Sonntag, 7. April 2013

Sonntagsfreuden... - richtige Briefe...

Ich erinnere mich an meine Schulzeit, als in den langen Sommerferien und den Reisen ins Gebirge oder an die See so ganz ohne Telefon, sms und E-Mail völlig gekappt gewesen sein müssten... - Fehlanzeige... Ich sehe die Briefe, die geschrieben, gelesen, beantwortet, geschrieben... zwischen dicksten Freundinnen wöchentlich hin und her wechselten, noch vor mir, das Schriftbild in den Adresszeilen, die erwartungsvolle Stimmung beim Öffnen, das Berühren des Papiers mit der vertrauten Schrift, das Mitfreuen oder Mitleiden je nach Inhalt, das schnelle Antworten. Trotz der Zeitabstände war das Briefeschreiben wie ein Gespräch, dessen Faden trotz der Zeitabstände nie verloren ging. Kein Denken daran, dass man etwa nicht mehr gewusst hätte, was man selbst geschrieben hatte... (Kopierer oder Scanner gab es auch noch nicht... Mich beschleicht das Gefühl, dass wir mit all der Technik auch unseren Merkapparat umgestellt haben, wir haben es ja "gespeichert", aber eben nicht in uns...)

Die helle Freude, die so viele unter uns beim Gestalten, Schreiben, Verschicken, Öffnen, Lesen, Betrachten, Berühren und "InSzeneSetzen" der Frühlingspost ergreift, zeigt für mich, dass uns der inzwischen überwiegend rein technische Austausch von Nachrichten mit unerfüllten "Leerstellen" hinterlässt...

Frühlingspost eingetroffen, von Ute!

Deshalb heute mal ein Loblied auf "richtige, echte" Briefe, seien es die aus der Frühlingspost, die ersten Brieflein der schreibkundig gewordenen Kinder und Enkel oder seien es ganz einfach auch die derjenigen, die in ihrem Leben nie aufgehört haben, Briefe zu schreiben, weil sie es auf Grund ihres Alters so gewöhnt waren, weil sie keine Lust aufs Schreiben am Computer haben oder weil sie ganz einfach wissen, dass es etwas Besonderes ist, einen eigenen Brief und damit etwas ganz Privates und Persönliches aus der Hand zu geben und zu wissen, dass er in der Hand des Adressaten freundlich oder aufgeregt oder nachdenklich empfangen wird. In diesem Sinne ein dickes Danke an meine "alten" (Brief)freundinnen und noch mehr, die nicht aufhören mir Briefe zu schreiben...

Utes "Flattern" nimmt mein "blaues Band" auf, Zeile 1 und 2 des Mörike-Gedichts warten nun auf den Umzug an ihren Frühlingsplatz, ich überlege noch...

Eine Zeitlang waren "Urlaubspostkarten" irgendwie als "Pflichtpost" verkannt, ich glaube nicht mehr, dass das so stimmt, (und wenn doch, so hat wohl auch das eher mit ungesunder "Geb ich dir und du gibst mir nichts zurück, so geb ich dir auch nichts mehr" - Haltung zu tun...). Einer meiner Onkel bedenkt mich von jeder seiner weiten Reisen in seine zweite Heimat Bali mit einer Postkarte, ein Kaleidoskop von bildlichen Eindrücken und Erlebnissen, eine Perlenkette des gegenseitigen Aneinanderdenkens und gegenseitigen Mitteilenwollens inzwischen über Jahrzehnte hinweg. So sehe ich diese kleinen Grüße und sie sammeln sich mit den anderen von Verwandten und Freunden an einer Wand im Flur. Oft mit Einblicken von Orten auf der Welt, an die ich es wohl nicht mehr schaffen werde zu reisen. (auch eine Art Loslassen...) Das Gefühl, jemand, der mir vertraut ist, war dort, hat etwas Schönes entdeckt und hat gerade dort auch an mich gedacht, erfreut mich. 

Utes Zeile 2, ja so sieht Frühling aus ;-)
Was es nun mit dem Bloggen als "Post" auf sich hat..., darüber muss ich noch nachdenken... Anfang Mai bin ich dann drei Monate dabei, vielleicht ist dann ein guter Zeitpunkt für ein Zwischenresumee der Anfangszeit. An dieser Stelle aber schon mal auch euch ein Danke - fürs Lesen, Kommentieren und unverhofft viel an Inspiration und Gedanken.

Sonntags, meist die Zeit eines ausgedehnten Frühstücks zu zweit, hoffentlich endlich bald wieder auf der Terrasse!!!, ist dann auch die Zeit, in der man die private Post der Woche noch einmal zur Hand nimmt, noch einmal liest, in Ruhe, sich darüber austauscht, den kleinen Stapel auf dem Nachbartischchen freudig wachsen sieht... Nur mit dem "zeitnahen" Antworten hapert es noch zu oft (bei mir)... So ist dieser Post neben der Sonntagsfreude über "echte" Post auch ein kleiner Stups an mich, nicht so viele Briefe nur in Gedanken, sondern auch wirklich zu schreiben...

Mehr Sonntagsfreuden? Bei Maria! Lieben Dank dafür.

10 Kommentare:

  1. Wundervolle Gedanken über das Briefeschreiben. Und die Frühlingspost beflügelt einen wirklich, wieder einmal zur Feder zu greifen...Ich habe übrigens gestern das miese Wetter genutzt und meine Frühlingspost fertiggestellt! Vielleicht haben wir die selbe Zeile? Was ich allerdings schon IMMER gehasst habe, sind Urlaubskarten zu schreiben...LG Lotta.

