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Sonntag, 16. April 2023

Monatsspaziergang - Osterspaziergang mit Geschichte(n)


 

Ein Osterspaziergang gehört zum Ostersonntag einfach dazu. Wider Erwarten und Vorhersage war bestes Wetter. Wir waren Ostern zu dritt und der Sohn fuhr uns mit seinem alten Liebhaberauto nach Dolgenbrodt. Das Örtchen liegt unserem Ufer des Langen Sees gegenüber, und mit dem Örtchen sind Familiengeschichten verbunden. Entlang der Dahme spazierten wir los (hinten rechts die Fahrradbrücke im Bild, die die schon lange außer Betrieb gegangene Fähre ersetzt).

 


 

Unser Spaziergangsziel war der Fährwinkel auf der Halbinsel zwischen Dahme und Langem See. Früher haben wir das gegenüberliegende Ufer oft schwimmend erreicht, ist mir heute aus verschiedenen Gründen zu gefährlich geworden. Aber damals galt man als Kind endlich als sicherer Schwimmer, wenn man es hin und zurück schwimmend schaffte. Dauerte mit einem Päuschen am anderen Ufer ca. 20 Min. Mit diesem Schwimmen lernten wir das Häuschen kennen, das auf unserem Spaziergang noch Familiengeschichten erzählen wird.




Am öffentlichen Dahme-Ufer gibt es noch einige schöne in die Jahre gekommenen Bäume zu sehen und es gibt Bänke für Pausen.

 


 

Schließlich erreichten wir das Ende des Fährwinkels und schauten nun auf den Langen See und das Prieroser Ufer. Ziemlich weit links im Bild, über dem alten Schilfstengel ist unser Einstieg in den See, ziemlich weit rechts sieht man die Folgen einer ohne Genehmigung begonnenen Entwaldung und Terrassierung des ehemaligen Ferienlagergrundstücks, das mit ca. 40 Ferienhäusern bebaut werden soll. Nach einem Baustopp gab es eine frühzeitige Auslegung eines B-Plan-Entwurfs des Investors und jede Menge Einsprüche dagegen, insbesondere, weil das Projekt von den geplanten Dimensionen und der vorgesehenen Gebäudedichte her überhaupt nicht in die landschaftliche und örtliche Umgebung passt, obwohl das der B-Plan-Entwurf behauptet. Aktuell ist erstmal Ruhe eingekehrt. Eine öffentliche Auswertung der Auslegung gab es bisher nicht. Wir bleiben dran.

 


 

Schön, wie die Sonne unsere Nase kitzelte und der nur sanft wehende Wind unsere Haut streichelte... Die Vögel zwitscherten, die Fischlein sprangen. Frühling...




In diesem Sommerhäuschen eines Berliner Arztes verbrachten mein damaliger Mann und ich unser erstes Ehehalbjahr und durften dort überwintern. Ohne Bad und fließendem Wasser, mit Plumpsklo im Garten. Wasser kam aus der Handschwengel-Pumpe, die wir gegen den winterlichen Frost mit dicken Laubpackungen einschnürten. Ein Spirituskocher und eine Plastikschüssel zum Abwaschen waren die Basis unserer Küche. Aber es war toll, wir empfingen sogar manchmal Gäste zum Abendessen und auch Schlafgäste übers Wochenende. Unter anderen meine jüngere Schwester und ihren Freund. Von hier aus kam die damals Hochschwangere ins Krankenhaus, zunächst ruderte sie der werdende Papa über den dunklen See zum Prieroser Ufer und der werdende Großvater chauffierte die beiden dann ins Kreiskrankenhaus und den werdenden Vater zurück, nach einem Umweg, um die im Internat die stehengebliebene Krankenhaustausche zu holen. Schließlich war der Geburtstermin noch gar nicht ganz heran ;-). Der werdende Vater lief anschließend über uns im Dachstübchen unruhig auf und ab, bei der Geburt dabei zu sein war 1976 noch nicht vorgesehen. Ein gesundes Bübchen wurde geboren. Und mein Mann und ich begrüßten im unserer Dolgenbrodter Überwinterung folgenden Spätsommer unsere erste Tochter...

