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Am Frauensee. |
Am letzten April-Sonntag haben wir endlich (!) ein Zeit-Geburtstagsgeschenk eingelöst und sind mit Freunden drei Stunden spazieren gewesen, hier bei mir in der Nähe. So schön war's. Wir hatten uns lange nicht gesehen, das Gespräch ging neben dem Schauen und Lauschen vor und zurück, auf und ab und nebenher... Sonntagsfreude..., mit Baumhimmeln... Da bin ich gar nicht dazu gekommen, den Thoreau-Text zu lesen, den ich dort oft (vor)lese... (Henry David Thoreau - 1817 - 1862 - war übrigens nicht nur Naturliebhaber..., hier bei Interesse ein inhaltlich etwas tiefer gehender Link als die Wikipedia-Seite.) Also hier ein paar Leseminuten, und vielleicht bekommt ihr Lust auf mehr ;-)
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Zwischen Kiefern und Birken auf dem Weg vom Frauensee zum Richtersberg. |
"Ich glaube, dass ich meine körperliche und geistige Gesundheit nur bewahre, indem ich täglich mindestens vier, gewöhnlich jedoch mehr Stunden damit verbringe, absolut frei von allen Forderungen der Welt durch den Wald und über Hügel und Felder zu schlendern. Und an was, so wird man mich gewiss fragen, denke ich dabei? Zuweilen denke ich daran, dass die Handwerker und Ladenbesitzer nicht nur die Vormittage, sondern auch die Nachmittage in ihren Werkstätten und Läden verbringen, viele von ihnen auch noch mit gekreuzten Beinen - als wären die Beine nicht zum Stehen und Gehen, sondern zum Sitzen gemacht -, und dann finde ich, diesen Menschen gebühre eine gewisse Anerkennung, weil sie ihrem Leben nicht schon längst ein Ende bereitet haben."
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Das Waldbild wandelt sich: eine noch "relativ" junge Eichenanpflanzung. |
"Ich kann keinen Tag in meinem Zimmer verbringen, ohne Rost anzusetzen, und zuweilen, wenn ich mich um vier Uhr nachmittags, gewissermaßen um die 11. Stunde, zu einem Spaziergang fortgestohlen habe, zu spät, um das Tagwerk noch zu retten, da die Schattn der Nacht sich bereits mit dem Licht des Tages mischen, habe ich ein Gefühl, als hätte ich eine Sünde begangen, für dich ich büßen muss. Und doch bin ich, wie ich gestehe, verblüfft über das Beharrungsvermöfen und vor allem die moralische Gefühllosigkeit meiner Nachbarn, die sich Wochen und Monate, ja ganze Jahre von früh bis spät in Büros und Werkstätten einschließen. Ich weiß nicht, aus welchem Stoff die gemacht sind..." ...
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Pause in den Eichenhallen auf dem Richtersberg. |
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Rast unter alten Eichen. |
"Doch das Spazieren, von dem ich spreche, hat keinerlei Ähnlichkeit mit jenen sogenannten Übungen wie etwa dem Schwingen von Hanteln oder Stühlen, Übungen, die man macht wie eine Kranker, der seine Medizin zur vorgeschriebenen Stunde einnimmt; es ist vielmehr die wichtigste Unternehmung, das Abenteuer des Tages. ... Da schwingt einer Hanteln, um seine Gesundheit zu fördern, und dabei plätschern diese Quellen in weit entfernten Gefilden, die er nie erkundet!" (Henri David Thoreau: Vom Spazieren. Ein Essay, zitiert nach dieser Ausgabe, S. 10 - 12, 14)
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Aus den Eichenhallen heraus führt von der anderen Seite des Richtersbergs ein lauschiger Pfad zurück an den Frauensee. |
Mehr davon?
In heaven.
Sonntagsfreude.
Wer gern mal mit mir spazieren gehen mag, hier meine individuell bestellbaren Wanderungen.
Texte von Henry David Thoreau lernte ich 2009 während eines Naturerfahrungsseminars mit Sandra kennen und lese darin seitdem immer und immer wieder, und ja, ein wenig lebe ich wohl auch danach.
Liebe Ghislana,
AntwortenLöschenalso irgendwann komme ich noch in Deine Ecke, dass habe ich mir fest vorgenommen. So eine herrliche Seen- und Waldlandschaft in der man so herrlich seine Seele baumeln lassen kann.
Liebe Grüße
Jutta
Hallo Ghislana,
AntwortenLöschender Wald ist sehr schön. Ich wohne mitten im Pfälzer Wald, einem großen zusammenhängenden Waldgebiet. Deine Bilder erinnern mich an meine Heimat.
Liebe Grüße von Ingrid
"...und wie vieles geschieht doch ohne uns."
AntwortenLöschenZeit zu schenken ist wohl eines der schönsten Dinge, die man geben kann - für den anderen UND sich selbst. Manchmal brauchen es auch nur ein paar Augenblicke sein.
Alles Liebe!
Liebe Ghislana ! Danke fürs Mitnehmen zu deinem literarischen Spaziergang .Täglich mindestens 4 Stunden durch den Wald zu streifen - diese Zeit müsste man haben . Aber es ist schon schön darüber zu lesen :) Der Eichenwald ist so schön und so eine Jause aus dem Rucksack finde ich mindestens gleich gemütlich wie eine Hütteneinkehr .
AntwortenLöschenAuf dem ersten Bild sehe ich ein Wolkenherz !
Liebe Grüße , Ursula
Ach, die Fotos von den frisch ergrünten Bäumen erquicken mein Herz, das sich nach Landleben sehnt. LG Rebekka
AntwortenLöschenVon dir würde ich mir auch gerne im Wald vorlesen lassen.
AntwortenLöschenSo schön sieht es da aus.
Herzlich, Katja
ja, das wäre schön: ein lesespaziergang mit dir in dieser traumhaften landschaft! und herr thoreau hat in vielem ganz offensichtlich recht. ich sag nur: künstliche spielplätze im dorf - so ein unsinn, wo die natur alles bietet, was kinder brauchen.
AntwortenLöschendanke dir fürs mitnehmen! mano