. dank für die ausführliche auskunft über flüchtlinge in deiner stadt !
    liebe grüsse
    monique

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  9. Zu Deinem Post finde ich Worte von Doris Kirch so passend, liebe Ghislana:

    „Wenn du dein Leben so intensiv und vollständig leben möchtest, wie es geht, dann sei dort, wo es stattfindet: Im Hier und Jetzt!“
    Doris Kirch

    Wie schön, die Worte nehmen Deine Bilder und Gedanken auf.

    Herzliche Grüße
    Erika

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  10. du bist und bleibst für mich die mandala-queen ;-)!! dieses hier ist wieder so wunderschön, dass ich gar nicht aufhören kann, es zu betrachten!
    unser landkreis hat das motto "miteinander bunt" und es wird viel getan. im moment wird noch versucht, alle flüchtlinge privat unterzubringen und neue unterkünfte in älteren gebäuden zu schaffen. es gibt sehr aktive mitarbeiter in der gemeinde und initiativen kümmern sich ehrenamtlich in allen belangen um die flüchtlinge. das klappt bisher gut und ich hoffe sehr, dass es auch so weitergeht.
    liebe grüße von mano

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  11. Schöne Bilder und so richtige Worte.Die Großstadt macht vieles anonymer und das ist für die, die sich manipulieren lassen,eher schlecht. Aktive Hilfe und Kontakte sind da weitaus lehrrreicher.Das gibt es natürlich auch richtig viel, aber bundesweit ist das Thema mit P immer eher eine Meldung wert, als alles andere.
    bunte Grüße Karen

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  12. Oh, ich liebe Deine Mandalas und lasse mich grad ein wenig vom Trubel des Tages erden.
    Viele Grüße
    Anja

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  13. Liebe Ghislana,
    So gut tut es, all dies bei dir zu lesen!
    Über Quitten (auch hier ein sechs Kilo Geschenk von der Nachbarin, die sich im Gegenzug über Gelee und Konfekt freute), über deinen herbstlichen Garten und den behutsamen Umgang damit (noch herrscht hier Ruhe und Wildnis, aber ich fürchte, die Blattwegräumer und der Rasenmähertraktor werden noch rattern, wenn sich's denn vor dem ersten Schnee noch ausgeht),
    Über die Flüchtlingssituation bei euch und auch, wie bemüht man versucht, die Situation zu nehmen, wie sie ist. Ja, sie ist nicht umkehrbar. Bemühungen von Bundesregierungsseiten, die Situation verschärft "rückgängig" zu

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  14. ...machen, machen mich sprachlos ob ihrer Unüberlegtheit und vor allem Unmenschlichkeit. Hier (wie auch bei euch, wie ich gestern den Nachrichten entnehmen musste) wird auf einmal wieder rigoros Dublin III angewandt, Flüchtlinge von heute auf morgen wie im Ringelspiel zurückgeschickt nach Ungarn, Serbien, Kroatien, Slowenien - mir ist diese Verordnung so unklar, da sie so unrealistisch ist. Wie kann Europa so stur alles und alle einfach an die Außengrenzen verschieben? Das kann doch gar nicht funktionieren... Hier gäbe es viele Quartiere, die ungenutzt bleiben und man wird das Gefühl nicht los, es ist Kalkül, die Bundesregierung zeigt nach außen Hilfsbereitschaft und hat doch nur im Sinne, unser Land so unwirtlich wie möglich, so überfordert wie möglich aussehen zu lassen, schickt im Hintergrund so viele wie möglich nach irgendwohin wieder zurück...

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  15. ...

    Liebe, es ist immer schön, deine Worte zu lesen!
    Ich versuche nun, nachzulesen, aber erst muss ich Germteig zum Gehen bringen für namenstagsversprochene Martinskipferl.

    Fühl dich umarmt!
    Herzliche Grüße
    Dania

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Ich freue mich sehr über eure Gedanken.
Bitte aber keine anonymen Kommentare.