Wir fuhren täglich nach Berlin in die Uni, mit dem Ruderboot über die selten zufrierende Dahme, das dort untergestellt bei einer älteren Dahme am Steg, zu Fuß zur Bushaltestelle, nach der Busfahrt mit der S-Bahn nach Berlin und nachmittags zurück. Gute zwei Stunden hin und ebensoviele zurück mussten wir dafür einplanen. Dennoch war es für uns der Himmel auf Erden. Ein zwar geborgtes, aber doch irgendwie eigenes Reich, ein Zuhause mitten im Wald am See zwischen Wochenendgrundstücken, die im Winter alle unbewohnt blieben... Alle anderen möglichen Alternativen hatten sich entweder zerschlagen oder kamen "aus Gründen" nicht in Frage. Mit meiner Schwangerschaft und der Geburt unserer Tochter waren wir dann sozusagen "berechtigt" im Studentenheim zu wohnen, ein 30 qm-Zimmer, zuletzt mit zwei kleinen Töchtern, aber selbstbestimmt, uns gegenseitig unterstützend und miteinander feiernd unter Gleichen: Ehepaare, Ehepaare mit Kindern, allein erziehende Mütter mit Kindern. Wir hatten das nicht berechnet, es hat sich so gefügt, so dass wir im Frühjahr unsere Bleibe pünktlich wieder an den freundlichen Berliner Arzt herausgeben konnten.

 


 

Dass außerhalb der eingezäunten Wochenendgrundstücke vorhandene "Freigelände" war früher total verwildert und hat eine Wandlung vollzogen. Es gibt nun einen gut begehbaren Pfad entlang des Ufers und rührige Menschen, die sich darum kümmern, dass er in Ordnung gehalten wird und einladend bleibt. Denn es ist leider noch immer allzu üblich, dass Gartenabfälle gern in der freien Natur "entsorgt" werden. Frei nach dem Motto "ist doch auch Natur", in Unkenntnis, was für Lebensräume für Tiere und Pflanzen mit solcherlei Abfall verfälscht, gestört und zerstört werden können. 




Ganz an der Spitze konnten wir sogar noch eine Biberburg entdecken, ob sie aktuell noch bewohnt ist, da  sind wir uns nicht ganz sicher. Dass der Biber wieder da ist und sich landschaftsbaulich betätigt, ist toll und spannend. Ob Bundeswasserstraßengewässer an einer Kreuzung dann wirklich auf Dauer ein guter Platz für die Biberfamilie ist, bleibt abzuwarten. Ich möchte mit den Enkelkindern im Sommer mal hinrudern und gucken...




Bevor wir über den Dolgenbrodter Badestrand (da legten wir noch eine Sonnenpause ein, vor lauter Sonnenanbetung habe ich dann vergessen ein Foto zu machen...), schauten wir noch einmal vom Plätzchen um die von Fam. Müller so freundlich im Auge behaltenen Bäume über den See...




 

"Junger Weiden grüne Fahnen..." fängt ein schönes Frühlingslied an... Die Trauerweide am Friedrichsbauhofer Ufer hätte sie als Ständchen verdient. Doch meine Chorzeiten sind lange her und ich habe langsam das Gefühl alle Texte vergessen zu haben... 

 

 


 

Am Parkplatz am Rand des Ortes (freiwillig gewählt, weil sich im Ort die Parkplätze immer rasant füllen mit denen, die in einer der beiden Gaststätten zu Mittag essen wollten...) stiegen wir wieder ein und fuhren zum Kaffee nach Haus.

Mal gucken, ob ich es von nun an schaffe, bei Kristina nun öfter von einem Monatsspaziergang zu erzählen. Verdient hätten sie es, die Spaziergänge, ein bisschen Publikum zu haben und neben uns auch andere zu erfreuen oder gar zu inspirieren.

7 Kommentare:

  1. ich war gerne publikum und freue mich, euer kleines häuschen mal auf dem foto zu sehen. erzählt hattest du ja mal davon. eine wirklich idyllische ecke und in jungen jahren hat es auch uns nichts ausgemacht, unter einfachsten bedingungen zu leben. wir waren auch froh, etwas eigenes zu haben, egal ob das klo auf dem hof oder zwei treppen tiefer war.
    die seenlandschaft in deiner gegend beeindruckt mich immer wieder und ist viel zu schön, um dort massentourismus anzusiedeln. den begriff "investor" kann ich nicht mehr hören, da kommt mir die galle hoch. ich kenne orte, wo ganz viel brach liegt, weil diese herren (meist sind es solche) sich grundstücke unter den nagel gerissen haben und jetzt abwarten, ob sie noch mehr kohle damit machen können. schade um die vielen bäume an diesem seeufer, ich hoffe, die kahle wüste wird wieder baumbesiedelt.
    liebe grüße und gerne mehr spaziergänge!
    mano

