Montag, 31. Oktober 2016

Montags-Mandala (105) - und eine kleine Blogpause...

Bin ich doch schon wieder unterwegs. Gerade heimgekehrt aus dem Wald an der See, geht es schon wieder auf Tour, auf zwei kleine Touren... Aber ich hatte die letzten beiden Wochen schon Zeit mal in "meinen" Wald vor der Haustür zu gucken... Nach unten zu den herzigen Schirmchen, unter denen man Elfenkinder vermuten könnte... (am Samstag wanderte ein herrlicher junger, fester Steinpilz in unseren sonst leergebliebenen Korb, und roh in den Salat, köstlich...)











... Blicke nach oben, in die Kronen der Kiefern,  die ich nun schon seit Kindheitstagen kenne und in die hinein die Tage nur manchmal die Sonne blinzelte...













... Ausnahme war gestern, doch mal wieder richtig Sonne und goldleuchtende Birken zum Sonntagsspaziergang..., samt Trompetenmusik der sich gen Westen sammelnden Kraniche, die in kleinen Trupps aus mehreren Richtungen ankamen, dann wartend und rufend am Himmel Kreise drehten und immer mehr wurden... Vielleicht waren welche von hier dabei.





Hier ändert sich der Wald gerade, eine neue Schonung wächst auf, ein paar einzelne Bäume blieben stehen.








Seit Ende Januar, heute zum 32. Mal, verbinde ich mit jedem meiner Montags-Mandala-Beiträge eine "Spur des Gelingens" im Zusammenleben mit Geflüchteten und bei ihrer Integration, einen Schimmer Zuversicht..., Ermutigung... Solcherlei Spuren des Gelingens, die Pfade, Wege, Straßen werden können, gibt es viele. Mir stehen sie viel zu wenig im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Deshalb mache ich hier wöchentlich auf eine aufmerksam und freue mich, wenn auch ihr mir von solchen Spuren erzählt, wie am vergangenen Montag z. B. Eva.














Heute habe ich euch Cucula mitgebracht, ein künstlerisch-handwerkliches Integrationsprojekt für junge Geflüchtete, die Möbel bauen und z. T. schon selbst designen. "
Das Wort cucula stammt aus der Hausa-Sprache, die in West-Zentralafrika gesprochen wird und bedeutet „etwas gemeinsam machen“, aber auch „aufeinander aufpassen“. Und genau darum geht es: der Verein möchte den Geflüchteten konkrete Perspektiven und Unterstützung bieten, sowie Möglichkeiten für eine berufliche Zukunft aufzeigen." (Source)




 
Junger Täubling im Wald zwischen Flechten, ergänzt um Blätter von Spitzahorn, Roteiche, Amerikanischer Traubenkirsche, Buche.








In manche der Möbelstücke verarbeiten Sie Bretter und Planken von Booten, mit denen Flüchtlinge nach Europa kamen. Einer der Designer:
„Wir haben erst im Nachhinein verstanden, dass das eigentlich eine Form des Transformierens dieser Katastrophe in eine produktive Zukunft ist.“
(Source). Die Projektseite der Initiative mit Näherem zum Konzept und Fotos der Akteure und von entstandenen Möbeln findet ihr hier.


Ich wünsche euch eine gute Woche.


Montagsfreuden.
Mein Freund, der Baum.







 

Sonntag, 30. Oktober 2016

Mein Freund, der Baum (44)





 


Als wir neulich auf Zingst waren, haben wir an einem regenfreien Tag den Osterwald zum Teil umrundet und einmal durchquert. Es ist das zweite große Waldgebiet neben dem Darßer Wald auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Losgezogen sind wir vom Parkplatz am Hotel Schlösschen Sundische Wiese aus, zunächst Richtung Deich, hinter dem ein ausgedehnter Bruchwald liegt, ein Lebensraum par excellence und eins der Totalreservate im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft.











Anschließend ging es den Deichweg entlang Richtung Zingst, nicht besonders schön zu laufen auf dem Asphaltband, an dessen Rändern sich nachts die Wildschweine gütlich getan hatten. Es gab zunächst nur Blicke in den Wald hinein, über den Graben mit dem vielen Pfeifengras hinweg, aber selber hinein in diesen feuchten Regenmoorwald konnten wir noch nicht...












... bis sich endlich ein schmaler Pfad öffnete, dem wir ungefähr 100 m weit folgen konnten, bevor er sich - für uns - in sumpfigem Gebiet verlor, wohl doch nur ein Wildwechsel... Aber wir freuten uns an den Einblicken und ich war glücklich, dass sich der Gefährte mit seinen Krücken traute mitzukommen ;-). 





