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Donnerstag, 18. Juli 2019

Naturdonnerstag (96/100) - Stadtnatur in Freiberg

Grüne Wand auf einer als Parkplatz genutzten Brache zwischen Häusern. Sauerstoffspender und Lebensraum für Pflanzen und Tiere.



Schon sehr lange gehe ich in Städten mit neugierigem prüfendem Blick durch Parks und an Straßenrändern entlang, besonders seit ich weiß, wie gefährdet unsere Biodiversiät ist, wie rapide und schnell Pflanzen- und Tierarten abnehmen und wie sehr es da an Futter für Insekten und damit auch für Vögel mangelt... Dabei ließe sich letzteres so leicht verändern, wenn wir mal unsere übertriebenen Ordnungs- und Sauberkeitsbedürfnisse, aber auch unser davon oft geprägtes ästhetisches Empfinden auf den Prüfstand stellten, wenn es uns wirklich ernst ist mit unseren Sorgen um Biodiversität und Klimawandel.




Wildes Blühen zwischen Gehweg und Parkplatz. u. a. Wilde Möhre, Schafgarbe, Johanniskraut, Rainfarn. Ohne Eingreifen wird allerdings eines Tages die Kanadische Goldrute das Zepter ganz übernehmen.




Am letzten Wochenende war ich wieder einmal in Freiberg und nach ein paar Poststündchen im Regen im Schutze der Veranda am Montagmorgen ein Stückchen den Berg hinauf zum Briefkasten unterwegs. Es scheint etwas Bewegung zu kommen in die Pflege öffentlichen Grüns, weg vom zwanghaft regelmäßigen Mähen hin zur extensiveren Variante, was an einem Hügel im Park der Generationen heißt, dass die im Gras ohnehin vorhandene Schafgarbe zumindest teilweise wachsen darf. Paradies für Insekten. Es führt sogar ein gemähter Weg über den Hügel, doch den konnte ich aus Datenschutzgründen gerade nicht fotografieren, aber ahnen kann man das auch so an den Bildern.



 
Schafgarbenwiese.






Doch es gibt natürlich auch noch viele weniger erfreuliche Anblicke: Auf dem Weg zur Post musste ich wegen Straßenbauarbeiten einen Umweg gehen und fand an der Rückseite des Einkaufszentrums diesen über zwei Meter breiten mit Rindenmulch versehenen bewuchslosen Streifen vor. Was könnte auch der, mit geeigneten Pflanzen ausgestattet, für ein Hort von Lebendigkeit sein. Nehmen wir mal an, er ist vielleicht in diesem Zustand nur "vorbereitet" und bekommt demnächst oder spätestens im Frühling wieder ein grünes Kleid...




Ordentlich, aber trostlos.




Doch es sollte nach diesem Erschrecken noch schlimmer kommen. Eine Treppe hinauf kommt man von hinten auf der Freifläche des Einkaufszentrums an, in dem schon länger mehrere Läden leerstehen. Um wildes Befahren und Parken zu verhindern, hat man eine lange Reihe von Pflanzkübeln aufgestellt... Mit einer geeigneten trockenheitsresistenten Bepflanzung würden sie auch jetzt noch blühen können und die Pflege und Wasserbedarf hielten sich in Grenzen. Hier scheint sich aber so gar niemand verantwortlich zu fühlen und der Anblick ist geradezu trostlos... Vertrocknete Stiefmütterchen konnte ich erkennen, in den sonstigen üblichen Balkonpflanzen kenne ich mich nicht so aus, sie sind an einem solchen sonnigen heißen Standort und dann noch ohne Pflege auch nicht die erste Wahl, und für Insekten in der Regel ohnehin nicht...



Noch trostloser.




Immerhin, mit den Pflanzen in den letzten beiden Kübeln scheint jemand mitzufühlen, sie grünen und die mir bisher unbekannte niedrige Nachtkerzensorte blühte sogar verführerisch schön...




Pachysandra und Nachtkerze.



Auf dem Rückweg am Fuße des Parkes der Generationen gab es dann noch einmal einen versöhnlichen Anblick und ich entdeckte noch eine schöne blühende Bepflanzung. Gelb blühender Star ist hier die Färberkamille, nachdem verschiedene Salbeiarten und Kronenlichtnelke nun schon abgeblüht sind. Mal schauen, ob das dann auch abgeblüht im Winter stehen bleiben darf, wenn die Stengel der Pflanzen Rückzugs- und Überwinterungsort für zahlreiche Insekten und deren Larven sind.









Achtet auch ihr darauf, was in euren Städten wachsen und blühen darf und ob es neben dem ästhetischen Wert als Pflanzenschmuck fürs Auge auch Sinn und Nährwert für Insekten und das Stadtklima hat?



Der Naturdonnerstag war eine Idee von  Jutta . Hier findet ihr alles, was sich inzwischen bei mir versammelt hat.  



Von euch sind eure Natur-Bilder und Naturliebe-Geschichten gefragt, wo immer sie euch begegnen, auffallen, anrühren. Verlinkt werden kann von Donnerstag 8.00 Uhr bis Sonntag 22.00 Uhr. Der 1. Donnerstag im Monat gehört dabei ausschließlich den Bäumen in Fortführung meiner langjährigen Reihe "Mein Freund, der Baum". Die Posts müssen nicht am Donnerstag veröffentlicht sein, aber bitte einen Link auf meine Seite enthalten.