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  2. Ihr habt euch ein schönes Fleckchen zum Leben ausgesucht. Ich war vor 20 Jahren mal im Februar wegen einer städtebaulichen Projektwoche in Brandenburg an der Havel und war fasziniert von dem vielen Wasser rundum. Damals haben wir am mit Straßenbahn erreichbaren Stadtrand in einer Datsche an einem See gewohnt, das war auch im Winter sehr nett. Und es war Winter, wir haben uns beim kartieren im Eisregen die Finger und Zehen nahezu abgefroren. Seit damals möchte ich da unbedingt mal im Sommer nochmal hin. Dein Spaziergang erinnert mich gerade wieder daran. Und deine Geschichte auch ein bisschen an meine Studentenzeit, wenn auch ohne Kind, dafür WG und Holzofen. Ach ja, Investorenarchitektur vermiest mir gerade die Freude an meinem Beruf. Und ein Investor hat auch bei uns in der Nachbarschaft Kahlschlag auf einem großen Grundstück betrieben, jetzt steht das Projekt und sie verkaufen kleine Teile des Grundstücks einzeln wieder, weil der Provit aus dem Wohnungsverkauf anscheinend doch nicht den Erwartungen entspricht. Ich könnte schon allein wegen der für nichts und wieder nichts abgeholzten alten Bäume heulen.
    Danke für diese nette Geschichte und den schönen Spaziergang. Gerne mehr davon.
    LG heike

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  3. ...ach erzählt hast du ja schon, liebe Ghislana,
    von eurer Zeit in diesem kleinen Häuschen...komfortabler ist es für dich inzwischen am See geworden, aber die Erinnerungen bleiben ja...hoffentlich könnt ihr euch gegen den Investor erfolgreich wehren, das wäre ja furchtbar, wenn alles zu gebaut wird...da fällt mir ein, ist euer Zaun noch da?

    wünsche dir einen entspannten Abend und eine gute neue Woche,
    liebe GRüße Birgitt

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  4. Das habe ich mir alles sehr gerne und mit Interesse angeschaut und gelesen, besonders auch deine eigene Geschichte in jungen Jahren! Ja, da war man einfach froh, mit dem Leben anfangen zu können, ein Gefühl das bei deinen Beschreibungen wieder hoch kam und das mich zugleich traurig und froh macht. Und die Landschaft mit dem vielen Wasser gefällt mir sehr.
    Gerne also mehr davon!
    Grüße aus Köln und dir eine gute neue Woche!
    Astrid

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  5. Was hast du doch für eine schöne Heimat und jetzt auch ein eigenes Haus am See! Ein interessanter Spaziergang wars! Herzliche Grüße - Ulrike

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  6. ein sehr schöner Spaziergang am See
    mit nostalgischen Erinnerungen
    das Häuschen sieht schnuckelig aus..
    aber im Winter ohne Komfort war es sicher eine Herausforderung ..
    ein wenig erinnert es mich an meinen Eheanfang ;)
    erst auf der Mansarde bei meiner Schwiegermutter..
    bis wir uns verzankt hatten
    dann bei meinen Eltern..
    ich schlief (schwanger) im Wohnzimmer auf der Couch
    mein Mann mußte auf die Mansarde
    als die Tochter dann da war bekamen wir auch eine kleine Wohnung
    gegenüber von meiner Schwiemu ..
    hoffentlich wird das Seeufer bei euch nicht verbaut
    es ist so schön dort
    liebe Grüße
    Rosi

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  7. Das ist ja mal ein schöner und persönlicher Spaziergang! Toll, das Du beim Monatsspaziergang mit dabei bist. Das Häusschen sieht sehr schnuckelig aus, ich kann mir aber denken, dass es im Sommer etwas entspannter sein dürfte, als im Winter. Aber wie toll, dass ihr die Möglichkeit hattet, alleine zu wohnen- da ist kaltes Wasser wahrscheinlich das kleinere Übel :)
    Hoffentlich wird das Bauprojekt nicht nur abgehnt sondern der Investor auch dazu verdonnert, jeden einzelnen Baum wieder anzupflanzen...

    Viele Grüße aus Kopenhagen sendet Kristina, die sich sehr freuen würde, wenn du nächstes Mal wieder dabei wärst!

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Ich freue mich sehr über eure Gedanken.
Bitte aber keine anonymen Kommentare.