Dienstag, 6. August 2013

Von Braun über Flieder zu edlem Grau - Mahonia-Farben I

Im Frühjahr leuchteten ihre Blüten gelb und sind dann ein erstes Festmahl für Bienen und Hummeln. 
 
In diesem Jahr trugen sie sommers nun Früchte in Hülle und Fülle und eigentlich war ich darauf aus erstmals Mahoniengelee zu kochen. 

Doch die Sommertage hatten anderes vor... Inzwischen naschten die Vögel die Mahonienbeeren in solchen Mengen schon vor der Winterszeit zum Dessert, dass ich einschreiten musste. 















Zum Einen wollte ich die über den Weg wuchernden Stachtelblättrigen etwas eindämmen, damit meine kleinen Waldenkel ohne größere Blessuren hindurchkommen. Das mittlere Waldenkelkind 2.1 hatte sich dieses Jahr mit etwas angespanntem Gesicht, aber letztlich doch mit stoischer Gleichmut durch die ihr bis zu den Schultern reichende pieksige Enge geschlängelt. Zum Anderen wollte ich doch erst mal sehen, was denn so farblich mit dieser dunkelblauvioletten kleinen Frucht zu machen ist. Gelockt hat mich, dass sie auf dieser fantastischen NaturFärbeListe vom Blog Wolle, Natur und Farben auftauchte, inzwischen in Mengen in waldartigen Gärten und an Waldrändern wächst, also für mich leicht zu sammeln ist. Isabells Früchtecollage und des kleinsten Waldenkelkinds Johannisbeeren-Pflückereien taten das Übrige...



Also ran an Beeren, Töpfe und Herd und schauen, was wird... Das flüchtige Spiegelbild am Topfrand - erst auf dem Foto entdeckt -  liebe ich sehr... (Zu den Beeren etwas Wasser geben und leise köcheln, ich tat's 30 Minuten lang.)

Meine Idee war u. a. die Mappen meiner handgemachten Collagenpapiere mit etwas Neuem zu füllen, nach jahrelangen Mini-Collagen verspüre ich seit diesem Sommer die Lust zu größeren und anderen Formaten. Auch weil ich immer wieder staunend in Christines "Buntpapierfabrik" herumstöbere und Manos Kunstschachteln bewundere. Aber zunächst wanderten ein paar übrig gebliebene Seidenstückchen  aus Uralt-Seidenmal-Zeiten mit in den Topf.









In die entstandene Farbe habe ich mich sofort verliebt und die Kostbarkeiten in Essigwasser gespült. Bin gespannt, was weiter damit passiert.

Das abgetropfte Färbegut breitete ich auf einem großen grauen Einwickel-Seidenpapier aus.  Die Hoffnung auf etwas verwendbares Musterartiges erfüllte sich nicht, aber die Hoffnung auf Farbe immerhin. 

Also weiterprobieren: Ich spannte das Seidenpapier nach dem Trocknen auf einen großen Bogen (ca. A2) saugfähiges Papier und strich es mit einem großen Pinsel mit dem Farbsud aus meinem Topf ein und ließ alles über Nacht trocknen.






Auf dem Bogen zeichnet sich eine große leicht strukturierte zart grauviolette Farbfläche ab. Ein idealer Hintergrund für eine Collage. Auf die müsst ihr noch warten..., es arbeitet jetzt erst mal eine Weile in meinem Kopf, im Herzen, im Sinn, das kann eine Weile dauern... Das beschäftigt mich (zusammen mit einer rottönenden Batik-Collage) zz. sehr... Auch die Frage, inwieweit sich die Farbe gegebenenfalls verändern wird...

Auch mit dem aus rohen Beeren gequetschten Mus und Farbsud habe ich experimentiert. Im Gegensatz zur gekochten Farbe, die je nach Saugkraft des Papiers in stärker oder schwächer nuancierten graublaurosavioletten Tönen färbt, trocknet sie braun auf. Einen Beitrag dazu gibt's später, beim Mustermittwoch

Nun melde ich mich mit meinen Mahonienpapier-Collage-Anfägen nach langer Pause erst mal beim Creadienstag zurück und bei Robotis Alltagshelden. Alltagsheld - ganz klar, ist heute die Mahonie. Und das Gelee gibt's nächstes Jahr. Die Reste jedenfalls schmecken unseren in diesem Jahr inzwischen in irgendwie bedenklichen Mengen auftretenden Terrassengästen auch so... , man speist auf dem Stuhl...