 


Es ist faszinierend zu sehen, wie dynamisch sich ein Gebiet entwickeln kann, und wie wenig Ordnung in der Natur mit unserem "ordentlich" zu tun hat... Ganz skurrile Baumgestalten, die schon Einiges hinter sich hatten, tauchten vor uns auf. Altes, Junges, Sterbendes und Abgestorbenes nebeneinander und jedes davon Lebensraum für spezialisierte Arten, größtmögliche Vielfalt im Rahmen der gegebenen Bedingungen. Nach unserem Rückzug ging es weiter auf dem Deich bis zum "Dreiländereck", von wo aus wir nun den Wald vom Meer Richtung Bodden durchquerten. Aber erst mal noch ein bisschen von dem, was wir links und rechts vom Deich zu sehen bekamen.






"Gallapfel"




Nun ging es endlich in den Wald. Ein Genuss. Und alles ohne Regen, sogar mit dem einen oder anderen Sonnenblinzeln. Doch schaut selbst. So beeindruckend, so viel Lebendigkeit, ein Strukturreichtum, wie er für die spezialisierten Ansprüche verschiedenster Lebewesen nötig ist. Diesen Strukturreichtum versuche ich im Kleinen auch in meinem Garten zu bieten... Deshalb ist er wild und für manchen Garten-Ordnungs-und Sauberkeitsfanatiker sicher gewöhnungsbedürftig. Aber Pflanzen- und Tiervielfalt, ihre Zusammenhänge, Abhängigkeiten und Wechselwirkungen sind mir echt soviel mehr wert als mich vor fragenden Blicken über den Gartenzaun ducken zu wollen und herkömmliche "Ordnung" zu schaffen. Im Gegenteil, über den Gartenzaun entsteht so manches erhellende Gespräch über die Schönheit und Faszination wilder Gärten... ;-).








Auffällig die vielen Bauten der Waldameisen.

Wurfteller einer umgestürzten Fichte.

Fichtensämlinge, Frauenhaarmoos, Farnjunges und Klee






Die Baumriesen sind es dann natürlich immer, die besonders stark beeindrucken... Buchen, Eichen, Kiefern sind die dominierenden "Alten", dazu noch viele Birken und Ebereschen, die aber keine so lange Lebensdauer haben, wie Eichen und Buchen sie schaffen.








Für mich ist dann auch immer noch der Blick nach oben in die Baumkronen etwas, das sein muss..., sich durchs Blätterdach hindurch in den Himmel träumen, bewacht von einer guten alten Baumfee... Wäre ich allein gewesen, hätte ich an diesem Platz wohl eine Weile unterm Baum gelegen, alle Sinne weit offen...





 

Langsam wurde der Weg wieder lichter, und vorbei an tanzenden Bäumen und wunderlichen freundlichen Zwergen ging es weiter voran...































Zum Boddendeich hin wurden die Bäume immer jünger, der Wald immer lichter und feuchter... So schön, auch zu wissen, dass hierher die fragwürdige Bautätigkeit nicht wird vordringen können. So haben wir doch Lust, auch die andere Hälfte des Waldes zu erkunden und auch den urwüchsigen Darßer Wald und dessen wilden Weststrand.








Und schließlich tauchte er vor uns auf, der Deich zum Bodden. Dort machten wir Pause, einen "Notapfel" habe ich nämlich immer dabei... Danach wanderten wir drei km auf dem Deich zurück zum Parkplatz, mit herrlichen Blicken auf den Bodden, die kleinen Inseln, die Sundischen Wiesen. Aber das ist dann schon wieder ein anderer Spaziergang...

Nun seid ihr aber dran mit euren Baumfreunden. Ab dem letzten Sonntag im Monat habt ihr immer drei Wochen lang Zeit, Baumposts - aktuelle oder auch ältere - hier bei mir zu verlinken. Ich freue mich über wertschätzende, naturkundliche, poetische oder künstlerische Blicke von euch auf diese tollen Lebewesen und auf Geschichten von eurer Beziehung zu Bäumen.

Sonntagsfreude   Sonntagsglück   




Samstag, 29. Oktober 2016

Aus (m)einem wilden Garten...








Noch mal die Bilder der Fülle ernten, noch einmal Herbstfarben aus dem Garten... Seit wir von der Ostsee zurück sind, war ich manches Mal auf einer Runde im Garten, dies und das richten, aber vor allem: genießen, nachdem es dann auch mal mit dem Dauerregen aufgehört hatte. 







