Donnerstag, 9. Februar 2017

Dorfspaziergang im Winter



 



Mit etwas Abstand - zeitlich und räumlich - betrachte ich in Sachsen die Fotos meines heimatlichen Dorfspaziergangs Ende Januar, den ich hier und hier schon erwähnt hatte. Ich wohne ja eher außerhalb, im Wald, und gehe, wenn ich will oder muss, erst mal hin "ins Dorf"..., und meist zügig wieder zurück. Es gibt "im Dorf" dann immer alles Mögliche zu sehen, worüber ich "aufstöhne" oder mich gar ärgere... Aber an diesem Vormittag hatte ich zwischen zwei Terminen Zeit. War langsam unterwegs zu einer halben Dorfumrundungsrunde. Mit liebendem Blick. Und der ist nicht schnell, sondern achtsam, behutsam.




Am Friedhof.
 
Winterruhe im Biogarten Prieros.

Blick vom Zugang zum Biogarten aufs "Dorf"
Blick zurück zum Biogarten.




Schönheit ist eine Frage der Geschwindigkeit des Blicks, las ich neulich auf einer Postkarte. Da ist wohl was dran...

Prieros ist ein Runddorf und geht auf eine ursprüngliche slawische Ansiedlung zurück. 2014 feierte das Dorf 700 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung. Heute hat es rund 1000 Einwohner, eine Grundschule, eine Kita, einen Jugendklub, eine Tagespflegestation, eine Arztpraxis mit Physiotherapie, einen Zahnarzt, einen kleinen Supermarkt, Fleischerei, mehrere Gaststätten, zwei Friseure, einen Geldautomaten und eine beachtliche Anzahl verschiedener Handels-, Handwerks- und Gewerbebetriebe, verschiedene Vereine. Eine Kirche. Freiwillige Feuerwehr. Nicht schlecht für so einen kleinen Ort. Die Busverbindung reicht nach Königs Wusterhausen, dort hat man Anschluss an die Berliner S-Bahn und den Regionalverkehr per Bus und Bahn.




An der Dahme.

Blick zu meinem Standort für den 12tel Blick 2013.
Kormorane über mir...
Blesshühner und Stockenten.
Der Weg vom Wasser ins Dorf gibt den Blick auf manche alte Scheune frei.




Die Dahme durchfließt den Ort, der an einem Wasserkreuz liegt: von hier aus sind der Scharmützelsee, die Teupitzer Gewässer, der Spreewald und die Berliner Gewässer per Boot erreichbar. Im Sommer eine Schiffsanlegestelle, Bootsverleih und E-Bike-Verleih.
Der Tourismus prägt den Ort seit ungefähr 100 Jahren. Zu ca. 400 festen Wohnsitzen kommen ungefähr noch einmal genausoviele Wochenendgrundstücke. Große Kinder-, Jugend- und Familienerholungszentren liegen im Einzugsgebiet.




Blick auf die alte Schule von hinten, heute Naturparkverwaltung. Dahinter Dorfanger mit Kirche.




Seit 1998, nach jahrelanger Aufbauphase, wurde in Prieros der Naturpark Dahme-Heideseen eröffnet, dessen Verwaltung und Infopunkt im alten Schulgebäude am - in den 90ern um den alten Schulhof erweiterten - Dorfanger Platz gefunden hat. Nun steht die Kirche wieder mittendrin, wie früher ein kleinerer Vorgängerbau, der abgebrannt ist.




Im Hintergrund rechts die alte Schule.

Das alte Fachwerkhaus, das "Heimathaus", beherbergt ein Museum zu Dorf- und Regionalgeschichte.


Die alte Linde an der Dorfaue, hier habt ihr sie vor ein paar Tagen schon gesehen...




