Mittwoch, 22. Mai 2013

Bogolan fini - afrikanische Schlamm-auf-Stoff-Malerei

In meinem Leben gab es mit neuer, anderer Reise- und Bildungsfreiheit in den 90ern eine Phase, in der ich im Urlaub und an Wochenenden in Seminaren manchmal mehrmals jährlich neue Zugänge zu kreativem Gestalten ausprobiert habe. Immer habe ich solche Seminare als große Bereicherung und Inspirationsquelle empfunden, natürlich auch die Kontakte zu ähnlich "ver-rückten" Menschen, meist Frauen, und diese intensiven Zeiten des Miteinander-Arbeitens, ohne dass etwas oder jemand anderes ablenkt vom vertieften Tun...


Aber es war auch Einiges darunter, das man nur mit großem Aufwand an Platz und Material im Alltag fortsetzen kann. Und so ist es beim Bogolan fini, der besonders in Mali noch betriebenen afrikanischen Schlamm-auf-Stoff-Malerei, bei der freudvollen Erinnerung an ein intensives Wochenende in Freiburg am Waldhof geblieben. Und bei diesem schon etwas verblichenen und angegrauten ca. 50 x 70 cm großen Stück Stoff, das ich im Seminar mit afrikanischen Natur-Farben nachempfundenen Materialien bemalt habe. (Das waren verschiedene Erden und aus Pflanzen gequetschte Frarben, mit Sumach-Saft versetzt - bei uns Saft aus den Zweigen des inzwischen in Deutschland sehr verbreiteten Essigbaums.)
Das geliebte Stück, in dem 15 Stunden intensiver Qetsch-, Rühr- und Malarbeit stecken, hängt nun seit vielen Jahren an der Tür meines Schlaf-Arbeits-Zimmers und ich hänge an den erdigen Farbtönen und dem haptisch interessanten Stoff (und an meinen "Africa-Folk-Style"-Musterversuchen...). 


Nun ist es so weit, dass es dringend einer Wäsche oder Reinigung bedarf, der Staub von bald 20 Jahren ist hineingekrochen... Das erste Mal bereue ich, den Stoff nicht hinter Glas gerahmt zu haben... Das mache ich mit Textilgestaltungen aber nur sehr ungern. Ich finde, Stoff verliert hinter Glas an Ausdrucksstärke und entrückt gewissermaßen ein Stück dem "Zugriff" von Auge und Hand. (Ich erinnere mich, dass Waschen von der Kursleiterin nicht empfohlen wurde... Also Reinigung "mit ohne Garantie"? Auf jeden Fall halte ich das gute Stück nun in diesem Post wenigstens erst mal fest.)

Wer sich für diese afrikanische Stoffmalerei näher interessiert: im Header zu dieser Website läuft ein kurzer Bilderstream zur Herstellung, auf einer anderen Website ist die Technik kurz und knapp beschrieben und hier gibt es noch Bilder mit den typischen Farben und Mustern dazu zu sehen. 

Und noch mehr Muster - gibt es bei Müllerin-Art, denn es ist Mustermittwoch!

14 Kommentare:

  1. uiuiui, liebe ghislana, ich würde das waschen nicht riskieren, um ehrlich zu sein. so ein feines stück. und die farbherstellungstechnik, so spannend. bevor da was kaputt wird, doch lieber staubig :)
    liebe grüße von ulma

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  2. Liebe Ghislana,
    die Farben und Formen sind wunderschön. Jedoch stimme ich Ulma zu, das wunderbare Stück Stoff, in dem so vielen fantastische Erinnerungen stecken, würde ich nicht waschen... Vielleicht lieber und ganz vorsichtig, auf kleinster Stufe, mal mit dem Staubsauger drüber gehen?
    Falls es doch in der Maschine landet drücke ich beide Daumen, daß es alles unversehrt und frisch wieder hinauswandert!
    Liebe Grüße

    Sabine

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  3. Ganz ganz vorsichtige Handwäsche in kaltem Wasser? Herrjeh, ich wüsste auch nicht, ob ich mich das trauen würde. Das Risiko, so viel Arbeit und Herzblut zu zerstören ist doch groß. Andererseits waschen auch die afrikanischen Frauen ihre Stoffe doch sicherlich... Evtl. ist es fixiert durch den Essig?

    Hier gibt es übrigens auch keine Dauer-Vorhänge, nur für nachts. Würde ich ind er Natur wohnen, dann hätte ich wohl gar keine.

    Herzlich, Katja

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  4. Was für ein schönes Stück! Man sieht, wieviel Arbeit darin steckt! Vielleicht findest du im Web eine Anleitung, wie man solche Stoffe reinigt...LG Lotta.

