Die ältesten Stücke (ich batike seit bald 20 Jahren) sind die Schals. Alle drei trage ich immer noch gern, am seltensten eigentlich den grünen, weil er einfach zu kurz ist. Da war ich beim Aussuchen des Materials zu knauserig...
Seide - Crêpe de Chine. |
Wachsauftrag ausschließlich mit Borstenpinsel. |
Die Herangehensweise bei der Gestaltung ist bei allen drei Schals ähnlich. Zunächst wird die Fläche in Streifen aufgeteilt, wobei die bei mir immer mit Schwung daher kommen oder mit Bögen, so ähnlich wie sich meine Lieblingswege draußen nicht stur geradeaus öffnen, sondern sanft geschwungen sind, sich auch mal kreuzen und überlagern. Selten ist der Entwurf auf Anhieb "fertig". Im Prozess des Wachsens und Färbens ergeben sich manchmal gravierende Änderungen zur ersten Idee, das sicherste Zeichen, dass etwas "in Fluss" gekommen ist.
Seide - Pongee 12 |
Dadurch, dass das auf die weiße Seide aufgetragene Wachs beim Färben durch die Bewegung im Färbebad bricht, dringt die Farbe in die weiße Fläche ein. |
Wachsauftrag mit Borstenpinsel über ein unter die Seide gelegtes Drahtgitter (rechts) |
Musterung durch Wellpappe und Drahtgitter. |
In manche Flächen schleichen sich dann auch mal ovale Formen wie "Augen" hinein (z. B. oben im grünen Schal), ein typisch gewordenes Merkmal einiger meiner Batiken, kommt ziemlich oft vor, wird mir aber nicht langweilig. Die Flächen werden dann gewachst, mit dem Pinsel, mit dem Tjanting, mit Stempeln (Schwamm, Holz hier schon einmal gezeigt, Metall...) oder über Drahtgitter oder Wellpappe "abgerieben", ähnlich einer Frottage.
Seide - Crêpe Satin, meine Lieblingsseide, fällt wunderbar fließend |
Da ich weiß, dass Michaela guckt, sehe ich auf einmal einen flossen- und schwanzlosen Fisch... ;-) |
Nach jeder Färbung und dem darauf folgenden Trocknen werden mit heißem Wachs die Flächen "reserviert", also "behalten", die in dieser Farbe bleiben sollen. Die Farbfolgen sind jedes Mal spannend... Gefärbt wird im Farbbad von hell nach dunkel. Die Batik wird immer komplett eingetaucht, also - bis auf die gewachsten Stellen, an die allenfalls durch Risse und Sprünge noch Farbe herankommt - komplett überfärbt. Manchmal sind es nur Nuancen, die eine Färbung von der nächsten trennen. Nie ist eine Farbfolge wiederholbar. Stoffqualität, Stofffarbe, Vorfärbungen, Temperatur und Auslaugungsgrad der Farbe während der Farbgänge in einem Kurs beeinflussen das Ergebnis.
Die Silhuette der Flügel entstand durch Wachsauftrag mit dem Fächerpinsel, der ein "fedriges" Muster ermöglicht, nicht komplett deckt und so die Farben in die Ritzen schlüpfen lässt. |
Weitere Möglichkeiten heißes Wachs aufzutragen, sind das Spritzen (mit dem Pinsel), das Tropfen(lassen mit dem Tjanting) und der Guss. An einen Guss habe ich mich zunächst lange nicht herangetraut. Es dauerte Jahre, bis ich soweit war, bis ich bereit, frei war: innerlich loszulassen und zu akzeptieren, dass man einen Guss nicht oder nur ganz bedingt beeinflussen kann, z. B. durch die gegossene Wachsmenge, die Richtung und die Intensität des Wurfs (aus kleinen schöpflöffelähnlichen Behältern, die in den Schmelztopf getaucht werden). Der Stoff wird aufgespannt, der Rahmen leicht geneigt aufgestellt und das Wachs an den Stoff geworfen. Dann steht er da, der Guss, läuft vielleicht noch ein bisschen, und nun? Wie soll es nun weiter gehen? Immer wieder eine Herausforderung, mit Assoziationsvermögen und Phantasie kommt man aber vorwärts ;-) und mir macht es inzwischen großen Spaß zu gießen.
