Freitag, 11. August 2017

Sommersonnendruck - Sommerpost 2017

So blau dieser Sommer... Wie habe ich mich aufs Sonnendrucken und die "Physik der Pigmentwanderung" gefreut und wurde nach den ersten Versuchen doch noch auf eine harte Probe gestellt, es regnete ohn' Unterlass, so dass die liebe Frau Nahtlust für mich einsprang und wir die Termine tauschten. Aber dann klappte es, eine Woche lang konnte ich fast jeden Tag nachmittags die Sonnenstunden an meinem Werkplatz im Garten nutzen und mit Stofffarben, blauer Farbe und Sonne spielen... (und dem Wind Einhalt gebieten..)






Zwei Motive hatte ich zur Auswahl und probierte beide. Eine aus Moosgummi geschnittene Spirale mit ihrem Negativ und Essigbaumblätter. Der Essigbaum ist ein Wucherer in meinem Garten und Blätter sind somit gut verfügbar. Gegen den Wind beschwerte ich die Schablonen und Blätter mit Muttern. Das ging beim Moosgummi gut, beim Essigbaumblatt hinterließ es Spuren. Deshalb pinselte ich später die Blätter auch mit Farbe ein, dann saugten sie sich besser am Stoff fest.







Hier die ersten Ergebnisse. Die Spirale kam gut, aber die entstehende Farbe auf dem graugrünen Laken gefiel mir nicht so sehr für das Motiv.







Die Essigbaumblätter hatte ich auf weißen Stoff gedruckt, aber auch das sah mir ein bisschen fad aus, und dann noch die Abdrücke der Muttern, nee, da musste ich noch mal überlegen.







Dann lieber noch ein bisschen spielen, Platz hatte ich ja genug, am Ende hatte ich vier 50 x 70 cm große Glas- bzw. Plastikscheiben von alten Bilderrahmen auf zwei Tischen ausliegen... (Da war das Aufheben von defekten Teilen mal wieder von Vorteil...)







Ich hätte so gern eine Kristallplatte abgedruckt. Kristall habe ich kaum, mag es gar nicht besonders, aber hierfür wäre es einen Versuch wert gewesen. Leider ging mir die Platte beim Abstauben zu Bruch..., und der Abdruck dieser Schüssel ist auch nicht so das ganz Gelbe oder Blaue vom Ei.








Da gelang der Abdruck solches Dekovlieses schon besser. Und siehe da, ein zwar nicht sonderlich scharfer Abdruck, aber immerhin, klappt auch auf Schöpfpapier.







Alle Spielereien und auch eine Denkpause auf der Liege änderten jedoch nichts an der Tatsache, dass ich mich nun entscheiden musste, für Stoff, Motiv und Farbe... Konnte ich, und doch nicht... Deshalb hat jede Teilnehmerin meiner Gruppe zwei Stücke bekommen...







Auf das alte graugrüne Laken (im Bild oben rechts) druckte ich die Essigbaumblätter, und zwar mit etwas verdünnter mittelblauer bügelfixierbarer Seidenmalfarbe. Der Trocknungsprozess hinterließ an den hellen Stellen einen zartvioletten Schimmer. Aber in Violett steckt ja auch Blau und ich fand den Druck auf diesem Lakenfarbton sehr viel spannender als auf Weiß... Auch habe ich scheinbare "Schönheitsfehler" der Essigbaum-Blätter bewusst zugelassen und nicht aussortiert. Natur eben.








Für die Spiralen entschied ich mich nach einigem Probieren für Stoffstücke aus einem alten grünen OP-Laken, wie sie früher in fortgeschrittenem Alter irgendwann aus Krankenhäusern ausgesondert wurden. Das waren früher die perfekten Sommerlaken für die Kinder im Zelt, ich habe immer noch zwei in Gebrauch. 





 



Die aus dickerem Moosgummi geschnittenen Schablonen hielten sehr gut durch und können weiter benutzt werden, der Trocknungsprozess dauerte allerdings viel länger als bei den dünneren Blättern. Zum einen ist der Stoff stärker, zum anderen verwendete ich hier nicht Seidenmalfarbe, sondern verdünnte Textilfarbe in Dunkelblau, um das satte Grün gut durch Blau abdecken zu können. An einem Nachmittag schaffte ich höchstens zwei Pärchen davon... Wie glücklich war ich, als das erste fertig war und an der Leine hing und genauso aussah, wie ich mir das vorgestellt hatte...







Seht ihr in diesen beiden Stoffen mit den Spiralen die winzigen grünen Pünktchen? Das waren Birkensamen, die der Wind auf den Stoff wehte, auf manchen Stoffen sind sie nun auch verewigt... So ist das im Prieroser Waldsommer... Und wie das so ist, wenn parallel mit verschiedenen Stoffen, Motiven und Farben hantiert wird, irrt man sich auch mal. Und so entstand ausgerechnet mein Lieblingsdruck... Satte grüne Blätter...