EDIT, bevor sich jemand den Magen verdirbt: Vom rohen Verzehr der Beeren wird trotz der gegebenen Essbarkeit immer wieder abgeraten, ein Zuviel kann auf jeden Fall Brechdurchfall verursachen. Verkocht, eventuell mit einem Teil Apfelsaft aber gar kein Problem. Die "guten" Wirkungen der Mahonie im Heilkräuterlexikon.

10 Kommentare:

  1. Das grauviolett gefällt mir sehr - überhaupt das ganze Beerentheater! Was wohl die Brombeeren täten...? Ich habe hier in der Nähe eine große Quelle aufgetan. Wenn die Ameisen nach dieser Mahlzeit nun ihr Sommerrevier verlassen, solltest Du Dir das mit dem Gelee vielleicht nochmal überlegen... ;-) Liebe Grüße, Marja

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  2. Liebe Ghislana,
    spannend was Du in Deiner Hexenküche so braust...
    Mein Hirn rattert gerade "Hmmh das könnte ich doch auch mal probieren... Mahonie habe ich keine, aber Heckenkirschen..."
    Fein, dass Dir mein Sommer in der Schachtel gefallen hat. Jetzt lese ich erstmal ein bißchen bei Dir nach.
    herzlich Judika

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  3. miR gefällt dein sogenanntes nichtmusteR auf seidenwickelpapieR. eRinneRt es mich doch an kiRschblüten, welche miR so gut gefallen. und danke. füR mahonienaufkläRung. ich dachte immeR [waRum auch immeR] sie seien giftige beeRen .... haha. nun kann ich in deR gRoßelteRlichen walachei doch sammeln gehen. meRci. und juhuu.
    heRzlich. käthe.

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  4. mahonien heißen sie - und essbar sind sie obendrein. ich kenne sie aus dem kindheitsgarten, namenlos, unedingt ungenießbar ... es freut mich gerade, dass sie ganz anders sind als gedacht. und die farbe, die sie abgeben, ist so scöhn. gut, dass ich nächste woche noch einmal zu den eltern komme, da werd ich mit den vögeln um die wette mahonienbeeren pflücken.
    liebe grüße von ulma

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  5. was für herrliche farbvariationen! ich mag besonders das gepünktelte seidenpapier und diesen unglaublichen roséton der seide. und wieder etwas gelernt bei dir: dass man die kleinen früchtchen naschen kann, wusste ich auch noch nicht.
    liebe grüße aus dem garten, mano

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  6. Liebe Ghislana,

    als erstes nochmal ganz herzlichen Dank für die wundervolle (viel zu kurze) Zeit bei dir/euch! Es hat so gut getan, in eurem Garten zu sitzen und dem Sommer zu lauschen - wenn nur die Jungs ein wenig entspannter wären :-)

    Und schade, dass du dieses Post nicht eher geschrieben hast (vor unserem Urlaub zum Beispiel), denn nun weiß ich endlich, welch wundervolle Pflanze wir neben unserem Wohnwagen zu stehen hatten.
    Naja, im nähsten jahr dann eben. :-)
    Aber immerhin hatten wir insofern unsere helle Freude daran, als dass wir den Vögeln beim Naschen zusehen durften.

    Liebste Grüße

    Katja

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  7. Mahonien kenne ich gar nicht, muss ich nachlesen, aber ich finde schon die Idee, die Beeren zu Farbe zu verarbeiten sensationell. Schön, dass Du wieder da bist, Ghislana. :-)

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    1. Ha, ich glaube, ich habe diese Woche ein Mahoniensträuchlein in einem Vorgarten entdeckt. Zumindest halte ich es für möglich, dass es eins ist. :-)

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  8. Tolle Versuchsküche bei dir!!Was die Natur alles so hergibt.Ich nehme auch am liebsten die Pflanzen,die auf dem heimischen Grundstück und im Wald wachsen!Papier kann man sicher so wie Seide oder Wolle färben?Und wasserfest muss es da ja auch nicht sein...LGKatja

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  9. Wow, die Farbe auf der Seide ist ein Traum! Aber auch deine anderen Versuche finde ich interessant, bin wirklich gespannt, was du daraus machst!
    LG Mary

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Ich freue mich sehr über eure Gedanken.
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