Es gab da ein paar kleinere und größere Hindernisse und Umwege diesmal. Auf unsere zweite von sieben Doppelstunden Japanisch an der VHS Cottbus wollten wir nicht verzichten, und so verschob sich die Urlaubsabreise schon mal um einen Tag.
In Freiberg ging es dann erst einmal darum, den Gefährten überhaupt urlaubstauglich zu bekommen. Nach einem Zwischenfall am vorangegangenen Wochenende hatten sich latente Kniebeschwerden so verstärkt, dass schon in einem Cottbuser Sanitätshaus Krücken und Bandage gekauft wurden... Was ein Glück, dass ein Freiberger Orthopäde sich ohne Voranmeldung der Sache dann gründlicher annahm... Ich schrieb inzwischen reihenweise Karten und Briefe, denn Freiberg versank in Regen- und Nebelsuppe.
Wir trösteten uns darüber mit süßen (Schokoladen)steinen aus Istanbul und einem abendlichen Besuch im Freiberger Lieblingsrestaurant, im Kartoffelhaus am Schüppchenberg. (Ja, zur Not kann ich auch Anfahren am Berg..., sonst laufen wir immer...)
Nach einer Fahrt von Sachsen nach Thüringen, mit Regen und Sonnenschein und Regenbogen, erwartete uns Eisenach mit schwarzen Wolken und in der Sonne leuchtender Georgenkirche.
Auf einem Stadtspaziergang erkundeten wir noch erhaltene und langsam vergehende Kindheits- und Jugenderinnerungsorte des Gefährten, der hier in Eisenach sein Elternhaus hatte, zur Schule ging und wegen des Klassentreffens am nächsten Abend hier war. Man fährt ja nicht ohne Grund von Berlin über Thüringen in den Urlaub an die Ostsee, nicht wahr?
Aber noch hatten wir einen ganzen Tag lang Zeit, und der Gefährte entführte mich ins Mariental (das nach der russischen Zarentochter Maria Pawlowna umbenannte Frauental, sie heiratete 1804 nach Sachsen-Weimar-Eisenach ein) und an den Prinzenteich. Anschließend tranken wir lecker Kaffee und bewunderten auf dem Weg ins Stadtzentrum zurück manches schöne alte Haus.
Über die A7 und die A20 fuhren wir am nächsten Tag 650 km nach Norden auf die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst und bezogen gleich hinterm Deich ein geräumiges warmes Zimmer mit Balkon in einer kleineren - für meinen Geschmack nur völlig mit belanglosem und austauschbarem Kram überdekorierten - Frühstückspension. Klar, dass der erste Gang zum Strand sogleich folgte. Dass wir solchen die Sonne wenigstens ahnen lassenden Abendhimmel nur dies eine Mal sehen sollten, wussten wir da noch nicht...
Am nächsten Morgen erkundeten wir auf einem Spaziergang den regennassen Ort. Näheres zum Baugeschehen habe ich euch hier beschrieben. Den Fisch habe ich für Andiva fotografiert. Abends aßen wir im Skipper, sehr gemütlich, sehr originell, sehr lecker, auch wenn man wie ich keinen Fisch essen kann.
Auch am Folgemorgen verhieß der Blick aus dem Fenster des Frühstücksraums hin zum Deich Regen. Was uns nicht abhielt auf die Boddenseite zu wechseln und den kleinen Hafen und den Boddendeich zu besuchen. Und wieder einen Fisch zu fangen. Und echte blühende Sonnenblumen anzuschauen. Abends gingen wir in die Multimediahalle in einen kurzweiligen Vortrag über Kraniche, von denen jetzt Tausende in der Gegend rasten, vor dem Weiterflug nach Süden.
Damit war klar, dass der nächste Tag den Kranichen, ihrem Leben und ihrer Symbolik gehörte. Das wisst ihr schon, denn davon gab es 12 von 12. Den Tag beschlossen wir im griechischen Restaurant Athina gleich in der Nähe unserer Pension. Ausgezeichnete Küche, ein nettes junges Team, viel Platz, sehr kinderfreundlich, wir waren dreimal dort während unserer Woche. Es gab auf der Karte Gerichte für "Senioren". Wenn ich den Begriff "Senioren-Bifteki" auch ziemlich blöd finde, ich habe es genossen, mit Appetit meinen Teller leer essen zu können ohne das Gefühl zu haben, es ist einfach zuviel...