 



Im Herbst hat der Garten einen ganz bestimmten Duft. Ich liebe dieses Erdige. Und die Farben des Herbstes. Außer Astern, ein paar Studentenblumen im Küchengärtchen und ein paar verspäteten Sonnenhüten blüht nichts mehr bei mir.








Alle Fotos entstanden zwischen 17. und 28. Oktober. Mehr geseheh habt ihr aus diesen Tagen schon bei meinen Gartenblicken hier und hier. Da war schon zu sehen, dass unser Hausbaum, der Spitzahorn in dieser Jahreszeit im Garten eine tragende Rolle spielt. Das hier vor der Tür ist er nicht, aber gewiss ein Kind von ihm. Er stützt, obwohl kurzgehalten - die riesigen Hundsrosentrieben über der Treppe und lässt Wilden Wein und Winterjasmin an sich hochranken. 







Den Gedanken, dass das viele Ahornlaub spätestens im Frühjahr zusammengeharkt sein will, lasse ich einfach wieder ziehen. Denn bei mir bleibt viel Laub den Winter über liegen. Nur von den Wegen - damit keiner ausglitscht - und von den Pflanzenpolstern, die unter einer dicken Laubschicht auch mal ersticken können, wenn der Winter sehr nass wird, wird das Laub weggenommen und kommt unter die Sträucher und auf die künftigen Hügelbeetplätze. Bodenlebewesen und anderes Getier danken für dieses Winterfutter und diesen Frostschutz. Und was übrig bleibt, zieht im zeitigen Frühling um.





 


Auch Staudenstengel und Samenstände schneide ich nur zurück, wo sie unseren schmalen Weg durch den Garten zu sehr einschränken würfen. Die Stengel gehören Insekten und anderen Klein- und Kleinstlebewesen als Rückzugsort im Winter, schützen die Mutterpflanze ganz natürlich vor Frost (wie es die Wildkrautstauden auch machen) und wenn man Glück hat und Frostnächte die Stengel und Samenstände mit Reif oder Schnee bedecken - herrlich. (Unser neu gestalteter Gartensitzplatz hat sich übrigens sehr bewährt!)




 


Wir sind in unseren Breiten mit vier Jahreszeiten gesegnet, und was spricht dagegen, dann auch dem Winter im Garten seine Aufmerksamkeit zu schenken, weniger arbeitend als staunend. Da sehe ich immer noch viel zu viele komplett auf-, aus- und abgeräumte Gärten, langweilig. Da hilft auch Deko nicht mehr viel. Und im nackten Boden hungern die Bodenlebewesen, weil der Futternachschub von oben ausbleibt. Das ist auch das Los von noch zu vielen Feldern, auf denen dann der Bodenfruchtbarkeit mit Unmassen chemischen Düngers auf die Sprünge geholfen werden soll. Warum nicht den natürlichen Kreislauf zulassen und fördern?















Der See gehört ja
nicht unmittelbar zum Garten, ist aber von dort aus über einen schmalen Pfad entlang zu erreichen... Der erweiterte Garten nach unten quasi..., wie nach oben auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Wald. Auch mit ein Grund, weshalb ich versuche den Garten nicht isoliert zu sehen und zu gestalten, sondern mit der umgebenden Landschaft verbunden, an sie angepasst, und deshalb eben "wilder" als andere Gärten. Auf dem Weg zum See stehen beim Nachbarn auch zwei alte Lieblingsbirken, sie gehören zu meiner Gartenperspektive nach Nordwesten dazu, hoffentlich leben sie noch so lange, bis meine in diesem Jahr gepflanzten drei jungen Birken soweit sind, dass ihre Silhuetten den Gartenrand gegen den Himmel abschirmen.










Nach diesem kleinen Abstecher zum See kehren wir in den eigentlichen Garten zurück. Die trüben nebligen Tage sahen im Garten dank des gefärbten Laubs gar nicht so trübe aus, eher weich und ein bisschen melancholisch...









Auch das Laub der kleingehaltenen Ulme im Vorgarten ist ein gelber Farbtupfer, den man jetzt doch verstärkt wahrnimmt, nachdem sie die ihr zugestandene Wuchshöhe erreicht hat und die Amerikanische Traubenkirsche ihr zur Seite gefällt wurde und nur noch als Strauch fortbesteht.









Die beiden Gartenmotive, die ich zum Schluss ausgewählt habe, kennt ihr schon von hier und hier. Nun, ein paar Tage später, bei anderer Tageszeit und bei anderem Wetter, sehen sie schon wieder ganz anders aus... Es ist des Schauens und Wunderns und Staunens kein Ende in einem Garten...






 




 Ich wünsche euch ein schönes Wochenende.


In heaven.
Samstagsplausch.