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  5. Liebe Ghislana,
    vor einer Reinigung hätte ich auch mächtig Respekt, aber hinter Glas wäre das Schmuckstück nur halb so schön gewesen. Das muß man einfach auch anfassen.

    Sumach gibt es bei uns als Pulver zum Reis, eine meiner Kindheitserinnerungen, schmeckt großartig zu Basmati mit Butter und z.B. Gurkenyoghurt oder Blattspinat-Knoblauch-Yoghurt. Hmmmm.

    Sei allerliebst gegrüßt von Nina

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  6. Ich bin der gleichen Meinung, Textilien gehören nicht hinter Glas (außer einem gestrickten Kunst-Stück von der Trockel, die bei einem Freund zuhause unter panzerartig-dickem Glaskasten hängt)!
    Und wenn der Stoff sich bei der Reinigung verändert, ist es doch auch nicht so schlimm, das kann sogar spannend werden. Und die wunderbaren Muster bleiben ja auch bestehen.
    Tolle Idee, die mich an meine Färbeexperimente während des TX-Studiums erinnern.
    Liebe Grüße von
    Christine

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  7. es ist ein sehR beeindRuckendeR wandbehang, liebe ghislana.
    und wie sehR ich deine geschichten hinteR den dingen mag.
    und ich denke .... ich wüRds auch mit kaltem wasseR pRobieRen. vielleicht eRstmal an einem kleinen eckchen.
    waschglückgRüße. käthe.

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  8. Ein wunderschönes Stück. Ich würde den gleichen Vorschlag wie Katja machen: kaltes Wasser und Essig zugeben. Aber kannst du's nicht einfach ganz, ganz sanft staubsaugen? Damit müsste doch ein Großteil des Staubs entfernt werden. Viel Glück! LG

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    1. Ich lese erst jetzt die restlichen Kommentare. Wie Käthe vorschlägt, unbedingt ein Eckchen ausprobieren.

      Und zur Reinigung würde ich es nur bringen, wenn du die Leute, die die Reinigung führen persönlich kennst, und sie bereit sind, es mit einer Ecke auszuprobieren.

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  9. eine schöne textilarbeit!
    ich kann mir zwar gut vorstellen, dass gerade diese alte, traditionnelle stoffmaltechniken durchaus waschbar sind, würde ich aber trotzdem vorsichtig vorgehen. auf keinem fall waschmittel verwenden. höchstens gut ausklopfen und dann durch kühles essigwassen ziehen. dann dürfte eigentlich nicht so viel passieren, abe wie be der chemische reinigung auch, ohne garantie.

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  10. feine musterversuche, liebe ghislana. also, ich würde mich nicht trauern das zu waschen - falls du es doch
    tust drück ich dir ganz, ganz doll die daumen und hoffe auf unversehrtheit des guten stücks nach dem bad.
    daumendrückende grüße mickey

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  11. Lieber nicht mit Wasser in Berührung bringen, eher lüften in trockner Wärme und mit weichen Dingen klopfen, danach vieleicht in feuchter Wärme. Das wäre doch jammaerschade, wenn alles futsch wäre.
    Schlammfarbenen Grüße kaze

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  12. Ihr Lieben, danke für die vielen guten Ratschläge..., ich gehe in mich..., ich hatte schon fast gedacht, ok, diese Arbeit hatte ihre Zeit..., nach euren Kommentaren hätte ich nun ein schlechtes Gewissen... Klar, dass echte Afrikastücke waschbar wären, aber unsere Schlämme und Pflanzenfarben kamen halt nicht aus Afrika... Mal sehen, wenn es jetzt mal wieder warm werden sollte, hole ich das gute Stück ans Licht auf die Wiese und schaue weich klopfend und saugend genau hin, was sich bewegen lässt... Liebe Grüße Ghislana

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  13. Liebe Ghislana,
    anscheinend war ich zu antibiotiavernebelt (hatte eine beginnende Blutvergiftung ausgelöst durch Erdkeime in einer kleinen Wunde) und habe meinen Kommentar neulich nicht abgeschickt.
    Ich würde nur saugen und lüften, waschen nur wenn ich eine Stoffprobe hätte, wie oben bereits beschrieben: kaltes Essigwasser. Das ist eine wundervolle Maltechnik die ich mal wieder nicht kenne. Seit ich Bloggerin bin lerne ich so viele neue Techniken kennen, das ist so schön.
    herzlich Judika

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Ich freue mich sehr über eure Gedanken.
Bitte aber keine anonymen Kommentare.