Kraniche in der Kirche Großmohrdorf |
Der nächste Tag führte uns nach Ahrenshoop, einen von der Liebe von Künstlern zu diesem Flecken geprägten Ort. Und stellt euch vor, wir erwischten sogar ein bisschen Sonne zwischendurch und brauchten die Regenklamotten mal nicht.
Solche Schilder begegneten uns häufiger...
Aber ein paar Schritte weiter lag mit Pieni eins der süßesten Cafés, die ich je kennengelernt habe. Winzig, nur wenige Plätze, eine kleine feine Speisekarte, gemütlich, eine allerfreundlichste heitere Wirtin, der man anmerkte, dass dieses Café ihre berufliche Bestimmung ist... Und der heiße Sanddornsaft mit Honig und Rohrrohzucker war oberlecker und wärmte mich fein durch. (Den Gefährten mit seinen Krücken durch alle tollen Galerien zu schleppen, habe ich uns lieber erspart...)
Unseren längsten Spaziergang mit 7 km machten wir am Tag darauf. Vom Wetter mit einem trockenen Tag beglückt, brauchten wir auch diesmal keine Regensachen, aber warme Mützen, der Wind pfiff ganz schön. Wir durchwanderten nach einer Weile auf dem Deich am Meer den Osterwald Richtung Bodden und am Rand der Sundischen Wiesen, wo eine große glückliche Mutterkuhherde fraß, zurück zum Parkplatz. Ein herrlicher Gang, allerdings für diesen Urlaub auch der weiteste, der dem kniegeplagten Gefährten zuzumuten war...
Zur Erholung gab es das einzige Sonnenstündchen der Woche auf dem Balkon, die Sonne schien zwar, aber wärmte nicht, der Wind war zu heftig. Aber immerhin... Sonnenuntergang sahen wir leider nicht, bis dahin gab es längst wieder Wolken.
Nach dem Abendessen im Hafenrestaurant leuchtete dann überm Bodden aber der volle Mond, schön...
Abschied vom Meer nahmen wir in Prerow auf der Seebrücke, diesmal wieder bei Regen, aber herrlichem Wellengang. Wir aßen von einer sehr netten Bulgarin zubereitete Crepes im Schutze eines Strandkorbes und spazierten dann doch lieber zügig wieder zum Parkplatz.
Wir ließen uns in unserem warmen Zimmer häuslich nieder, der Gefährte servierte mir auf meinem Mini-Tischlein ganz lieb eine "kleine Sünde"... Zusammen haben wir in dieser Urlaubswoche über 1000 Seiten gelesen, ich habe acht Büchlein mit koptischer Bindung gebändigt und ein Tagebüchlein geführt... Unseren letzten Abend verbrachten wir noch einmal bei "unserem" Griechen...
Morgen nehme ich euch dann mit ans Meer.
Freitagsfisch
In heaven
Samstagsplausch
deine reisebilder bringen zauber am samstagmorgen * sogar bunte kranichen waren auf dein weg * schöne landschaften und werde noch in ruhe alle bilder betrachten * さようなら würde gerne auch diese schrift&sprache lernen !
AntwortenLöschenDa fühlte ich fast schon den kühlen Wind vom Meer her. Japan würde ich auch so gerne sehen, da habt ihr euch Spannendes vorgenommen. Hoffentlich heilt das Knie rasch wieder!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
Ein Urlaub mit Tücken, äh: Krücken! Aber ihr scheint ja trotzdem etwas daraus gemacht zu haben und wart viel unterwegs. Der diesjährige Oktober hält sich halt nicht an die Erwartungen ( hier regnet es gerade auch wieder ).
AntwortenLöschenMacht et joot!