Zum vergangenen Wochenende habe ich die Stoffe versandfertig gemacht und so ähnliche Karten wie unten zu sehen, dazugeschrieben. Die habe ich immer zwischendurch gemacht, denn auf den Glasplatten war neben den Hauptmotiven immer noch ein bisschen Platz. Vor lauter Erleichterung pünktlich fertig zu sein, habe ich weder meine Umschläge aus einem Kalender mit Brandenburger Bürgerhäusern fotografiert noch die Karten, Sonnendrucke auf mit weißem Gesso angestrichenen Karton... Einfach vergessen...








Noch eine Bemerkung zur Technik und einen Hinweis. Ich habe die Stoffstücke vor dem Einstreichen mit Farbe nass gemacht, ausgewrungen und dann auf die Glasplatte gelegt. Zum Schluss habe ich die Stoffe nach dem Trocknen durch Bügeln fixiert, aber nicht gewaschen! Wer also aus den Stoffen Waschbares schneidern will, sollte vielleicht vorher waschen, um eventuell doch noch überschüssige Farbe loszuwerden? Da habe ich leider gar keine Erfahrung.

Von einigen habe ich schon gehört, dass alles gut ankam, inzwischen müssten aber alle von euch die Spiralen und Blätter in den Händen haben. Es war eine tolle blaue Zeit da draußen im Garten, aber auf aufregend... Hält das Wetter, hält es nicht... 

Danke, liebe Michaela und liebe Tabea, für diese Inspiration... Das mache ich bestimmt noch öfter, vor allem, wenn bei den nächsten Omaferien vielleicht doch die Sonne mal wieder richtig scheint... Diesmal musste das vorgesehene Kinder-Sonnendrucken nämlich mangels Sonne ausfallen. 







Was sonst noch an blauen Stoffen entstanden ist, könnt ihr in der Sammlung auf dem Post-Kunst-Blog sehen.


Freutag



21 Kommentare:

  1. Aufregend schön, deine Erfahrungen! Vor allem bewundere ich, wie systematisch du immer vorgehst.
    Dafür hätte ich keine Geduld ( na ja, meine wird auch anderswo gebraucht, weshalb ich froh bin, dass ich nicht mitgemacht habe ).
    Mir gefällt dein "Liebling" auch am besten....
    Bon week-end!
    Astrid

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  2. Wirklich klasse, liebe Ghislana, und ich habe mich sehr über beide tolle Stoffe gefreut und weiß nun endlich, wie das Grün zum Blau kam :-) Auf OP-Kittel wäre ich nie gekommen. Super! Ich zeige morgen die Stoffe 1-4 und erkläre dann was zu meiner Machart. Diese Aktion macht mal wieder so viel Freude!
    LG. Susanne

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  3. Oh, wie schön. Danke, dass Du uns an Deinem Prozess und Deinen Erfahrungen teilhaben lässt. Den Abdruck der Schüssel finde ich übrigens wunderschön. Ganz herzlich, Elvira

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  4. Euer Erfahrunsberichte lesen sich wie ein Krimi.Wunderbar, das du so vielfältig experimentiert hast. Mir gefallen die grün-blauen Teile ganz sehr!Wie beglückend, wennn aufgehibene Dinge so wirkungsvoll genutzt werden können!Die Essigbaumblätter sind nicht nur formenschön, im Herbst eine Augenweide wegens des Farbenspiels.
    GlG Karen

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  5. Wow, liebe Ghislana, so viel Blau, einfach wunderschön zum Anschauen!
    Ein schönes Wochenende und liebe Grüße
    Edith

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  6. Ganz ganz fein, deine Erfahrungen und die Entstehungsgeschichte zu den Stoffen zu lesen, die ich als Zusatzgabe bekommen habe. Wunderschön! Auf Moosgummi wäre ich gar nicht gekommen, das ist ja noch besser als die dünne Overheadfolie, weil besser plan aufliegt. Und die durchscheinenden Scheiben in den Blättern finde ich ganz witzig, gar nicht falsch. Ein OP-Tuch? Spannend, welche Geschichten das schon alles erlebt hat!
    Ich freu mich so über all die Experimente, nur die Sonne könnte echt mal öfter scheinen.
    Liebe Grüße
    Michaela

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  7. Liebe Ghislana,
    die viele Mühe und Arbeit hat sich ja mehr als gelohnt. Die Ergebnisse sind einfach nur wunderschön und bezaubern und verzaubern einen sofort.
    Lieben Gruß
    moni

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  8. Grandios! So wunderschöne Ergebnisse! Ich bin total begeistert!
    Ich hatte mich letzten Herbst mal am Sonnendruck "versucht", aber nichts Gescheites hingekriegt. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich es auf der Fensterbank probierte, weil das Wetter nicht so war und es eher ein Licht- und weniger ein Sonnendruck war? Wenn ich aber jetzt so die verschiedenen Sonnendruck-Stoffe sehe - da habe ich die Flinte wohl zu schnell ins Korn geworfen ; )
    Liebe Grüße
    Moni