Bitte, setzt euren Link in die Kommentare. Wir sind nun bei Nr. 96 in der Reihe "Naturdonnerstag bei Jahreszeitenbriefe" angekommen. Ich mache die 100 noch voll, und damit möchte ich diese Aktion beenden. Es hat mir viel Freude gemacht mit euch und euren Naturerlebnissen. Aber ich habe in diesem Jahr auch gemerkt, dass ich selber inhaltlich zu wenig Zeit und Energie einbringen kann, um die Reihe so zu entwickeln, wie ich sie mir einmal vorgestellt habe, als ich sie vor über zwei Jahren übernahm. Natürlich werde ich weiter über meine Naturbeziehung bloggen. Doch habe ich zz. im wahrsten Sinne des Wortes zu viele "Baustellen" zu betreuen, so dass ich mich nach und nach von regelmäßigen Verpflichtungen zurückziehe.

10 Kommentare:

  1. Guten Morgen, liebe Ghislana
    Ja, ich gehe auch mit offenen Augen durch die Stadt und gebe dir recht. Hier sind überwiegend die privaten Bürger gefordert.
    Mein Beitrag ist hier:

    https://www.reflexionblog.de/2019/07/18/dnd-18-2019/

    Liebe Grüße
    moni

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  2. In öffentlichen Parks wird bei uns für die Touristen mit dem Massstab gepflanzt, da findet man mich eher selten. Aber in Privaten Gärten sieht man schon von weitem wer die Natur zu schätzen weiss.
    http://pia-staehli.ch/blog/2019/07/18/froschkonzert/
    L G Pia

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  3. Da muss ich sagen.
    , das bei uns in der Stadt schon viel Blühendes zu sehen ist.
    Aber es ist wohl noch lange nicht überall so !
    Mein Beitrag:
    https://kreativ-im-rentnerdasein.blogspot.com/2019/07/wasserperlen.html

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  4. ... schmunzel, ein ganz kleiner Beitrag von mir.

    https://paulas-bilder-foto-allerlei.blogspot.com/2019/07/dnd.html

    Eine schöne Zeit wünscht dir
    Paula

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  5. Besonders schön finde ich, wenn man sieht, dass "die Unordnung" gewollt ist. Wenn es nur wild wächst, meint auch noch macher, er könne auch noch seinen Müll dazu schmeißen.
    In manchen Städte stellen sie inzwischen schon Schilder mit "für unsere Insekten" auf. Und plötzlich beschwert sich keiner mehr, dass der Rasen nicht gemäht ist ...

    Wir hatten einen Segelfalter zu Besuch. Er hatte allerdings kaputte Flügel und wir haben gesehen, die Meisen sind auf den Geschmack gekommen ... https://www.miteinander-buecher.de/tiere/insekten/schmetterlinge/ein-segelfalter-mit-kaputten-fluegeln/

    Liebe Grüße
    Silke

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  6. Es hat jetzt bei uns in der Innenstadt an der Ladenzeile, eine radikale Umwandlung gegeben, die Bepflanzung der Rabatte, mit Stauden, Gräsern und Rosen, wurde entfernt, sammt den darin stehenden Bäumen! Das alles zu Gunsten eines Wildblumenbeetes. Ich muss mir das noch anschauen, habe es nur in der Zeitung gelesen. Schön und gut, ich denke nur, es gäbe geeignetere Stellen für so ein Vorhaben.... Leid tut es mir nur um die Bäume, ich denke, unserer Stadt steht zu viel Geld zur Verfügung?
    (wahrscheinlich wird auch die Wildblumenwiese, dort nicht lange bleiben dürfen)
    https://griesheimersand.blogspot.com/2019/07/regentag.html
    LG Heidi

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  7. Liebe Ghislana,
    toll, dass du inzwischen auch so viele erfreuliche Bilder in Freiberg gefunden hast und man auch mal die Wiesen nur teilweise abmäht..
    Die Kästen am Unicent sind mir ja absolut bekannt und haben mir schon immer einen Schrecken eingejagt. Es gab früher noch ein paar Läden dort, die inzwischen die Segel gestrichen haben. u.a. ist die Filztruhe nun in der Stadt zu finden. Offenbar existiert die Post noch...
    Ich schicke dir heute nochmal einen Beitrag zur Stadtnatur....von Nürnberg.
    LG Sigrun
    https://www.bergblumengarten.de/ein-garten-als-lebensraum-fuer-insekten-merianin-2018/

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  8. Bei uns wird da eine Menge in dieser Richtung getan. Aber wir sind ja auch eine Touristenregion. Hier wird auch ganz bewusst darauf geachtet.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  9. Liebe Ghislana,
    herrlich ist die Stadtnatur anzuschauen! herzlichen Dank für die schönen Bilder!
    Ich wünsche Dir einen schönen Tag und einen guten Start in ein wundervolles Wochenende!
    ♥ Allerliebste Grüße, Claudia ♥

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  10. ein wunderschönes färberkamillenbeet sah ich voller begeisterung kürzlich auch und schafgarben wachsen hier jetzt erfreulicherweise oft an den straßenrändern. vielleicht findet doch so langsam ein umdenken statt!?
    die wüstenei vor dem einkaufszentrum ist wirklich ein alptraum.
    liebe grüße
    mano

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Ich freue mich sehr über eure Gedanken.
Bitte aber keine anonymen Kommentare.