Sonntag, 25. Mai 2014

Short stories (5) - I love to blog...



Gedacht: Welch herrliche Unbeschwertheit am Himmel...



In den letzten Wochen las ich immer wieder vom Blogmüdigkeitsvirus, der umgeht..., da passt es gut, dass Indre das Thema aufgegriffen hat und in ihrem Beitrag und in ihren Kommentaren viel über Sinn und Unsinn des Bloggens zu lesen und (nach)zudenken ist - und bei Bine im Short stories-Projekt ist das Bloggen just im Mai auch Thema... Ja, ich blogge und ich blogge gern.


12tel Blick 2014 - 25.05.2014

Während der Erzieherausbildung gehört es zu meinen Aufgaben den Studierenden die ganze Vielfalt der menschlichen Ausdrucksformen zu verdeutlichen und ihnen u. a. nahezubringen, dass kreative Ausdrucksformen wie Malen, Theater und Gesang nicht Eigentum von Künstlern sind, sondern aller Menschen ureigener Ausdruck ist. Ich gebe gern zu, dass ich meine Probleme mit der Über-Präsenz "moderner" Medien habe. Doch auch sie gehören inzwischen dazu, in den Alltag und die Vielfalt der menschlichen Ausdrucksformen, neben Sprache, Schreiben, Musik und Singen, Theater, Malen und Formen, Bewegen und Tanzen, Spielen..., die alle in sich eine ebenso große Vielfalt bergen wie auch die heute alltäglichen Medien und mitten darinnen Blogs. Ich gebe auch ehrlich zu, als ich zum ersten Mal hörte, dass eine meiner Töchter bloggt (zz. auch eher sparsam), war ich erst mal irritiert... Aber da sie meine Tochter ist und ich eigentlich alles, was sie tut, auch irgendwie gern mag, habe ich genauer hingeschaut..., gelesen, kommentiert... Das dauerte ein Jahr, dann begann ich selber zu bloggen. 


Die Roteiche aus dem 12tel Blick - uns ans Herz gewachsen.



Und noch mal gebe ich was zu: ein ästhetisch ansprechend und gut gemachter Blog mit Themen, die mich interessieren, erfreuen, inspirieren oder auch bestürzen und verstören, ist mir lieber als eine Illustrierte, die von vordergründiger oder unterschwelliger Werbung für etwas, das ich gar nicht brauche oder will, nur so strotzt... (Solche Blogs gibt es leider aber auch...) Vor allem mag ich Blogs, wenn ich dahinter Menschen aus Fleisch und Blut vermuten kann, die fühlen und (selber) denken, die etwas zu sagen und zu zeigen haben, das einen gewissen "Wert" auch für andere haben kann, sei es "nur" die Freude (und wie viel bedeutet doch eine Freude!), die man beim Lesen und Schauen empfindet, oder nur ein Zugewinn an Wissen oder Einsicht, oder nur ein Impuls oder eine Inspiration für den Alltag oder für die Kreativität im Alltag oder für kreativkünstlerische Prozesse oder fürs Gärtnern nach der Natur, fürs Unterwegssein in Wäldern oder in Städten, für nachhaltiges Leben oder oder... Kurzum, ich lese Blogs, die echt sind, und mag Blogger/innen, deren echte Welt es auf ihre Blogs schafft, ohne die ureigene Privatsphäre zu verletzen.


Gesehen: die ausgereiften Blätter der Roteiche





Heute waren wir den ganzen Tag draußen, zum Frühstück, und danach beim 12tel Blick, endlich diesen Monat... (obwohl ich ja wirklich viel draußen war...). Ich war mit dem Gefährten unterwegs, eine kleine Radtour. Für mich Erholung nach einer dickvollen Arbeitswoche, für ihn Erholung nach nahezu durchwachten sechs Tagen einer Dienstreise weit hinaus in die Welt. Diese eineinhalb Stunden waren so voller Wunder und Schönheit, dass ich - wie so oft - geradezu darauf brannte, es "festzuhalten", für mich zuallererst, mein Gedächtnis funktioniert nur, wenn ich einen Anker irgendwo habe, ein Stichwort, ein Foto, etwas zum Anfassen..., für die Liebsten eines Tages irgendwann nach nochmal mindestens (!) 20 Jahren (falls das Internet bis dahin hoffentlich wirklich nicht vergisst...), und für die, die solche Erlebnisse auch so mögen wie ich (und so viele solcher tollen Menschen habe ich über das Bloggen kennengelernt...) Die einen malen, die anderen filmen, ich fotografiere und schreibe, Notizen in unendlich viele Hefte oder kleine Artikel oder Briefe, und eben einen Blog, Jahreszeitenbriefe... 


Gesehen: an und von der Eiche leben. Gehört: Pirol, Kuckuck, Eichhörnchen und wieder die zirpenden Grillen.