Auch bei diesem Tuch aus einer etwas rauhen Naturseide mit Knötchenstruktur im Schuss war der Ausgangspunkt ein Wachsguss auf den weißen Stoff. |
Mancher Guss verträgt das Weitermustern bzw. fordert es geradezu ein (siehe die Kraniche), mancher Guss ist so explosiv, dass die Fläche eigentlich schon ausgefüllt ist. Das letzte Tuch, das ich euch vorstellen möchte, entstand nicht einfach so wie die anderen (bei denen ich immer nur einen Farbklang und eine grobe Gestaltung im Hinterkopf hatte), sondern sollte unbedingt zu der hier gezeigten Eco-Print-Tunika passen. Irgendwie sollte auch das Blattmotiv wiederkehren. Da auch hier nur zwei Seminartage Zeit waren, musste die Zeit gut eingeteilt werden und die Gestaltung nicht allzu aufwendig geplant werden. Ich entschied mich wieder für einen Guss als Einstieg und spannte dazu die Seide doppelt gelegt auf einen Rahmen, faltete sie aber nicht genau in der Mitte, ich mag's nicht gern "symmetrisch" um den Hals.
Seide - Pongee 10, 2 m langes Reststück aus Seidenmalereizeiten. |
Ich warf zweimal einen Löffel Wachs und man sieht's, explosiv. Es spritzte derart, dass die Fläche eigentlich schon voll war... Also ohne weitere Gestaltung gleich einmal gefärbt (dünnes Dunkelblau - das ergibt einen sanften graulila Stich). Nach dem Trocknen dann griff ich die Einzelblätter der Eco-Print-Musterung auf und setzte davon 7 stark stilisiert in zwei Größen unregelmäßig in die Fläche (hatte mir eine Schablone aus Zeitungspapier geschnitten). Insgesamt sind es nun 15 Blätter, denn die dünne Seide lag ja seit dem Guss doppelt und unzertrennlich aufeinander und auf dem "überhängenden" Stück ist noch ein 15. Blatt, eins der kleineren Art, das nicht gleichzeitig auf dem anderen Schalteil ist. Eine ungerade Anzahl von gleichen Motiven bei Gestaltungen zu verwenden, wirkt für mich immer organischer, natürlicher. Nach dem Wachsauftrag für die Blätter kam die Seide nochmal und diesmal länger in das verdünnte Dunkelblau. Es passt farblich prima!
Der Wachsauftrag für die Blätter erfolgte mit einem auf die Kante gestellten 12er Borstenpinsel Strich für Strich schräg den gedachten Blattadern folgend, den Mittelstiehl frei stehen lassend. So sehen die Blattflächen nicht vollständig mit Wachs "angestrichen" und "zugeklatscht" aus und die Schlussfarbe erscheint als feinste Äderung auch in den Blättern. So, Tuch und Tunika kommen mit in den Urlaub, wenn das Wetter es erlaubt, werde ich sie ausführen und es gibt dann mal ein Bild.
Ach ja - ein zweitägiges Batikseminar mit Maria Ilona Poppendieck findet wieder im Juni 2016 in Königs Wusterhausen im wunderbar freundlich-hellen Kunstraum der Volkshochschule statt. Ich werde dabei sein und - je nach Andrang - "nur" färbe-assistierend über den Wannen stehen, oder auch selber batikend.
Muster-Mittwoch textil
Mittwochs mag ich
Crealope
Scharlys Kopfkino
Bunt ist die Welt - Collage gleicher Dinge
schöner Einlick in Deine Arbeit. Das Naturseidentuch ist wie ein Blick ins Universum. Ich habe als ganz junge Frau auch gebatikt- zwischen dem ersten Babybauch und Windelwaschen:-)
AntwortenLöschenIrgendwo muss sogar noch mein tjanting sein. Ich sollte es suchen...
