Montag, 12. Januar 2015

Montags-Mandala (31)


Etwas sperrig geht es in die Woche, eine nur durch 1 und sich selbst teilbare Zahl ist die Nummer meines Mandalas... Nach meiner etwas stürmischen und auch seelisch aufgewühlt-bewegten Wanderung zu Frauensee und Eichenhallen mit furchtlosen Mitwanderern gestern habe ich heute den Garten besehen, und wie von selbst trug sich da ein Mandala zusammen.

Es ist aus einem Teil von dem sperrigen Bruchholz gelegt, das der Sturm den alten Kiefern und Birken um mich her abgenommen hat oder besser: was sie ihm überließen an Sterbendem, Abgestorbenem, Langem, Dürrem. Nachgeben, aber selber nicht brechen. Auch für diese Bäume ist die Zeit noch nicht reif. Noch ist Kraft genug da für neues Leben, das schon sprießen will. Wenn ich das Mandala liegen lasse, wird es auch dort treiben und wachsen, das Gezweig wird umschlungen, lebendig sein und gleichzeitig ein schützendes Nest. Wie Natur uns immer wieder zeigt, wie Ordnung im Chaos gelingen kann.  Vielleicht lasse ich es liegen..., eine Weile, und schaue, was passiert.















Wie selbst das Zarte den Sturm überstanden hat, zum Teil ganz unversehrt (wie schon in meinem letzten Mandala zu sehen), wo das Silberblatt geschützt stand. Wo es offen stand gegen den zausenden Sturm, hat es sich nicht aufgegeben, und hat gehalten, in fragilen Ringen, hinter denen man die roten Knospen der Bluthasel schon ahnen kann. Knospiger Neubeginn, sich aus dem Schutz heraus entfaltend, wenn die Zeit gekommen ist. 

Die Schneeglöckchen von Kristin haben bei mir ihren ersten Winter überstanden und treiben ans Licht, auch ein Mandala.









Als ich das Schneeglöcklichenmandala für ein besseres Foto ein bisschen vom unter den Sträuchern hervorgewehtem Laub frei legen wollte, sehe ich daneben ein zweites Mandala: Die noch kleine Rosette einer neuen Nachtkerze, gekeimt an einem Ort, der für sie passt, an ihrem Ort. Ich werde sie dort lassen, mich nicht einmischen und sie etwa versetzen an eine Stelle, an der sie vielleicht nicht gedeihen mag. Da bin ich noch gelassener geworden als ich es früher schon war. Selbstbestimmtheit - für uns Menschen selbstverständlich erstrebenswert, aber beileibe nicht allen gleichermaßen zugestanden - ich gewähre sie auch Pflanzen, soweit ich es kann. Langsam dämmert mir, dass ich vielleicht gar keine Gärtnerin bin, weil ich es nicht lassen kann Wildes zu mir zu locken.













Gestern auf der Jahreszeiten-Wanderung hatte ich unter einigen anderen einen Text von Eva Strittmatter dabei:



Es gibt

Gesprungene Glocken gibt es.
Es gibt geborstene Bäume.
Geborstenes Leben gibt es.
Es gibt gesprungene Träume.

Es hat alles schon gegeben.
Es gibt alles immer wieder.
Es gibt gestorbenes Leben.
Es gibt auferstehende Lieder.

Eva Strittmatter (1930 – 2011)
aus: Beweis des Glücks, Leipzig 1985


Ich wünsche euch eine gute Woche, mit auferstehenden Liedern, auch die noch ganz leisen zählen...

EDIT - Das letzte Foto hatte ich vergessen, aber es gehört dazu:

16 Kommentare:

  1. wie sehr stimmt dieses dein madala passend zu meinem inneren aufgewühlt sein! und wie gebannt hänge ich an deinen worten, die - wie auch die natur selbst - mir sagen, es wird, wird alles irgendwie gut, wenn die zeit gekommen ist.
    herzliche umarmung
    dania

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  2. Eine wunderbare Symbolik hat dein Mandala! Mir ist es gerade nicht bekannt, ob es eine offizielle Definition von "Gärtnerin" gibt, aber ich denke, man kann auch jemand, der nur schützend seine Hand ausbreitet, als Gärtner bezeichnen...;-). Dir eine schöne Woche! LG Lotta.

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  3. Wie schön, so einfach. Wie ein Riesenvogel ein Nest bauen...
    Lieben Gruß
    Heidi

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  4. ich mag es ganz besonders, das gerippe in seiner memento-mori-haftigkeit.