Nun rief der nächste Termin und ich ließ die Dorfaue rund um die Kirche wieder hinter mir. Traf schließlich auf den alten Birkenwald, stark ausgedünnt inzwischen, aber ein paar junge wachsen nach. Hier hindurch bin ich als Kind so oft mit dem Rad gefahren, zur Bäckerei... Die gibt es leider nicht mehr. Besonders ist mir die so nette wie resolute Bäckersfrau in Erinnerung. Am Montag ist sie im Alter von 96 Jahren gestorben. Bis ins hohe Alter hinein noch fuhr sie noch mit dem Rad und brachte Kuchen und ein Stündchen Unterhaltung zu Kranken und Einsamen, bevor sie selber krank und schließlich dauernd bettlägerig wurde. Aber ihren Humor hat sie bis in die letzten Tage hinein nicht verloren. 





Poststraße in Prieros, am Sportplatz.
Birkenwald mit Spielplatz, zwischen Poststraße, Dorfstraße und Mittelstraße







Das war mal wieder ein Spaziergang mit Blick auf einige Schönheiten des Dorfes, in dem ich nun seit über 50 Jahren die Sommer über, seit über 30 Jahren ganz zu Hause bin, obwohl ich ja gerade auch ein bisschen das Überwintern anderen Orts übe...





Birkenwäldchen am Sportplatz








Der Reichtum des Ortes liegt u. a. in seiner Natur, im vielen Wald und Wasser, die ihn durchziehen und umgeben. Deshalb geht auch dieser Post heute wieder zum Naturdonnerstag.





 

20 Kommentare:

  1. Wunderbare Eindrücke hinterlässt du uns hier von deiner Heimat. Und ein wenig kann man ihn schon erahnen, den Frühling. Dieses ganz besondere Vorfrühlingslicht ist in deinen Bilder schon deutlich zu erkennen, besonders im letzten :)
    LG, Varis

    AntwortenLöschen
  2. Jetzt habe ich mal richtig dein Dorf kennen gelernt. So ganz, ganz anders als das meiner Kindheit, obwohl von der Einwohnerzahl gleich groß. Die "luftige" Bebauung finde ich so erstaunlich. Aber vielleicht liegt es an der ebenen , wasserdurchzogenen Landschaft. Die ist ja auch besonders anziehend.
    LG
    Astrid

    AntwortenLöschen
  3. ...lieber nur eine halbe Runde, liebe Ghislana,
    und dafür mit liebendem, Blick, das gefällt mir...ist hartes Training, nicht so durch den Alltag zu hetzen...gelingt mir immer besser...schön, dein Dorf mal so kennen zu lernen, sieht ruhig und beschaulich aus...und alles, was man so braucht ist da...schön, wenn man so leben kann,

    liebe Grüße Birgitt

    AntwortenLöschen
  4. Langsam und mit liebendem Blick unterwegs zu sein - wie schön das schon klingt!
    War gern dabei, danke!
    Liebe Grüße
    Christiane

    AntwortenLöschen
  5. Danke fürs Mitnehmen! Wie schön, dass es so naturnah ist.
    Liebe Grüße
    Andrea

    AntwortenLöschen
  6. Liebe Ghislana,
    danke für diesen herrlichen Spaziergang durch Deine Heimat! Langsam und mit liebendem Blick...schöner kann man es agr nciht ausdrücken ...DANKE!
    Hab noch einen schönen Nachmittag!
    ♥ Allerliebste Grüße,Claudia ♥

    AntwortenLöschen
  7. Schön, liebe Ghislana, dass Du uns Dein Dorf, Deine Heimat seit so vielen Jahren in Bildern vorgestellt und darüber erzählt hast. Ja, in so einer Idylle kann man 96 Jahre alt werden! Ich könnte dort auch leben und wohnen.
    Liebe Grüße
    Edith

    AntwortenLöschen
  8. Vielen Dank liebe Ghislana, für Deine Spaziergänge. Ich geh so gerne mit. Die Dahme gefällt mir, erinnert mich an die Nahe, baumbestandene Ufer, teilweise zugewachsen, die Wasservögel. Friedlich, jetzt im Winzer und ohne Touris. Liebe Grüße, Eva

