Prieros - Berlin - Köln - Westerwald - Speyer (mit Abstecher an die Murg) und zurück in drei Betten und 10 Tagen... Ich nannte es (m)eine kleine "Bildungsreise". Da habe ich doch gleich mal ein paar Kultur-Spuren gesammelt. Astrid hat das Thema "unsere Kultur" in den Ring geworfen. Und ich tue mich schwer, fühle ich doch viel eher als Europäerin - als Kosmopolitin fehlt mir leider noch viel Welt-Erfahrung, als dass ich mich schon so nennen könnte, ich wäre gerne eine. Wir sind eine Welt. Und mit einer so unglaublich großen Vielfalt an kulturellen Ausprägungen beschenkt...
Mein Handeln sehe ich durchaus im universalen Zusammenhang. Alles, was wir tun, hat Auswirkungen, auch an ganz anderen Enden der Welt. Ob das unser andere Menschen ausbeutendes oder zumindestens benachteiligendes Kaufverhalten ist (das dazu beiträgt, indigene Kulturen auszurotten), oder aber auf der Gegenseite auch all die guten Gedanken, Projekte und Energien, die wir in ein friedliches Miteinander innerhalb unserer Grenzen und über diese hinaus investieren. Konkurrenzdenken jeglicher Art und daraus folgendes Handeln gegen die Interessen von anderen - das ist mir als Mensch immer fremd geblieben. Ein Sinnbild für universale Kultur in ihrer Vielfalt ist mir die Musik. Meine Mutter sang aus einem vielbändigen Werk "Die Stimmen der Völker in Liedern". Jedes deutsche Sinfonieorchester ist heute ein internationales. Und dennoch sind die Werkinterpretationen nicht austauschbar.
Ich halte mich absolut für einen kulturvollen und kulturell überdurchschnittlich interessierten Menschen. Deutschsprachige Dichter, Künstler, Musiker, Denker, Philosophen, Wissenschaftler, viele darunter, die mir eine Menge bedeuten (und von vielen kann ich gar nicht auf Anhieb sagen, ob sie nun tatsächlich "Deutsche" sind. Das hat mich hinter Person und Werk nicht sonderlich interessiert.) Ich wundere mich allerdings immer (noch), dass überraschend viele Jugendliche und junge Erwachsene heute kaum noch solche Namen kennen und wenn doch, dann nichts weiter...
Ich liebe Buchhandlungen mit Leseplätzen und Cafés. Am Kölner Neumarkt ist so eine. In Japan gibt's die aber auch, Buchhandlungen mit Leseplätzen und Cafés. Und da liebe ich die genauso, auch wenn ich viel weniger verstehe.
Mit Petra im BASTIANs stundenlang philosophiert, über Stille und Einsamkeit z. B. und was sie uns geben und wie sie uns fordern. Über Kunst. Wenn das Philosophieren zur deutschen Kultur gehört, gerne mehr davon. Eine Kultur ohne Philosophie wäre mir fern. Eine ohne Kunst genauso. |
Noch ein Kölner Lieblingsplatz: Ludwig im Museum. Museen sind Kultur und ohnehin schon toll und wie gut, dass es in Deutschland so viele davon gibt. Aber mit Museumscafés sind sie noch besser, zum Wieder-Erden nach der jeweiligen Ausstellung. Aber auch ohne Ausstellung ein kulturvoller Treffpunkt. Diesmal mit Astrid und Mila und dem Gefühl, doch zu wenig Zeit gehabt zu haben, um sich in ein paar Themen richtig reinzuhängen... Bald wieder, so. |
8.10.17 Der eigenen Lebenslinie nachspüren. Sich angstfrei, aber sich einfühlend und berühren lassend, mit dem eigenen Tod beschäftigen. Da braucht unsere Kultur Nachhilfe. |
11.10.17 Ich besuche Birgitt und wandere mit ihr hoch hinauf über die Murg. Sie war mir eine so fürsorgliche Gastgeberin und hat mich sehr verwöhnt. Dankeschön... Gastgeber sein können, freundlich, einfühlsam und offen, auch das ist Kultur. |
12.10.17 Der erste Kurstag in Speyer. Ecoprint, mit Rost. Mehr dazu hier. In einem alten Industriehof. Mit Apfelbäumen! Ein Industriehof, der so am Leben bleibt und eine herrlich bunte Mischung an Handwerk, Professionen und Gewerbetreibende nicht nur deutscher Nation beherbergt. Lebendig. Und na klar, mit gut frequentiertem italienischem Eisladen gleich um die nächste Ecke, unter einem riesigen Walnussbaum. Wie ein Hausbaum. Gehört der Hausbaum zur deutschen Kultur? Es sollte mehr zu seiner Rettung getan werden. Er stirbt sonst aus vor lauter Beton und Zwerggehölzen. |
14.10.17 Die Eukalyptus-Blauholz-Drucke auf Wolle werden aus den verschnürten Rollen ausgepackt. Was für Herrlichkeiten... |
Abends bei "meinem" Italiener, allein, als Frau. Leckeres Pasta-Menü mit unglaublicher Walnuss-Sahne-Sauce und ein Schoppen Rosé. Mein ganz privater Reise-Abschiedsabend. Wie habe ich ihn genossen. |
Kultur
Samstagsplausch
Ganz grossartig, die Drucke. Manche sehen aus wie gewebt/gewoben ;-)
AntwortenLöschenHerzliche Grossstadtgrüße!
