Gewebtes ins Musterbuch geklebt. (Reste der Fische) |
Weben dürfte wohl eine der ältesten oder die älteste "Volks"kunst sein, vor Jahrtausenden schon wurden Tücher und Kleidung gewebt. Zunächst aus geeigneten Pflanzen, später aus gesponnenen Garnen.
Aus Stoff- und Papierstreifen ins Skizzenbuch gewebt. Ein Stück Jute durch Herausziehen von Fäden grafisch verändert. |
Besonders die einfachen grafischen Muster, die durch die Vielfalt der möglichen Bindungen von Kette und Schuss und durch Faden(farb)überlagerungen entstehen, mag ich sehr gern. Polen ist wohl eins der Länder, deren Textilkünstler/innen bahnbrechend die Textilkunst vom Kunsthandwerk und den "angewandten" Künsten in den Rang von "Kunst" erhoben haben. Ich erinnere mich an so spannende Ausstellungen vor Jahrzehnten im damaligen polnischen Kulturpavillon in Berlin in der Nähe vom Alexanderplatz.
Leinwandbindung |
Für unseren Mittwoch habe ich diesmal gewebt, aus Gras, aus Stoff und Papier, aus Resten, die mir beim Räumen begegnet sind, aus alten Papieren, u. a. auch Resten vom letzten Mal...
Ich habe auch mal in den 90ern ein Stück richtig auf einem Webrahmen gewebt, aus dünnem Leinengarn ein Drehergewebe, ein Foto wahrscheinlich nicht mal gemacht, jedenfalls nicht gefunden. Leider ist es hin, da es meine Eltern wahrscheinlich von der Wand genommen hatten zum Waschen. Das war des Drehens wohl zuviel... ;-). Das Einrichten des Webrahmens mit dem Ausrechnen, Messen und Bäumen der Kette ist mir in noch so ehrfurchgebietender Erinnerung, dass ich mich da nie wieder herangewagt habe. Eine, die da mutig genug ist, ist unter den Bloggerinnen Spinne, und oft bewundere ich ihre Werke...
Köper-Bindung |
Mein Grundverständnis vom Weben hat mir meine Freundin Helga Duttke beigebracht, eine derjenigen, die u. a. bei der von Michaela letztes Mal erwähnten Helga Graupner lernten. Sie, Sonja Walter und die von mir fachlich am meisten geschätzte (aber dem Vernehmen nach wohl recht strenge....) Ingeborg Bohne-Fiegert lebten ihr Leben als Künstlerinnen auch für die Volkskunst, indem sie unermüdlich "Volkskunstzirkelleiter" lehrten, nicht das "Nachmachen", sondern das eigene Schöpferische finden, auf der Basis einer akribisch erläuterten und geübten Technik in Handwerk und Gestalten, die dann Freiräume für Eigenes schuf und erlaubte. Das Buch "Textilgestaltung" (1986) von Ingeborg Bohne-Fiegert in den Achtzigern war die Initialzündung für mich selbst kreativ zu werden. Es dauerte dann zwar noch ein paar Jahre, aber u. a. begann ich schon mal Papier- und Stoffreste zu sammeln...
Mein morgendlicher Gang durch den Garten brachte mich dann auf die Idee noch mal an die "Wurzeln" der Webereigeschichte zu gehen und ein paar Grashalme zu verweben. Dafür brauche ich jetzt noch einen passenden Untergrund, fürs Skizzenbuch ist das Grasgewebe nämlich zu groß geworden...
Nun bin ich sehr gespannt, was mich bei Michaela und den anderen Musterern erwartet, auch mit Neugier auf das kommende Monats-Thema.
Mustermittwoch
Papierliebe
Schnipsel
Grünzeug
Upcycling
Auch so eine Handwerkskunst, die in meinem tiefsten Innern ruht und nur selten bei Papierwebereien hervorgekramt wird. Die Graswebereien sind so zart & fein!
AntwortenLöschenLG
Astrid
Diese Art Ehrfurcht, wie du sie beschreibst, zieht mich zum Weben und hält mich doch zurück. Die rechte Zeit kommt vielleicht noch. An leicht taillierte Kleinwerke aus früheren Tagen erinnere ich mich auch noch. Die Technik auf andere Materialien anzuwenden öffnet da wieder einen neuen Zugang. Zart und leicht liegt dein Grasgewebe da. Übers Sticken geht mein Weg.
AntwortenLöschenMach's gut, Birgit
Wie wunderbar, dein Gewebe heute mit dem textilhistorischen Exkurs... ich dachte auch mal an "Textiles" als Monatsthema... obwohl das ja immer drin ist... aber gut, dass du mal auf die Grundlagen zurückgehst. Und hast du die alten Tischdecken deiner Mutter zerschnippelt? Ich mag dein Musterbuch, ganz herzlichen Dank und viele Grüße von Michaela
AntwortenLöschenDie gewebten Tischdecken haben sich irgendwie "schleichend" verkrümelt und ich hab auch wohl noch nicht soweit gedacht, dass man das noch "brauchen" kann, wenn die Mutter meinte "ach, das ist doch jetzt verschossen, verwaschen, verfilzt, voller Flecken..."