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  5. welch passende Illustration. Und immer wieder ins Bewußtsein rufen, dass wir es nicht zwingen können und sollen. Unsere Ordnung ist nur unsere Ordnung. Das scheinbare Chaos ordnet sich auf verschlungeneren als den menschenmöglichen Pfaden und ist für uns nur in Ahnungen und in der Distanz erkennbar. Wohltuend, Deine Bilder, Dein Schreiben. Danke!
    Sei von Herzen gegrüßt von
    Lisa

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  6. so wunderschöne bilder, die alles in sich tragen, was ich zur zeit empfinde!

    mein aufsteh-text stammt von den "bots" aus der friedensbewegung der 1980er jahre:

    "Alle, die gegen Atomkraftwerke sind, solln aufstehn
    Die Angst vor Plastikwaffen haben in der Hand von einem Kind, solln aufstehn
    Alle, die ihr Unbehagen immer nur im Magen tragen,
    Nicht wagen was zu sagen, nur von ihrer Lage klagen, solln aufstehn.
    Alle Frauen, die nicht auf zu Männern schauen, solln aufstehn
    Alle Lohnempfänger, die den Bund nicht länger enger schnallen, solln aufstehn
    Alle Schwulen, die nicht um Toiletten buhlen, solln aufstehn
    Alle Alten, die sich nicht für ihre Falten schämen, solln aufstehn
    Alle Menschen, die ein besseres Leben wünschen, solln aufstehn."

    allerherzlichst, mano

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  7. Ein runder Post...nur die Zahl ist es nicht. Das stürmische, wechselhafte Wetter hat wohl zur allgemeinen Stimmung gepasst. In meinem Garten hatte es letztens schon einen Ginster entwurzelt. Diesmal viel das massive Vogelhaus erneut um, dass es erst mal in die Ecke musste. Letzten Winter ist das nicht einmal passiert. Und es stürmt immer noch.....in der Stadt auf dem Berg.
    Bei mir stehen ein paar gerettete Silberblätter auf der Waschmaschine. Ich wollte nicht, dass der Sturm sie aus meinem Garten wegweht.
    LG Sigrun

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  8. ...dein Mandala, liebe Ghislana,
    stimmt mich heute traurig...erinnert an eine Dornenkrone...wie gut, dass du das zart sprießende Grün angeschlossen hast,

    lieber Gruß Birgitt

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  9. Es stimmt mich ein bischen ehrfürchtig und ein bischen traurig und ein bischen hoffnungsvoll und bange-was wohl daraus wird?
    glg Susanne

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  10. Dem Sturm entgegengehalten und Knospendes auf Neubeginn harrend...Es gibt alles immer wieder...
    Liebe Grüße
    Andrea

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  11. Ich mag Deine Gedanken zu den Mandalas, die Du legst. Ich wollte mir auch schon ein paar Zweige von der Birke ins Haus holen, die der Wind in den Garten geweht hat. Da sieht es aus, ganz schön wild ;)!

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  12. Ich wünsche dir vor allem die auferstehenden Lieder. Lieben Gruß von Lucia
    (Hupps, jetzt kann ich nicht mehr per Name/URL kommentieren - ich hoffe du erkennst mich auch bei g**gle-plus

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  13. selbst aus dem größten sturm zauberst du noch ein feines mandala. am wochenende habe ich auch schon hier und da schneeglöckchen hervorblitzen sehen...dauert nicht mehr lang, dann sind sie da :-)
    lg mickey
    p.s.schon letzte woche hätte bei dir eine von meinen neujahrskarten im kasten liegen sollen...ist aber wohl anscheinend nicht angekommen?

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  14. Es ist immer so wohltuend, deine Worte zu lesen, liebe Ghislana. Ich wünschte, viel viel mehr Menschen würden so denken. Ach, könnte das Leben leicht sein und natürlich ... im wahrsten Sinn des Wortes. Ja, lass das "Mandala-Nestchen" so liegen. Es ist sicher interessant, es zu beobachten.
    Und danke für Eva ... ich liebe sie.

    Ein lieber Gruß!

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  15. Auch dieses Jahr habe keine Schneeglöckchen - wieder vergessen zu stecken.

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  16. Ok, dann bin ich auch nur selten gärtnernd unterwegs ;-)
    Allerdings hatte ich mal in einem Post über Gartenarbeit & Garten-Arbeitsklamotten geschrieben. Und da wurde von einigen Blogleserinnen belehrt, dass sie den Begriff Gartenarbeit ungern benutzen und das Gärtern bevorzugen.
    Allerdings, wenn ich Hand im Garten anlege - und dafür auch wegen der Zecken überwiegend in Arbeitsklamotten steige, ist das doch eher echte Arbeit oder Fitness-Training … Denn ansonsten bin ich viel lieber nur beobachtend und bewertend mit der Kamera im Garten unterwegs …
    LG Silke

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Ich freue mich sehr über eure Gedanken.
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