Schöne Ferien Dir!
lisa
Das Färben (nicht nur von Wolle) bietet unzählige Möglichkeiten und durch die Einblicke in deine Arbeiten lasse ich meinen Horizont gerne erweitern. Über den Hinweis auf das Seminar freu ich mich, ob die Zeit da ist?
AntwortenLöschenEtwas mehr Länge für den grünen Schal könntest du durch diagonales Knoten gewinnen oder vielleicht einige dünne geflochtene Bänder annähen und aufsticken...
Schöne Tage mit genügend Sonne und Wind!
Will auch, will auch! … Irgendwann mal…:) Wunderschön Deine Textilien und total toll in Szene gesetzt.
AntwortenLöschenViele Grüße
Kristina
Wunderschön diese Einblicke! Ich habe noch nie gebatikt, außer die üblichen einfachen Shirts und Socken als Teenager und das war eher Batik für Anfänger... Aber deine Arbeiten machen definitiv Lust auf mehr, insofern danke für die Anregung und vielen tollen Fotos! So schöne Werke!
AntwortenLöschenLG und weiterhin gutes Vorfreuen auf den Urlaub!
Susanne
Wie schön, ich komme später ausführlich wieder, sage nur mal schnell Musterdank
AntwortenLöschenLiebe Grüße von Michalea
.....fleißig - fleißig - fleißig......und schön in Dekor und Farbe !
AntwortenLöschenGute Zeit,
Luis
mir gefallen besonders die details und die kullern!
AntwortenLöschenund von drüben: ich danke dir! ich würd auch so gern in der badewanne liegen. während wir eine fast unübersichtliche menge an büchern parat haben, fehlt leider die wanne ...
tabea grüßt zurück
Deine Tücher auf der Leine sehen fantastisch aus!!!!
AntwortenLöschenLG, von Annette
Für meine Drucke habe ich Farbe von "Blauweißchen" http://www.blauweisschen.de
Löschenbenutzt. LG
sehr viele batik hast du gemacht und mit viel fantasie ! auf den *étendage à linge* finde ich es so schön wenn sie im wind draussen trocknen !
AntwortenLöschendie batik technique habe ich mit seide stoff gelernt .... es sind schon einige jahre her ! erst erfinden was man für motiv will und dann der moment wo der résultat sieht - man weiss nie genau was daraus wird (jedenfalls bei meinen tücher) !
bei deinen blauen mit punken koennte man den himmel ... die milchstrasse sehen - lauter helle sterne !
schöner abend im warmen ... bei uns ist es kalt kalt geworden !
das mag ich auch so sehr an Batik, das Überraschende, Unerwartete, denn "man weiß nie genau, was daraus wird..."
LöschenWunderschön!
AntwortenLöschenSo was darf man mir gar nicht zeigen, denn sofort hätte ich Lust bei dir einen Kurs zu buchen um mich heran zu tasten.
Gerade der Grüne gefällt mir sehr und auch das Fischmotiv.
Herzliche Grüße,
Angela
Ich bewundere deine Kreativität und Hingabe, liebe Ghislana. Die Produkte dessen können sich sehen lassen. Lauter Kunstwerke sind dabei entstanden, ganz wunderbar ist deine Sammlung.
AntwortenLöschenWenn ich richtig gelesen habe, steht ein Urlaub bevor. Dann darf ich dir eine wunderschöne Zeit wünschen ...
mit einem liebe Gruß aus der Morgenwiese
...das sind alles so schöne Tücher, liebe Ghislana,
AntwortenLöschenund ich bewundere, dass du schon mit festen Vorstellungen da ran gehst...bei mir wäre das immer eher Zufallsprodukt...so aus dem Bauch raus...toll, deine Erklärungen dazu...ich hätte nicht gedacht, dass es so aufwändig ist, dass ein Tuch ein ganzes Wochenende braucht...bisher habe ich selbst nur weiße Bettwäsche gebatikt, einfach irgendwie mit Schnur gewickelt, abgebunden und in der Waschmaschine gefärbt...mir gefällt sie gut und die Jungs haben sie auch gern genommen...der Große die blau-weiße, denn das sind die Farben des Karlsruher Fußballclubs ;-)...die andere habe ich erst gelb gefärbt und dann nach dem Abbinden grün...
