Sonntag, 9. August 2015

Ein Haus, das ich mag...

2006





Aller guten Dinge sind drei, und vielleicht werden es noch mehr. Bisher dreimal (2002, 2006, 2012) war ich in diesem schönen Haus, im ehemaligen Kloster Inzigkofen, seit über 50 Jahren ist es Heim-Volkshochschule, ein wirklich guter Ort, umgeben von einem großen alten verwilderten Park, gelegen über der jungen Donau. 




2006





Selten habe ich mich bei Seminaren so wohl gefühlt, es stimmt dort einfach alles. Als Lotta für heute schöne Häuser bestellte, fiel mir auf, dass ich in den Jahren der Digitalfotografie nicht allzuoft Häuser fotografiert habe... Ich scheine mich doch sehr oft oder meistens in Gegenden aufzuhalten, wo nicht so viele Häuser stehen... Oder das Haus muss mir aus irgendwelchen Gründen etwas bedeuten. Das ist hier ganz klar der Fall: "Experimentelles Drucken", "Klösterliches Buchbinden" mit der auch ob ihres Engagements für die alte Buchkultur Armeniens hoch geschätzte  Margret Jaschke und "Wandern und Singen" waren die drei Wochen-Seminare, die ich dort besuchte. Da werden ganz sonntagsfreudige Erinnerungen wach. Und ich hätte Lust auf mehr...





2006. Im Werkraum.
Mit meinen Büchern in meiner "Zelle". Die erforderlichen Geldstücke für dieses Seminar schenkte mir meine Familie zum 50. Geburtstag..., verpackt in einen zauberhaften Gutschein "mit Hindernissen".








Das VHS-Heim hat einen tatkräftigen Förderverein. Nach langen Jahren der Unsicherheit ist das Haus in festen Händen und Renovierung im Einen und Bauen im anderen Hausteil stand nichts mehr im Wege. Das alte Kloster erstrahlt in neuem Glanz.  Die alten Fensterläden z. B. wurden von Mitgliedern des Fördervereins nach und nach aufgearbeitet.



2012
Der alte Klosterfriedhof und die benachbarte Kirche. 2012
Der rekonstruierte und für mich 2012 erstmals zugängliche Kreuzweg. Wandern und Singen 2012. Sich singend der Führung in die Mitte des Labyrinths anvertrauen, eine starke und stärkende Erfahrung.
Die Seminarzeiten sind vormittags und nachmittags, immer wird auch noch eine fakultative Abendeinheit angeboten, sehr intensiv. Aber bei bester und abwechslungsreicher Küche und in der schönen Umgebung kann man in der ausgedehnten Mittagspause gut auftanken.


Im Klostergarten.
Der im Mai nach Kräutern und Rosen duftende Klostergarten grenzt an die alte Mauer, die das Kloster einfriedet. Dahinter liegt der große Park. Aber der kommt ein anderes Mal dran.

Von meinem ersten Aufenthalt im Jahr 2002 habe ich noch keine digitalisierten Bilder. Stattdessen eine kleine "Ost-West-Anekdote". Inzigkofen liegt in Baden-Württemberg am Rand des zerklüfteten Tals der Oberen Donau gegenüber dem Amalienfelsen an der Grenze zu Oberschwaben. Besonders die älteren Menschen dort scheinen sehr bodenständig und zufrieden in ihrem Land zu leben, ohne den Drang in die weite Welt. Im VHS-Heim arbeiten meist zwei Seminare gleichzeitig und während der Mittagsmahlzeiten lernt man sich näher kennen. Parallel zu unserem Druck-Seminar fand ein Astronomieseminar statt. Die ausschließlich älteren bis alten Herren waren sehr freundlich und wussten alles über den Himmel und über ihr (Bundes)land. Nach Osten reichte der Horizont nicht. Keiner war jemals in Berlin. Wieso auch. Die Wortgeplänkel über Landschaft und Leute, nach dem Woher und Wohin waren sehr lustig und irgendwann stellte einer der Herren die unvermeidlich gewordene Frage: "Aber auschm Oschten bischt du  net, oder?" Doch. Ich war die erste aus dem Osten, die die alten Herren (im Jahr 2002!) persönlich kennen lernten. Das Erstaunen in ihren Augen war so vielsagend - auch irgendwie erleichtert - so ähnlich wie: "Oh, da gibt es wohl welche, die schauen aus wie normale Menschen." Wir haben alle herzlich gelacht und uns weiterhin bestens vertragen. 


Bunt ist die Welt.
Sonntagsfreude. 