    AntwortenLöschen
  9. ein ganz wunderbarer spaziergang! ich bin erstaunt, was dein dorf noch so alles zu bieten hat! sogar eine arztpraxis und einen supermarkt! in unserem dorf mit etwa 700 einwohnern gibt es eine gaststätte, sonst nichts! außer natürlich auch sehr schöner natur!
    danke fürs mitnehmen, ich schicke liebe grüße in dein schönes dorf!
    mano

    AntwortenLöschen
  10. Dankeschön fürs Mitnehmen und die Einblicke, ich habe es genossen!
    Liebe Grüße,
    Katja

    AntwortenLöschen
  11. Was für ein schöner Beitrag. Ich bin beeindruckt von deinem Dorf. Die meisten Ortschaften in der Größenordnung können wohl nicht einmal die Hälfte deiner Aufzählungen vorweisen. Es kann ja nicht nur Glück sein, sondern muss etwas mit überdurchschnittlichem Engagement seiner Einwohner zu tun haben. Für mich ist es einer dieser zahlreichen typisch brandenburgischen Plätze, die ich in den letzten Jahren so lieben gelernt habe. Ganz bestimmt werde ich mal anhalten!
    Liebe Grüße

    AntwortenLöschen
  12. Hallo Gishlana in deinem Dorf ist doch alles da, eine wunderbare Umgebung und so schöne Spazierwege. Jaa, da könnte ich auch wohnen, ogbwohl ich schon in einem Dorf mit mehr Einwohnern wohne. Ich mag Natur und Landschaft, als Kind bin ich da groß geworden.
    Lieben Gruß, Klärchen

    AntwortenLöschen
  13. so schön kann Winter sein. Ganz besonders gefallen mir die Detailaufnahmen von Schnee und Eis.
    Liebe Grüße
    susa

    AntwortenLöschen
  14. Liebe Ghislana,
    warum lässt Dich ein Dorfbesuch manchmal aufstöhnen und wieder flüchten? Ja, wenn man Zeit und Ruhe hat, schaut man die Dinge oft ganz anders an, das kenne ich auch. Es scheint ja so ziemlich alles zu geben, was man so braucht, das hat Vorteile. Und trotzdem gibt es noch ein paar "dörfliche" Ecken, die zumindest so ähnlich aussehen wie früher. Es ist schön da, wo Du wohnst. :-)
    Liebe Grüße!
    Doris

    AntwortenLöschen
  15. Guten Abend,
    gerade habe ich nochmal nachgelesen und übersehen, dass du dir das Bild mit der Kirche als Link-Foto gewünscht hast.
    Ich habe es gerade ausgetauscht.
    Danke dir für diesen wirklich beeindruckenden Post mit so vielen herrlichen Fotos.
    Schön, dass du wieder mit dabei bist beim "DND"
    Liebe Grüße

    AntwortenLöschen
  16. I love all of your snow photos. It looks like the sun is starting to shine. Spring will be here soon.

    AntwortenLöschen
  17. danke für die anrührenden dorfgeschichten!
    vll. kommen wir eines sommers ja mal vorbeigepaddelt :-)
    xxxxx

    AntwortenLöschen
  18. Eine beachtliche Infrastruktur für 1000 Einwohner! Schön mal alle Ecken am Stück zu sehen.

    AntwortenLöschen
  19. Eine beachtliche Infrastruktur für 1000 Einwohner! Schön mal alle Ecken am Stück zu sehen.

    AntwortenLöschen
  20. Liebe Ghislana, so schöne Muster in Schnee und Eis! Und durch die Bäume am Himmel... Ich mag diese Naturfotos sehr! Liebe Grüsse, Miuh

    AntwortenLöschen

Ich freue mich sehr über eure Gedanken.
Bitte aber keine anonymen Kommentare.