ach so ein Seminar würde mir bestimmt auch Spaß machen,
lieber Gruß Birgitt
PS wenn du mal hier her kommst, darfst du gerne meine Schaufel nehmen, um rote Astern auszubuddeln
So schön! Ja, Batiken würde ich auch gern mal wieder. Irgendwann in einem Sommer im Garten. Es ist immer wieder ein Erlebnis.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
Wachsbatiken, das muss ich jetzt endlich, endlich auch mal ausprobieren. Ich habe mir so ein altes Anleitungsbüchlein gekauft, das Michaela auf ihrem Blog vorgestellt hat, darin ist die Technik beschrieben. Lg mila
AntwortenLöschenDas Tuch mit den drei Kranichen ist ja der Hammer! Wie die ihre Flügel öffnen - eine tolle Choreographie!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Linda
Schön, dass man in solch Ausführlichkeit zu lesen. Ich stelle mir das in dieser Größe sehr aufwändig vor.das Fischtuch hat es mir beonders angetan. Das Nebeneinander der verschiedenen Musterrungen ist wunderbar. Flatternde Grüße, Karen
AntwortenLöschenwir sind anscheinend alle schon michaela-infiziert, denn ich habe auch sofort einen fisch gesehen!!
AntwortenLöschendeine batiken sind traumschön und deine beschreibungen geben den prozess sehr gut wieder. gerade die tatsache, dass man ihn nicht immer lenken kann und dass es oft überraschungen gibt, finde ich sehr spannend und es ist sicher aufregend, wenn man dann die arbeit das letztemal aus dem farbsud holt - und sie dann nochmal gelb überarbeitet, um diesen herrlichen farbton zu bekommen!
das damast museum solltest du dir wirklich anschauen. es war soooo interesssant und die frau, die die führung gemacht hat war voller klugheit und wissen und hat alles sehr anschaulich erklärt und gezeigt. am beeindruckendsten war es immer, wenn sie einen der webstühle angestellt hat. ich würde am liebsten sofort nochmal dabei sein, weil man natürlich so viele informationen gar nicht auf einmal verarbeiten kann. also: ab in die lausitz!
aber jetzt erstmal einen wunderschönen urlaub in hoffentlich ganz milder luft mit vielen impressionen!
herzliche grüße, mano
Sehr schöne Tücher . Batik - Handarbeiten hab ich das letzte Mal in der Schule gemacht und das ist schon sehr lange her . :)
AntwortenLöschenLiebe Grüsse Heike
liebe ghislana,
AntwortenLöschenhellauf begeistert bin ich. so wunderbar sind die tücher geworden! und ich kann gar nicht sagen, welches mir nun besser gefiele.
herzlichste grüße
dania
Klasse, was Du heute wieder alles zeigst. Jedes Tuch ist auf seine Art schön.
AntwortenLöschenIch bin drei Jahre Internatsschülerin in einer von Franziskanerinnen geführten Schule gewesen, das textile Gestalten und Werken wurde in dieser Schule groß geschrieben, wir wurden an ganz viele unterschiedliche Techniken herangeführt, Batik war eine davon. Die meisten Sachen, die wir damals herstellten, wurden auf Basaren verkauft und der Erlös ging in die Mission.
wünsche Dir einen schönen Urlaub
Judika
LIebe Ghislanan, jetzt bin ich angesteckt von deiner Leidenschaft und deinen wunderbaren Ergebnissen ! Danke für den Tip mit der VHS. An dem Wochenende kann ich leider nicht, tja dann 2017 ! LG Anke
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