LöschenLiebe Ghislana,
AntwortenLöschenso ein schöner Post mit soviel Information und verschiedenartiger Weberei.
Dein erstes Photo von der Grasweberei mit dem Vögelchen ist so zauberhaft.
Vor vielen vielen Jahren habe ich auf einem Schulwebrahmen Miniaturwandbehänge gewebt, zum Teil mit Wolle und Gras, zum Teil befestigte ich die fertigen Miniaturen in Astgabeln, so dass es aussah als seien sie dort gewebt, einige habe ich verschenkt, die anderen sind bei einem Umzug wohl verloren gegangen.
herzlich Judika
Ein Vögelchen? Tatsächlich... Wie schön, dass du es entdeckt hast..., ich hatte es gar nicht gesehen... In Astgabeln weben, auch lange nicht mehr gemacht... Lieben Gruß Ghislana
AntwortenLöschenEin so schöner Post, entspannend und klug! Ich kann dir gar nicht sagen wie gern ich bei dir lese! Und schaue natürlich.
AntwortenLöschenDie Erweckung der Phantasie und des erlebetn Handgearbeiteten ist so viel mehr wert als das pure Nachfriemlen irgendwelcher Anleitungen.Gewebte Grüße Karen
Einen wunderbaren Blick hast Du auf die Weberei geworfen! Danke für alle Zwischeninfos und die tollen Fotos von Deinen Webstücken. Die Grasfläche ist bezaubernd.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Valomea
Was für feine Webereien. Die Grasflechterei ist einfach zauberhaft.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
...mit so unterschiedlichen Materialien weben, liebe Ghislana,
AntwortenLöschenes scheint, dein Sommerloch bekommt dir und deiner Kreativität ausgezeichnet...Papier habe ich schon als Kind gerne ineinander verwoben...später den Tischwebstuhl der Tante geerbt und ausprobiert, aber wohl aufgrund mangelnder Geduld (schon allein die Spannerei der Kettfäden und das Aufwickeln auf die Schiffchen ;-)) nie mit wirklichem Erfolg... die Tante hatte uns Mädchen sogar Röcke gewebt, ich sehe sie immer noch vor mir...
die gewebten Gräser sehen sehr schön aus ein Kunstwerk für die Wand zur Erinnerung an den Sommer,
lieber Gruß Birgitt
So eine interessante Vielfalt - Gratulation !!!!
AntwortenLöschenDie Gestaltungen mit den Gräsern sind meine Favoriten.
Schönen Gruß,
Luis
Ach, was für ein wunderbarer Post, das tolle Musterbuch, die feinen Naturtöne im Flechtwerk und die zarte Grasweberei. Deine Begeisterung (und deinen Respekt) für dieses Handwerk verstehe ich gut.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Christine
Liebe Ghislana, Du bist immer sooooo kreativ und Deine Post sind immer so liebevoll und aufwändig und informativ und ich weiss gar nicht warum ich Dir nicht schon längst folge! Das ändere ich jetzt mal sofort! LG und bis bald ;), von Annette
AntwortenLöschenWas für ein schöner Weberinnenpost!
AntwortenLöschenMit ganz lieben Grüßen von der Spinne
Sehr, sehr schöner Artikel, danke dafür!
AntwortenLöschenWunderschön die leuchtend roten Gewebe, sehr edel die naturfarbenen.... aber die fragilen aus dem Gras, die haben mein Herz erobert! Absolut toll!
Liebe Grüße von Sabine
Oh, wie wundervoll das ist, liebe ghislana! Ganz fein verwoben und auch für Papier ein echter Hingucker und Hit! Danke - das muss ich auch mal versuchen.
AntwortenLöschenLG. Susanne
Einfach nur traumhaft schön, liebe Ghislana! Ich liebe die bunten Farben, aber auch Deine Gras- und Papiergewebe sind ein Augenschmaus. Ich habe mir das von Dir genannte Buch bestellt und bin schon sehr gespannt auf den Inhalt. Vielen Dank wieder für eine tolle Inspiration.
AntwortenLöschenLiebe Grüße zu Dir
Erika
das Grasgewebe ist besonders chic, finde ich!
AntwortenLöschendas könnte man einscannen, als Briefpapier oder so…
liebe Grüße und einen schönen Abend!
ich finds wunderbar, was du in deiner sommerpause so alles gefunden, gedacht und getan hast. so viel kreativität! von deinen webereien bin ich ganz entzückt - besonders weil ich seit jahren (!!) auch mal wieder weben wollte und es immer wieder aus den augen verlor.
AntwortenLöschendanke für die wunderbare inspiration!
ich schicke dir liebe grüße,
mano
Deine "Papierweberei" hat bei mir gleich neue Ideen geweckt. Vielen Dank für die Anregungen.( Da beantrage ich doch mal eine Verlängerung des Tages von 24 auf mind. 30 Stunden um alle Projekte umsetzten zu können.)
AntwortenLöschenÜbrigens bin ich schon seit dem Frühjahr eifrige Leserin Deiner Seite. Da wurde es höchste Zeit für eine Wortmeldung meinerseits ! Also vielen Dank für die vielen Denkanstöße.
Liebe Grüße Elke von federpinselschere