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  9. liebe ghislana,

    ich bedanke mich sehr herzlich für deine doppelblaupost! die unschärfe am stiel gefällt mir besonders gut. da verrät der druck doch ein bisschen, wie er entstanden ist. das ist gut so. und was für ein schöner sonnengarten ... hier ists ja so grau.

    liebe grüße . die tabea

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  10. Was für wunderschöne Ergebnisse Deiner sonnigen Druckerei!
    Liebe Grüße
    Andrea

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  11. Vielen Dank für Deinen ausführlichen Einblick in alles Werden und Drucken und anders werden. Soo interessant, so schön. Die Ergebnisse sind wunderbar und so typisch Ghislana - spiralig und stark! Liebe Grüße aus dem Regen. Eva

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  12. Oh, du hattest sogar eine Woche lang Sonnenschein - hier sieht man sie höchsten mal für 2 Tage am Stück, und du hast diese Zeit ganz wunderbar für all deine Experimente genutzt. Die Schrauben in den Essigbaumblättern finde ich auch witzig und sehr interessant aber auch der Abdruck durch die Glasschale!
    ... auf diese OP-Laken wäre ich ja auch scharf, aber die gibt es wohl gar nicht mehr...
    Liebe Grüße Ulrike

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  13. Ich finde deine Sonnendrucke sehr schön und spannend! Toll, wie du ausprobiert hast! Ich hätte noch eine Frage zu deinen Karten: hab ich das richtig verstanden, dass du Sonnendruck auf Papier gemacht hast? Bei mir ging das irgendwie nicht...welche Farbe hast du denn dafür genommen?
    Liebe Grüße, Andrea

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    1. Die Karten aus weiß gestrichenem Wellpappkarton habe ich mit Stoffstücken beklebt. Papier geht aber auch, wenn es sehr saugfähig ist, z.B. selbstgeschöpftes. LG

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  14. so fein sonnendruck*kunst auf stoff ! und die natur mischt sich so gut zu dem vorgang * sogar kleiner birkensamen :)

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  15. Deine Spiralen finde ich ganz besonders schön. Ich mag die klaren Formen sehr. Für meine Schablonen habe ich Kunststoffbuchumschläge (gabs bei Lidl) verwendet. Die Folie lässt sich gut schneiden, es trocknet schnell und sie ist sehr haltbar. Kann ich dir für weitere Versuche nur empfehlen.

    LG

    Sylvia

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    1. Danke für den Tipp, aber Neukauf lässt sich mit meinem Anspruch an Nachhaltigkeit auch im Kreativen schlecht vereinbaren... Ich verwende ja am liebsten Vorhandenes, Gefundenes... Ich hab noch alphabetische Trennblätter aus alten Ordnern ;-). Aber es war so windig, dass sie auch leicht davon flogen, meine Schablonen, da ging's mit meinen Moosgummivorräten besser ;-) LG Ghislana

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  16. Liebe Ghislana,vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Wie schön, dass Du Dich auf das Experiment mit dem Wetter eingelassen hast. Da sind die Ergebnisse weniger gut berechenbar, aber das Spiel mit Sonne, Wind und den unterschiedlichen Materialien ist schon sehr reizvoll.
    Ich habe für meine Schablonen eine relativ dünne Folie (Deckblatt von einem alten Kalender) verwendet und für kleine Motive Stanzteile aus normalem Druckerpapier (80 g) ( die lassen sich allerdings oft nur einmal verwenden). Richtig gut geht auch Wellpappe, da stimmt anscheinend das Verhältnis von Gewicht, Saugfähigkeit und Schneidbarkeit. Die verdünnte Farbe habe ich mit einem Schwämmchen aufgebracht. Damit die Schablonen nicht wegfliegen habe ich nach dem Auflegen noch einemal alle Teile mit dem getränkten Schwamm betupft. So habe ich trotz Wind recht brauchbare Drucke erhalten.
    Für mich das Tolle an dieser Technik, dass man sie auch sehr gut mit Kindern einsetzten kann.
    Sicher wirst Du weiter probieren - ich will auf jeden Fall meinen Vorrat an farbigen Papieren mit dieser Technik auffüllen.
    Jedenfalls ist die "Sommerpost" wieder eine Aktion, die so viele Anregungen und Ideen bietet - ich bin so froh nun schon das dritte Jahr dabei zu sein und bei so vielen Kreativen zu lernen.
    Vielen Dank und noch viele Sonnendrucktage
    Elke (federpinselschere)

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  17. ... und so einladend Dein Gartenatelier!Sehr schöne Drucke. Mir gefallen die Essigblätter sehr. Sei herzlichst gegrüßt, Taija

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  18. Liebe Ghislana,
    man sah den schönen Stoffen schon an, dass sie mit viel Hingabe und Liebe entstanden. Ich freue mich sehr, dass ich sie besitzen darf!
    Herzliche Dank und liebe Grüße von Silke

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Ich freue mich sehr über eure Gedanken.
Bitte aber keine anonymen Kommentare.