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  2. Liebe Ghislana,
    die ist ja zauberhaft die Karte. Die Vögel hört man hier schon seit einigen Tagen munter Zwitschern. Ich hoffe der Frühling macht sich langsam auf den Weg!
    Die Idee mit der Frühlingpost ist wirklich super. So "richtig" Briefe im Postkarten sind inzwischen ja was ganz besonders!
    Liebe Grüße und ein tolles Rest-Wochenende,
    Sabine

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  3. Liebe Ghislana,

    wunderschöne Gedanken zum Briefeschreiben. Ich erinnere mich noch gut an die erste Zeit hier in Schottland, als ich mit einer besten Freundin wöchentlich Briefe austauschte. Wenn ich die Briefe las, hörte ich immer ihre Stimme, und habe postwendend zurückgeschrieben. Als Jugendliche hatte ich Brieffreunde aus aller Welt, sogar zu Beginn des Studiums konnten wir uns italienische Brieffreunde für einen Austausch und zum besseren Erlernen der Sprache aussuchen. Auch dabei machte ich damals mit. Heute schreibe ich kaum noch von Hand und meine Handschrift ist ziemlich unleserlich geworden, aber du hast mich inspiriert, vielleicht doch wieder öfter mal zu Papier und Stift zu greifen.

    Einen schönen Sonntag wünsche ich dir! LG

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  4. ja, echte post, handgeschriebene briefe und karten, womöglich auch noch selbst gebastelt. so eine riesenfreude jedesmal. und seit blogbeginn finde ich sie immer öfter in meinem postkasten. so schön.
    liebe grüße von ulma

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  5. Die Frühlingspostkarten sind sehr schön. Schreiben tue ich auch viel zu selten...
    Eigentlich könnte man Freunden auch ab und zu eine Postkarte schreiben; muss ja nicht immer nur aus dem Urlaub sein.
    Liebe Sonntagsgrüße!

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  6. Als Mädchen schrieb ich meinen Freundinnen.
    Als junge Frau schrieb ich meinem Liebsten.
    Heute schreibe ich dann und wann meinen Freundinnen, selten meinen beiden erwachsenen Söhnen, an Geburtstagen meinen Schwestern, aus dem Urlaub Hinz und Kunz...

    herzlich Judika

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  7. Liebe Ghislana,

    Dein wundervoller und nachdenklicher Beitrag verleitet mich diesmal zu einer längeren Antwort.

    Lange Zeit hab ich gar nichts mehr mit der Hand geschrieben, gerade mal noch die Geburtstagskarten an die Eltern. Im Urlaub hab ich dann zwar noch ein paar Karten gekauft, bin durch ausländische Kleinstädte gelaufen, um auch Briefmarken zu bekommen. Ich hab versucht, meine Tochter mal ein Weilchen von Freundinnen und Angel und Lagerfeuer und Badesteg loszueisen, um die Karte an die Großeltern zu schreiben, weil die es so erwartet haben. Im Wald mit nur dem Nötigsten an Zivilisation meist nicht leicht. Wenn es gut lief, schafften wir es noch, die Urlaubskarte kurz vor der Grenze oder der Fähre in einen Kasten zu stecken, die ja selten am Rand der Autobahn zu finden waren. Dafür dann lange ausführliche Telefonate, wenn wir wieder zu Hause waren. Der Wandel der Zeit ...

    Jetzt hab ich mich anstecken lassen. Auch wenn ich nur Beobachter der Aktionen hier bin. Aus meinen Fotos hab ich im Dezember die ersten Karten gebastelt, als Geschenk zum Beschreiben für meine Mutter, als Dankeschön für die Nachbarin, die meine Post während unserer Reisen aus dem Kasten holt. Am Valentinstag hab ich angefangen, sie auch selber zu beschreiben ... für den Schatz, als nächstes zum Frauentag für meine Mama. Ein kleiner Anfang zurück zur Ursprünglichkeit.

    Vieles entdecke ich wieder, längst verkramt in irgendwelchen Schubladen der Erinnerung wird es geweckt und hervorgeholt. Das wiederum durch das Bloggerleben, für mich ja ein Neustart in abgewandelter Form. Und so hat alles irgendwie auch seinen Sinn.

    Nen ganz lieben Gruß von Antje

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  8. in deinen lobgesang mag ich einstimmen.

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  9. auch ich schließe mich an. nichts geht über handgeschriebene post. und wie wunderbar, wenn man kleine bändchengebundene briefstapel von früher herauskramen kann und in erinnerungen schwelgen. ich möchte das auch später können. mit post, richtiger physischer post von heute!
    alles liebe
    dania

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  10. ich freu mich über deine gedanken zum briefeschreiben. ich hab immer sehr gern und sehr viel geschrieben, hatte schon mit 12 brieffreundInnen in aller welt. mit 17 habe ich 1 jahr lang mit meiner freundin, die als au-pair in england war, täglich briefe gewechselt und später hatte ich immer menschen, für die es sich lohnte, gedanken in briefe zu packen, und umschläge und karten selbst zu machen. jetzt sind es nur noch wenige, denen ich regelmäßig schreibe. und je häufiger ich am pc sitze, desto weniger wird es. LEIDER! dein post hat mich aber dazu gebracht, darüber nachzudenken und statt einer email eher wieder zum stift zu greifen.
    dir liebe grüße und weiterhin so schöne reale post! mano

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Ich freue mich sehr über eure Gedanken.
Bitte aber keine anonymen Kommentare.