Astrid
Wie schön, dass Ihr Euch den Urlaub durch Wetter und Knieprobleme nicht habt vermiesen lassen! So seid Ihr zu einem trotzdem schönen Urlaub gekommen und wir zu einem schönen Bericht, danke dafür! Ich freue mich schon auf die morgigen Meeresfotos und würde mich auch noch über Fotos Deiner kreativen Arbeit freuen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Jorin
So schön kann also ein Regenurlaub sein! Blauer Himmel ist doch langweilig - die schwarzen Wolken über der Georgenkirche sind grandios!
AntwortenLöschenLieben Gruß von Ulrike
Auf Zingst waren wir vor Jahren mal, als wir in Schwerin Urlaub machten. Allerdings nur einen Tag und es war richtig schön.
AntwortenLöschenTja, was Knieschmerzen sind, kann ich nachfühlen, ich brauch 2 künstige Gelenke aber das schieb ich vor mir her und mein Sohn der ist gerade mit Gehhilfen beschäftigt. Er bekam am Knie eine Kreuzbandplastik. Bin gespannt, wann er wieder richtig gehen kann.
Dir noch viel Spaß und dem Gefährten gute Besserung.
Lieben GRuß Eva
...Urlaub mit Krücken und anderen Hindernissen, liebe Ghislana,
AntwortenLöschenklingt jetzt nicht schön, aber deine Bilder erzählen von trotzdem guten Tagen...Ruhe und Gelassenheit und tun was möglich und Freude macht, ihr habt sicher das Beste daraus gemacht,
liebe Grüße Birgitt
Krücken und Schietwetter! Aber ich glaube, ihr habt euch doch erholt. Jedenfalls hast Du uns auf einen interessanten Rundgang mitgenommen. (Buch ist angekommen, danke.)
AntwortenLöschenLG
Magdalena
Danke, dass du uns mit nach Zingst genommen hast. Ich war im Juli dort und so konnte ich auch nochmal in Urlaubsstimmung schwelgen. Wir waren übrigens in Captain Pahlens Ferienanlage. Kann ich sehr empfehlen.
AntwortenLöschenLG
Yvonne
Sehr ereignisreich. Trotz schlechtem Wetter. Man muss nur das Beste daraus machen. Schade, dass wir uns in Freiberg verpasst haben. Vielleicht das nächste Mal...Liebe Grüße, Lotta.
AntwortenLöschenIch liebe es, wenn Du uns auf Deine Spaziergänge mitnimmst! Und das erste Meeresbild ist sooo schön. Ich freue mich auf mehr und tauche ganz langsam wieder aus der Pause auf... Liebe Grüße, Taija
AntwortenLöschenSo ein liebevoller Urlaubsbericht. Vielen dank, das wir dabei sein durften.Ein nasser, aber sehr kreativer Urlaub.Schön, dass es den Kunstkaten in Arenshoop nch gibt.Bis bald!viele grüße, karen
AntwortenLöschenDas sieht toll aus. Deutschland immer gerne. lg Regula
AntwortenLöschenich freu mich auch über die kunstkaten - das war immer ein highlight bei meinem zwei aufenthalten auf dem darß (einmal auch vier tage regen...). aber ihr habt ja viel gesehen und trotz aller widrigkeiten das beste daraus gemacht. ich sollte dringend auch mal koptische bindung üben...
AntwortenLöschenliebe grüße, mano
Liebe Ghislana,
AntwortenLöschendanke für diese schöne Urlaubsrundreise! Ihr habt, trotz nicht so schönem Wetter, das Beste draus gemacht und sehr viel gesehen und entdeckt! Danke fürs Teilen!
Hab noch einen gemütlichen Sonntag!
♥ Allerliebste Grüße , Claudia ♥
Ich habe mich gleich wieder ans Meer gewünscht! Den Darß liebe ich ohnehin sehr. Schade, dass das Wetter mit euch gemacht hat, was es wollte. Aber ihr habt das Beste daraus gemacht.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
(hoffentlich geht es dem Gefährten wieder besser. Auf jeden Fall, gute Besserung)
Ich habe mich noch gar nicht für die Maikatze bedankt, die mich neulich so überraschend erreicht hat, Ghislana. Seitdem schnurrt sie auf meinem Schreibtisch - ganz lieben Dank!
AntwortenLöschenDas war ja ein Urlaub mit Einschränkungen, aber Bild und Text sprechen trotzdem für eine schöne Zeit.