Nun habe ich diese deine Woche doch noch ein bisschen mehr miterlebt ( bei meinen Insta-Versuchen blieb ich einfach nicht am Ball ). Und deine Gedanken und Überlegungen sprechen noch einmal Dinge an, die ich auch schätze, aber in meiner Liste vergessen habe ( Philosophieren! Hausbaum! Schreibtische! ). Also eine Bereicherung für die digitale Diskussion.
AntwortenLöschenDein Rendezvous zum Diner mit dir selbst: so schön!
Herzliche Grüße!
Astrid
Mein Verständnis von Kultur ähnelt deinem ungemein! Ich ringe noch um die richtigen Worte. Es fällt mir so schwer diesen Begriff greifbar zu machen. Schwere Themen zu erkämpfen und ein gängig zu machen... Das ist Lehrerkultur.
AntwortenLöschenDas sollte nicht kämpfen heißen... erklären...Wieso weiß mein Handy ständig bessere Wörter als ich? Auch über Abstände sind wir uneins.
LöschenEin schöner und umfassender Kulturspaziergang. Ich kann nur von Herzen zustimmen. So hattest Du eine mit vielfältiger Kultur angefüllte Zeit.
AntwortenLöschenLG
Magdalena
so viel zu sehen und zu lesen. und alles stimmig und nachdenkenswert. deine kultur ist auch die meine.
AntwortenLöschenich komme nochmal wieder zu den anderen posts...
liebe grüße
mano
Eco Print - das möchte ich auch einmal probieren!
AntwortenLöschenDanke, liebe Ghislana, für diesen feinen Spaziergang durch Deine Woche und auch durch die Kultur. Ich finde es ebenso verwunderlich, dass so viele Poeten und Literaten in Vergessenheit oder Unkenntnis geraten...wie ich gehört habe, lesen Schüler im Gymnasium keine vollständigen Werke mehr, auch an der Uni werden Zusammenfassungen bevorzugt...für mich unvorstellbar! Denn wie soll man in die Literatur einsteigen, sie fühlen und nachempfinden, wenn man sie nich in ihrer Ganzheit kennt? So versuche ich mein Bestes und lese vor und lese vor und lese vor....Sei herzlichst gegrüßt, Taija
AntwortenLöschenDie schönen Bilder hatte ich ja schon bewundert, aber dein Text dazu gefällt mir sehr. Du sprichst mir aus der Seele & ich denke, dass gerade Kultur ohne das Internationalistische, ohne den Austausch mit anderen überhaupt gar nicht möglich wäre. Unbedingt mal wieder mit mehr Zeit treffen! LG mila
AntwortenLöschenKreativer und kommunikativer kann eine Woche wohl kaum sein. Ich bewundere immer wieder deine Energie, aber wahrscheinlich schöpfst du gerade daraus deine Kraft.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Ja, eine sehr schöne Woche und ja, Judenhass gab es schon immer und vor allem bei der so beliebten österreichischen Kaiserin Maria Theresia mußte die Juden sogenannten Judenhüte tragen.
AntwortenLöschenAber so akribisch, wie bei den Deutschen wurde die Judenverfolgung noch nie durchgeführt.
Lieben Gruß Eva
Was du unterwegs bist. Ich habe gerade beim Lesen fast die Luft angehalten. Über Kultur habe ich auch schon nachgedacht und mich gefragt, was ich daraus/daruber schreiben soll. Immer wieder rühre ich dieses Thema um.
AntwortenLöschenHab eine schöne Woche
Andrea
Liebe Ghislana, es ist so schön, Dich ein wenig auf Deinen inneren und äußeren Pfaden begleiten zu dürfen. Danke dafür. Besonders gefallen mir Deine hinterfragenden Gedanken, wie z.B.:
AntwortenLöschen..."Mein Handeln sehe ich durchaus im universalen Zusammenhang. Alles, was wir tun, hat Auswirkungen, auch an ganz anderen Enden der Welt." ...
Das ist meinem Empfinden so nah. Und ein Gedanke, der mich diese Tage begleitet ist, "dass das Leben uns immer dahin stellt, wo wir gebraucht werden." Das wir alle und immer die Möglichkeit haben, Leben reflektierend zu gestalten...
Du bist krank gewesen? Muss ich gleich mal weiter suchen in Deinen Postings. Ich hoffe, dass es Dir mittlerweile wieder gut geht, dass Du auf dem Weg der Genesung bist. Alles Liebe und Gute für Dich!
Deine Erika