Woher ich die Zeit fürs Bloggen nehme? Nun, ich nehme sie mir nur, wenn etwas da ist, das heraus will... (im ersten Jahr habe ich zugegebenermaßen doppelt so viel gebloggt...) Und in dieser Jahreszeit schreibe ich die Jahreszeitenbriefe natürlich draußen, um mich her die Vögel, und ich sage euch: der wilde Garten summt!!! Solche Blüten- und Insektenfülle und -vielfalt, dazu noch immer Vogelsang und - leider nur - unentschiedene Anflüge unsere zwei Nistkästen zu besetzen...


Gesehen: Kinderstube im Eichenblatt, den Zweig nur fürs Foto hoch gehalten, nicht etwa abgerupft ;-). Gedacht: wer mag darin heranwachsen?





Was es mir vielleicht leichter macht als anderen die Zeit zu finden: Ich lebe die Woche über allein, habe zwar meinen Beruf, aber keine Familie mehr hier im Haus zu versorgen (da habe ich inzwischen die großen Freuden und die (hoffentlich immer kleinen) Sorgen um die längst ausgeflogenen sich vermehrenden kleinen Familien...).  Ich shoppe nicht. Ich vermisse es nicht. Überhaupt nicht. Ich habe keinen Fernseher. Ich lese, ich höre manchmal Musik, im Auto eins der Kulturradios, ich gehe viel spazieren und bin im Garten. Ich blogge nicht, um zu bloggen  oder weil es "in" ist. Ich habe keinen Blogger-Kurs besucht und werde es wohl auch nicht tun. Ich blogge auf meine "eigen-sinnige" Art und Weise. Ich erzähle ganz einfach meine Geschichten. Und es gibt Menschen, die gern zuhören und sich die Geschichten anschauen, lesen, auf sie reagieren, Eigenes dazutun, mich inspirieren und ermutigen. Ein freudiges gegenseitiges Geben und Nehmen. Das ist gut, tut gut. 

Gerochen: den süßen Duft der Hoch-Zeit in der Robinienblüte. Er begleitete uns den ganzen Weg...



Ich habe kein reales und dazu noch ein virtuelles Leben, sondern nur ein ganzes, unteilbares. Ich lebe nicht in einer realen und einer virtuellen, sondern in meiner Welt, mit allem und allen drumherum, auf unser aller Erde. Und davon erzählt in Ausschnitten mein Blog, in Ausschnitten deshalb, weil Privatsphäre etwas ganz Kostbares ist. Ob beim Bloggen oder beim Arbeitsfrühstück oder in der eigenen Wohnung. Aber ich bin auch da keine andere als hier, kann ich nicht. Hinter all den Rollen, die ich im Leben spiel(t)e, ist immer eine durchaus mal wandlungs- und zur Not auch anpassungsfähige, aber doch dieselbe Ghislana ;-)   

Geschmeckt: das erste Mal dieses Jahr - Sauerampfer. Gedacht: an Kinderzeiten



Während der eineinhalb Stunden heute auf dem Rad und zu Fuß rund um den 12tel Blick habe ich immer wieder mal fotografiert. Früchte des Bloggens: Ich schaue noch aufmerksamer um mich herum, bin noch langsamer unterwegs und spiele wieder viel mehr und kreativer als vorher. Seltsamerweise habe ich mehr Zeit dafür, seit ich blogge. Vorher wollte sie sich viel seltener nur finden lassen...
 
Gefühlt: wie die Gräser beim Gang zurück auf den Weg an den Waden kitzeln.





In heaven.
12tel Blick - Mai-Beiträge aller Teilnehmer/innen.
SinnBLICK 2014 - Mai-Beiträge aller Teilnehmer/innen
Meine 12tel Blick - und SinnBLICK-Sammlung 2014.
Mein Freund der Baum.
Short stories.  Mai-Beiträge aller Teilnehmer/innen

16 Kommentare:

  1. Liebe Ghislana,
    ich höre Dir gern zu. Und schwelge in Deinen Bildern. Ein Stück Paradies.
    Sei umarmt von Nina

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  2. Wunderbare Worte hast du zum Bloggen gefunden...wie Nina schon sagt...man hört dir gern zu...LG Lotta.

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  3. Genau so, ich hätte es nicht besser schreiben können! Du sprichst mir aus der Seele!

    Liebe Grüße aus dem wilden Garten in den wilden Garten

    Alexandra

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  4. Das hört sich sehr sympatisch an und deine Fotos sind wunderschön.
    Da schaue ich gerne mal wieder vorbei.
    Liebe Grüße von Heike

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  5. Das hast du schön gesagt: Es gibt kein reales und dazu noch virtuelles Leben, sondern nur ein ganzes, unteilbares. So ist es. Und es steckt eine ganze Persönlichkeit dahinter, auch wenn sie nicht völlig sichtbar ist...
    Für mich überwiegen momentan die Pluspunkte beim Bloggen, denn es bereichert mich enorm & so verschieden & vielfältig. Ich shoppe auch kaum noch ( na ja, die Stoffe & Blumen zählen jetzt nicht ;-) ), fernsehe sowieso nicht und so ist meine tägliche Zerstreuung das Lesen von Blogs. Und ich tue viele, viele Dinge jetzt mit viel mehr Aufmerksamkeit & Wertschätzung. Wenn das kein Gewinn ist.
    Wunderschöne Fotos wieder aus deiner Natur! Bei mir gibts morgen dafür wieder Urbanes ;-)
    Herzlichst
    Astrid