14 Kommentare:

  1. Ja, die Schwaben...! Ein tolles ehemaliges Klostergebäude, kannte ich noch gar nicht ( ehrlicherweise bin ich da auch auf die Zisterzienser beschränkt ). Die Lage ist ja besonders prächtig!
    Danke fürs Mitnehmen!
    Einen Sonntagsgrüße aus dem stillen Kölle ( nur Kinderstimmen sind ab und an zu hören )!
    Astrid

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  2. Ein Ort, ein Haus gräbt sich tiefer in die Erinnerung, wenn es mit einer Begebenheit verbunden ist, die Freude und Horizonterweiterung erzeugt hat. So erinnerten mich deine Bilder und Erzählungen an das Franziskaner Kloster in Wiedenbrück, in das wir Frauen aus der Gemeinde als "Jugendgruppe" für ein paar Tage zu Gast sein durften.
    Buchbinden .... es ist gut, Wünsche zu haben und daran festzuhalten, sie vielleicht doch im rechten Moment in die Tat umzusetzen.
    Alles Liebe, Birgit

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  3. Ein schönes Haus...nicht nur im äußerlichen Sinne...Du lenkst den Blick darauf, dass Häuser eben auch schön sein können, weil man wunderbare Erlebnisse damit verbindet...oder Menschen darin wohnen, die einem sehr sympathisch sind. Ich glaube, meine Liebe zu den kleinen dänischen Häusern hat auch durchaus damit zu tun...Lieben Dank für diesen wunderbaren Beitrag.
    Liebe Grüße, Lotta.

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  4. Das Kloster wäre auch meins, ich liebe Häuser und Orte mit Geschichte und diesem besonderen Gespür, Du weisst, was ich meine? Und es ist doch wunderbar, dass es erhalten geblieben ist!
    Vielen Dank für Deine schöne Führung an einen besonderen Ort!
    Ganz liebe Grüessli, Rita

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  5. Eine Wohlfühloase für dich, das spürt man beim lesen. Und an das Geschenk von damals knüpfst du immer wieder an. Wie wertvoll Orte sein können im Leben schreibst du sehr schön.
    L G Pia

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  6. Was für ein wunderschönes Haus für Seminare, Klöster haben eine besondere Atmosphäre. Dort würde es mir bestimmt auch gut gefallen. Klosteraufenthalte haben bei mir auch immer eine sehr langanhaltende Wirkung. Liebe Grüße, Christine

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  7. Ein wunderschönes Gebäude mit soviel Ausstrahlung und Atmosphäre.
    Sieht aus, als hätten auf mich 26 Jahre in BaWü ziemlich abgefärbt. ;-) Aber immerhin kenne ich den Osten und auch Berlin. Da stand aber noch die Mauer und ich war ein Kind...
    Liebe Grüße
    Andrea

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  8. Liebe Ghislana, wie schön Deine Bilder und Worte sind. Klöster haben etwas so unendlich feines, fast nicht greifbares, das mich persönlich stets glücklich macht. Es ist eine besondere Atmosphäre und Geschenk an solchen Orten sein zu dürfen.
    Der kleine Blick in Deine Zelle von damals ist herrlich. Wunderschöne Ergebnisse, so besonders wie der Ort.

    Viele liebe Grüße zu Dir
    Deine Erika

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  9. ...ist das schön dort, liebe Ghislana,
    und wunderbar, dass sich Menschen gefunden haben, die diese Schönheit erhalten und bewahren...danke dir sehr für diese Vorstellung...und das Seminarprogramm werde ich mir mal genauer anschauen...wir gehen dieses Jahr leider nicht pilgern, weil es irgendwie bei allen nicht passt -nicht nur von der fehlenden Zeit...nach den Jahren ist wohl mal ein Pause dran...ich dachte schon an einen kreativen Kurs, habe mich aber noch nicht gekümmert...vielleicht klappt es ja doch, wenn sicher auch erst im nächsten Jahr, die Leipzigreisen haben meinen Urlaub beansprucht...und jetzt schaue ich mir in ruhe noch einmal alle deine Bilder an...

    liebe Grüße Birgitt

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    1. das ist ja nur 150 km von hier entfernt und das angebotene Programm sehr umfangreich, das muß ich mir wirklich mal genauer anschauen, danke!!!

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  10. Ein schönes und sinnvolles Haus - ein "Zuckerl" für kreative Leute !
    Schönen Gruß,
    Luis

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  11. :) eine nette anekdote.
    und die bilder allein schon zaubern eine ganz besondre atmosphäre. wunderschön.

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  12. seit vielen, vielen jahren bekomme ich das programm aus inzigkofen, aber noch nie habe ich es geschafft, dort einen workshop zu besuchen. nach deinem wunderbaren bericht, sollte ich nun wirklich mal dorthin fahren!
    liebe grüße
    mano

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  13. Grandios, wenn sich alles nach und nach aneinander reiht und damit zusammenfügt. So als hätte eines der entstandenen Bücher nur darauf gewartet, heute von dir bearbeitet zu werden. Wenn das mal nicht feine Kunst ist... LG mila

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Ich freue mich sehr über eure Gedanken.
Bitte aber keine anonymen Kommentare.