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  6. das hast du wundervoll geschrieben, liebe ghislana. hab einen guten start in die woche :-)
    lg mickey

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  7. Liebe Ghislana,
    soooo schön zu lesen ... und ein toller Post, um einen schönen Abend ausklingen zu lassen ... mit einem kleinen bisschen Stolz, dich als regelmäßige Leserin meines Blogs zu wissen und dem wachsenden Wunsch, einmal selber in deinem wilden Garten mit dir zu sitzen.

    Nen ganz lieben Gruß von Antje

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  8. "ein freudiges gegenseitiges geben und nehmen" - genau das empfinde ich auch!
    danke für diesen beitrag - ich habe ihn sehr gern gelesen und habe deine bilder sehr gern angeschaut!
    herzliche grüße von mano
    ps: ja, im juli und august geht es bei mir im garten auch wenig blütenreich zu, was ich manchmal besonders wegen der insekten bedaure. hab aber (noch) keine gute lösung gefunden.

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  9. Ach liebe Ghislana ... du hast wieder einmal die richtigen Worte gefunden ! Ich schau so gerne bei dir vorbei und genieße deine Bilder !
    Liebste Grüße , Ursula

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  10. Liebe Ghislana,
    da finde ich mich in vielem wieder: nur bloggen, wenn etwas hinaus will, kein virtuelles Leben getrennt vom "richtigen", die Vorliebe für Blogs, die einen Menschen sichtbar werden lassen und das Meiden von Kommerz ....
    UND wunderbare Menschen kennenlernen - und treffen!
    Deine Lucia

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  11. Liebe Ghislana,

    dein aktueller Blogbeitrag ist für mich, wie du dir denken kannst, von besonderer Prägnanz. Es ist schön, deine ganz persönlichen Gedanken zum Bloggen zu lesen, mich mit einem Großteil zu identifizieren und Denkanstöße mitzunehmen. Vielen Dank dafür!

    Alles Liebe
    Rebekka

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  12. ...das merkt man deinem Blog auch an, liebe Ghislana,
    dass er echt und voll und ganz du ist...deshalb lese ich auch so gerne hier und lasse mich inspirieren...und freue mich, wenn ich wieder ein Stück in deinen Garten, deine Kunst, deine Naturverbundenheit, dein Geerdetsein und deine Gedanken schauen darf...

    lieber Gruß Birgitt

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  13. Das war bis jetzt der schönste Beitrag, den ich zum Thema Bloggen (Short Storys) gelesen habe. Du gibst mir einige Denkanstöße mit. Vielen geht es in einigen Dingen sicher ähnlich wie Dir. Die Schwierigkeit besteht darin, es in Worte zu fassen.
    Ich wünsche Dir einen schönen Wochenstart, Cora

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  14. Liebe Ghislana,
    ich werde auch sehr oft gefragt, woher ich die Zeit für das Bloggen nehme. Ich glaube, dass man für alle Dinge die Zeit hat, die man sich dafür nimmt. Wieviel man sich für was nimmt ist eine Frage der Prioritäten. Wer meint, alles tun zu müssen, der verliert sich im Stress zwischen diesem "Alles". Seit ich blogge, sehe ich kaum noch fern und lese keine "Heftchen" mehr. Ich shoppe auch nicht, ich telefoniere wenig und auch dem Haushalt widme ich nicht allzu viel Zeit. Dafür nehme ich mir die Zeit für das Erleben in der Welt um mich herum, das Fotografieren und das Schreiben darüber.
    Mir gefällt dass du sagst, du hast nicht ein reales und virtuelles Leben, sondern nur eins. Du bloggst was du lebst und das spürt man. Auch deine Welt schafft es in dein Blog, ohne deine intime Privatsphäre offenzulegen und ich finde, genau das macht einen guten Blog aus. Das Gefühl, das da ein greifbarer Mensch erlebt, fotografiert und schreibt. Das hast du wunderbar beschrieben.

    Herzlich, Katja

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  15. Liebe Ghislana, Deine Gedanken zum Bloggen kann ich nur unterstützen. Ich finde mich zu meinem Teil auch darin wieder... Liebe Grüße! Sabine

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  16. Liebe Ghislana,
    es macht mir Freude ein wenig an deinem "ganzen Leben" teilzuhaben, dir ein wenig über die Schulter zuschauen. Auf vielen Blogs lese ich so interessante Dinge, Ideen - gänzlich ungefiltert. Eben weil es nicht in die Linie einer Illustrierten passen muss, keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden. Und deine Natureinblicke sind einfach oft atemberaubend wunderschön. Bei mir siehts so ganz anders aus.
    Liebe Grüße, Eva

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Ich freue mich sehr über eure Gedanken.
Bitte aber keine anonymen Kommentare.